Fumaderm, das hilft bei über 50 % der Psoriasis Patienten wirklich super, sagte mein Arzt vor ca. fünf Jahren zu mir. Und hat dabei kaum Nebenwirkungen. Zu schön, um wahr zu sein, dachte ich mir und begann nach unzähligen Vortherapien diese vielversprechende Reise. Ich musste dabei feststellen, dass die Schuppenflechte bei mir nicht verschwand, konnte aber auch viele Vorteile erkennen.

Ich und dieses Fumaderm

Etwa seit meinem neunten Lebensjahr nenne ich Psoriasis meinen treuen Begleiter. Ich habe bereits einige physikalische Therapien (z.B. UV-B-Bestrahlung oder eine Bade-Licht-Therapie) sowie verschiedene äußerliche Therapien (z.B. mit Kortison oder Vitamin-D3) hinter mir (mehr Infos zu den verschiedenen Therapien). Alles hat irgendwie geholfen, aber eben nur so lange, bis ich faul wurde und nicht jeden Tag die zeitaufwendige Therapie über mich ergehen lassen wollte. Vor ca. fünf Jahren – mit meiner Haut ging es quasi monatlich bergab – musste eine Therapie her, die einfach anzuwenden und vor allem wenig zeitaufwendig war. Mein Hautarzt empfahl mir dann Fumaderm. Dies sei sehr gut verträglich und habe auch bei mehr als jedem zweiten Patienten eine gute Wirkung. Jedoch nicht bei allen. Gesagt getan. Ich wollte den Einstieg in die systemische Therapie wagen. Ich hatte genug gelitten.

Was ist dieses Fumaderm und wie wirkt es nochmal

Um wirklich bei null zu beginnen, sollte die grundlegende Wirkungsweise von Fumaderm bekannt sein (mir reicht es nicht, mich „nur“ auf die Meinung meines Arztes zu verlassen). Fumaderm ist ab mittelschwerer Psoriasis zu empfehlen und wird in der Regel mit geringer Konzentration gestartet. Dabei ist der Wirkstoff eine Kombination aus Fumarsäureestem, welche Einfluss auf die gesteigerte Zellteilung bei Psoriasis nimmt und antientzündlich wirkt. Bei gesunden Menschen dauert die Erneuerung der Haut 28 Tage, bei Menschen mit Psoriasis nur etwa vier bis sechs Tage. Dieses Problem, welches zur bekannten Rötung und Schuppung führt, soll unterbunden werden. Auch Nebenwirkungen können auftreten. Bei ca. der Hälfte der Patienten kommt es zu einer Veränderung des weißen Blutbildes. Zudem kann es zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion und der Leberwerte kommen. Daher ist es wichtig, regelmäßig Blut sowie Urin zu untersuchen. Entscheidend ist auch eine gewisse Vorerfahrung mit (unwirksamen) Therapien, bevor Fumaderm zur Option erklärt wird.

Meine erste Tablette oder wie alles begann

Nach einer umfassenden Voruntersuchung mit Blut- und Urintest ging es auch schon wenige Tage nach meinem Erstgespräch gemeinsam mit meinem Hautarzt los. Am Anfang steht die Einnahme von Fumadern initial – einer abgeschwächten Variante des eigentlichen Wirkstoffs. In der ersten Woche täglich eine, in der zweiten Woche täglich zwei und in der dritten Woche jeden Tag drei Tabletten einnehmen. Schon ist die Packung mit 40 Tabletten leer. Die Pillen sind klein und einfach zu schlucken. Alles in allem bemerkte ich die ersten drei Wochen: nichts. Parallel zur oralen Einnahme bekam ich verschiedene Wirkstoffcremes, welche die Abheilung in der Anfangszeit unterstützen sollen. Anschließend beginnt die richtige Therapie, wobei mit Absprache beim Arzt eine schrittweise Steigerung bis zu sechs Tabletten täglich möglich ist. Während der gesamten Therapie fühlte ich mich, als ob ich eine leichte Abhängigkeit entwickelt hätte. Vor jeder kurzen und langen Reise überprüfte ich mehrmals, auch genügend blaue Pillen (nicht nur Viagra ist blau) gegen die ungeliebte Schuppenflechte im Rucksack zu haben. Neigte sich die Packung insgesamt langsam dem Ende zu, entwickelte ich ungewohnt trickdiebische, aber legale, Methoden, an ein neues Rezept zu kommen.

Steigerung auf die Maximaldosis

Bereits nach wenigen Wochen war die Maximaldosis von Fumaderm erreicht. Jeweils zwei Tabletten am Morgen, Mittag und Abend nahm ich zu mir. Dazu kamen regelmäßige Besuche beim Hautarzt und ab und an die Pflege der Haut. Also eigentlich genau, was ich seit Jahren gesucht hatte: Eine einfache und wenig zeitintensive Therapie. Jedoch ließen auch die Nebenwirkungen nicht allzu lange auf sich warten. Ca. einmal pro Woche wurde mir plötzlich heiß, sehr heiß, und mein Kopf wurde in etwa so rot wie eine reife Tomate. Dieser sogenannte Flush störte etwas, besonders da sich kein Schema erkennen ließ, wann er einsetzte. Mal mitten in der Nacht, mal auf einer Hochzeit. Grundsätzlich aber eine mehr als verkraftbare Nebenwirkung, was spätestens beim Vergleich der möglichen Nebenwirkungen – alle fein säuberlich auf dem Beipackzettels aufgelistet – klar wird. Im Nachhinein habe ich mit einigen Fumaderm-Nutzern gesprochen, welche zudem über Übelkeit, ein flaues Gefühl im Magen oder eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit berichten. Was allerdings bei nahezu allen auftrat, waren Flush in verschiedenen Intervallen.
Ca. sechs bis acht Wochen nach dem Start der Therapie stellten sich erste Erfolge ein. Die Haut juckte und schuppte weniger, ließ sich leichter durch Pflegecremes kontrollieren und weitere Schübe blieben aus. Um bessere Ergebnisse zu erzielen, wurde die Maximaldosis über ca. zwei Monate aufrecht erhalten, bevor die sogenannte Erhaltungsdosis anvisiert wurde. Diese beinhaltet in etwa eine bis zwei Tabletten pro Tag. Meine Haut hat sich in dieser Zeit zwar weiter stabilisiert, jedoch traten auch keine großartigen Verbesserungen der Plaques auf.

Das Ende und ein Rückblick

Nachdem ich nach ca. fünf Monaten relativ enttäuscht von der Wirkung von Fumaderm war, setzte ich die Tabletten wieder ab. Dies war in meinem Fall problemlos möglich und erforderte lediglich ein kurzes (und überflüssiges) Date mit dem Hautarzt. Anschließend blieben auch die regelmäßigen Flush schnell aus und es stellte sich der gewohnte Urzustand in meinem Körper ein. Dies beinhaltete auch, dass meine Haut schlagartig schlechter wurde (ein Psoriasis-Schub) und die Schuppung und der Juckreiz wieder auf das gewohnte Niveau anwuchsen. Da dies einige Wochen komplett ausgeblieben war, stellte sich dieser Zustand als besonders unschön dar.

Was habe ich daraus gelernt und Tipps für andere Betroffene

Nach dem Absetzen des Wirkstoffs wurde mir erst bewusst, dass die Therapie eigentlich doch Wirkung zeigte. Lediglich meine Erwartungen waren deutlich zu hoch. So stellte ich mir zu Beginn der Therapie regelmäßig den erscheinungsfreien Zustand meiner Haut vor. Die Erwartungshaltung, welche auch vom Arzt indirekt getriggert wurde, hatte schließlich den Effekt in den Schatten gestellt. Oder Mind over Body, wie man so schön neu-deutsch sagt. Zudem stellte sich in der Anfangszeit eine parallele Therapie mit Wirkstoffcremes als unerlässlich heraus. In meinem Fall konnte ich die Psoriasis vor allem mit verschiedenen Lotionen, Salben und Cremes in Schach halten. Ich bin mir nicht sicher, wie der Effekt ohne diese zusätzliche Therapie ausgefallen wäre. Natürlich ist dies eine kurzfristige Maßnahme zur anfänglichen Unterstützung. In meinen Augen aber eine wichtige Grundlage zum Gelingen der Therapie.
Rückblickend wäre ein Anpassen meines Lebensstils vermutlich auch keine schlechte Idee gewesen. In der Blüte meiner Studienzeit wollte ich aber weder auf Alkohol noch auf gutes Essen verzichten. Auch regelmäßiger Stress hatte sicherlich keine förderliche Wirkung auf die Fumaderm-Anwendung. Mir ging es jedoch darum, eine Therapie zu finden, welche sich an mein Leben anpasst, und nicht umgekehrt. Und dies erfüllte Fumaderm, wenn auch nicht zu 100%.

Würde ich es wieder tun?

Würde ich erneut eine Therapie mit Fumaderm beginnen? Definitiv. Jedoch muss sich jeder selbst über die möglichen Nebenwirkungen im Klaren sein und diese spätestens mit der eingestellten (oder ausgebliebenen) Wirkung der Psoriasis-Therapie abgleichen. Mir war damals – u.a. geprägt durch eine zu hohe Erwartungshaltung – die Wirkung im Vergleich zu den möglichen Nebenwirkungen einfach zu gering. Das Gespräch mit anderen Patienten, welche zum Teil seit Jahren „Fumaderm-Junkies“ waren, bestätigte meinen grundsätzlich positiven Eindruck. Zum einen lernte ich einige Patienten mit einer komplett abgeheilten Haut kennen, zum anderen wurde mir über eine deutliche Abmilderung der Schuppenflechte berichtet. Nicht verschweigen will ich natürlich auch die Betroffenen, die Fumaderm ohne Verbesserung (aber zum Teil mit erheblichen Nebenwirkungen) eingenommen haben. Letztlich empfinde ich die Therapie als eine gute und relativ nebenwirkungsarme Möglichkeit, gegen den unliebsamen Freund Psoriasis vorzugehen. Und was ich an der Therapie besonders schätze: Sie ist einfach und schnell und nimmt die Komplexität etwas aus dem Alltag eines Patienten. Was mich bei systemischen Medikamenten aber immer etwas stört ist die Tatsache, dass ich nicht zu 100% weiß, was wirklich ab der Einnahme des Wirkstoffs mit meinem Körper passiert.
Wie sind deine Erfahrungen mit Fumaderm? Oder hast du Erfahrungen mit anderen Therapien? Melde dich bei uns und wir erzählen auch deine Geschichte.