Impfen und Schuppenflechte sowie Neurodermitis sind eng miteinander verbunden. Einige Medikamente gegen Psoriasis und Neurodermitis können das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen. Impfungen können diese Erkrankungen verhindern. Allerdings treten bei Schutzimpfungen und Schuppenflechte sowie Neurodermitis immer wieder auch Nebenwirkungen auf. Daher gehen wir der Frage nach, inwiefern Impfen Schuppenflechte und Neurodermitis beeinflusst. 

Was ist eine Impfung?

Bei einer Impfung werden dem Körper gezielt Krankheitserreger zugeführt. Dies trainiert das Immunsystem. Nach der Impfung kann es Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien schnell erkennen und gezielt bekämpfen.

Bei der Impfung werden bestimmte Moleküle des Erregers in den Körper eingeführt. Mediziner nennen diese Moleküle, die eine Immunantwort auslösen, Antigene. Durch die Injektion der Antigene lernt das Immunsystem, feindliche Eindringlinge zu erkennen. Es produziert rasch Antikörper und speichert diese auch für die Zukunft.

Kommt es nun zu einer Infektion, so greift das Immunsystem die Angreifer sofort an. Die Krankheitserreger können sich nicht im Körper verteilen und die Krankheit bricht nicht aus.

Verschiedene Arten von Impfungen

Mediziner verabreichen Impfstoffe in einer bestimmten Form, sodass sie eine Immunreaktion auslösen, ohne dass es zu einer ernsthaften Erkrankung kommt. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene Arten von Impfstoffen. Die wichtigste Unterscheidung ist zwischen Lebendimpfstoffen und Totimpfstoffen.

Diese Unterscheidung ist auch für Autoimmunerkrankungen wichtig. So gelten beispielsweise bei der Kombination Impfen und Schuppenflechte besondere Vorsichtsmaßnahmen. 

Impfen mit Lebendimpfstoffen

Bei Schutzimpfungen mit Lebendimpfstoffen wird eine abgeschwächte Form des Krankheitserregers in den Körper eingeführt. Da der Erreger geschwächt ist, verursacht er keine wirkliche Erkrankung. Die Dosis ist allerdings so gewählt, dass die Körperabwehr im Rahmen der Behandlung trotzdem reagiert. So werden Antikörper gebildet und das Immunsystem für eine mögliche Infektion trainiert. 

Vorteile der Lebendimpfung

Da bei dieser Impfmethode lebende Krankheitserreger in den Körper eindringen, wird das Immunsystem bestmöglich auf eine mögliche Erkrankung vorbereitet. Meist reichen nur ein oder zwei Dosen des Impfstoffes aus, um eine lebenslange Immunität zu garantieren.

Nachteile

Da sie lebende Krankheitserreger enthalten, werden abgeschwächte Lebendimpfstoffe nicht an Personen mit geschwächtem Immunsystem verabreicht. So werden beispielsweise Personen, die gerade eine Chemotherapie durchlaufen, nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft.

Wichtig ist auch, dass Lebendimpfstoffe immer gekühlt aufbewahrt werden müssen. Ansonsten besteht das Risiko, dass der geschwächte Erreger stirbt. Die Impfung wäre dann unwirksam.

Typische Lebendimpfungen sind

  • Masern,
  • Röteln,
  • Mumps,
  • Windpocken,
  • Kinderlähmung oder
  • Influenza (als Nasenspray für Kinder).

Impfen mit Totimpfstoffen

Bei Totimpfstoffen wird mit toten oder inaktivierten Krankheitserregern gearbeitet. Die spezifischen Viren oder Bakterien werden durch Hitze oder Chemikalien abgetötet. Die dann toten Zellen werden anschließend als Impfung verabreicht. Auch wenn der Krankheitserreger tot ist, kann das Immunsystem aus seinen Antigenen lernen. 

Vorteile

Ein großer Vorteil dieser Methode ist die risikolose Lagerung der Impfstoffe. Da die Krankheitserreger gefriergetrocknet sind besteht kein Risiko, die Wirkung abzuschwächen. Andererseits besteht auch kein Risiko, dass sich das Virus oder Bakterium wieder “aktiviert” und so ernste Krankheiten auslöst.

Nachteile

Da der Krankheitserreger tot ist, ist die Impfung mit Totimpfstoffen eine abgeschwächte Abbildung der Realität. Oft sind mehrere Dosen der Impfung nötig, um den Körper ausreichend gegen die Erreger zu trainieren. 

Typische Totimpfstoffe sind

  • Hepatitis A,
  • Influenza,
  • Cholera,
  • Pneumokokken,
  • Tollwut oder
  • Polio.

Welche Impfungen werden empfohlen?

Je nach Alter und Geschlecht werden unterschiedliche Schutzimpfungen empfohlen.

Um den individuell besten und sinnvollsten Schutz zu finden, ist es ratsam, sich hier mit einem Impfspezialisten abzusprechen. Gerade bei Krankheiten wie Psoriasis, Psoriasis-Arthritis oder Neurodermitis sollte beim Impfen ein Arzt zurate gezogen werden.

Die wichtigsten Schutzimpfungen

Tetanus (Wundstarrkrampf)

Tetanus wird durch ein Bakterium in der Erde verursacht. Die Infektion kann schon durch eine kleine Verletzung erfolgen. Die Krankheit verläuft oft dramatisch und kann tödlich enden. Die Grundimmunisierung erfolgt im Kindesalter, danach sind regelmäßige Auffrischungen nötig. 

Diphtherie 

Auslöser dieser Erkrankung ist ein Bakterium, das sich mittels Tröpfcheninfektion überträgt. Eine schwere Lähmung oder eine lebensbedrohliche Infektion sind mögliche Folgen. Die Grundimmunisierung erfolgt im Kindesalter, danach sind regelmäßige Auffrischungen nötig. 

Polio (Poliomyelitis, Kinderlähmung)

Polio wird durch Viren ausgelöst. Auch wenn hauptsächlich junge Kinder erkranken, kann Polio auch Erwachsene betreffen. Daher sollte die Grundimmunisierung im Kindesalter erfolgen und bei Reisen in Risikogebiete aufgefrischt werden. 

Mumps 

Mumps ist eine Viruserkrankung, die sich als Tröpfcheninfektion verbreitet. Hohes Fieber und die krankheitstypischen dicken Backen sind die Folge. Wird die Basisimmunisierung als Kind durchgeführt, besteht ein lebenslanger Schutz. 

Masern

Diese hochansteckende Infektionskrankheit führt zu hohem Fieber und einer generellen Schwächung des Körpers. Typisch sind rote Hautflecken auf dem Körper. Masern wird von Viren verursacht. Eine Grundimmunisierung als Kind schützt das ganze Leben. 

Röteln

Röteln wird durch Viren ausgelöst. Vor allem für Schwangere und Frauen, die schwanger werden wollen, ist sie hochriskant. Wurde die Impfung nicht als Kind durchgeführt, kann dies als Erwachsener nachgeholt werden. 

Reiseimpfungen

Steht eine Reise an, macht es Sinn, sich über Schutzimpfungen zu informieren. Gerade bei exotischen Destinationen besteht zum Teil ein hohes Infektionsrisiko mit Krankheiten, die in Zentraleuropa kein Risiko darstellen.

Typische Schutzimpfungen für Fernreisen sind:

  • Typhus,
  • Hepatitis,
  • Polio,
  • Diphtherie,
  • Tetanus,
  • Tollwut,
  • Gelbfieber oder
  • Cholera.

Das lokale Tropeninstitut ist hier ein guter Ansprechpartner. 

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Auch wenn Impfstoffe sehr sicher sind, so kann es doch zu Nebenwirkungen kommen. Meist sind die Nebenwirkungen nach einer Impfung mild. Sie umfassen beispielsweise Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle, leichtes Fieber, Müdigkeit und Kopfschmerzen.

Dies ist im Regelfall ein Zeichen dafür, dass der Körper beginnt, Immunität gegen die Krankheit aufzubauen. Treten hingegen schwerere Nebenwirkungen wie hohes Fieber, Lähmung oder ein allergischer Schock auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. 

Wie kann Impfen Schuppenflechte und Neurodermitis beeinflussen?

Grundsätzlich gelten für Patienten mit Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Neurodermitis dieselben Empfehlungen wie für Menschen ohne diese Erkrankungen. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die diese Patienten berücksichtigen sollten.

Impfungen schützen vor Infektionen

Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Neurodermitis (atopische Dermatitis) sind chronische Erkrankungen des Immunsystems. Bei schweren Krankheitsverläufen kommen in der Therapie Medikamente zur Anwendung, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva). Dies macht das den Körper anfälliger für Infektionen. Hier können die richtigen Impfungen schützen. 

Rechtzeitig vorsorgen

Bei schweren Krankheitsverläufen von Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Neurodermitis verordnen Ärzte eine systemische Therapie zur Behandlung. Die Wirkstoffe werden im Rahmen der Behandlung innerlich zugeführt (Tabletten, Infusionen) und wirken im ganzen Körper. Diese Form der Therapie kann das Immunsystem des betroffenen Menschen herausfordern.

Stehen Schutzimpfungen aus, so empfehlen Mediziner die Durchführung vor dem Beginn der Therapie. Das Gleiche gilt für Impfungen, die aufgefrischt werden müssen.

Impfen bei Schuppenflechte und Neurodermitis: Vorsicht bei Lebendimpfstoffen!

Bei einer Schutzimpfung bei Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Neurodermitis muss insbesondere bei Verwendung von Lebendimpfstoffen aufgepasst werden. Durch die Behandlung mit lebenden Krankheitserregern wirkt die Lebendimpfung meist intensiver auf das Immunsystem als Totimpfstoffe. 

Dies gilt für allem in folgenden Fällen:

  • Bei einer Therapie mit Biologika.
  • Bei der Behandlung mit Methotrexat.
  • Wenn Ciclosporin A eingesetzt wird.

Auch Reiseimpfungen werden oft mit Lebendimpfstoffen durchgeführt. Da diese Impfungen auch oft über den Zeitrahmen von vielen Wochen durchgeführt werden, müssen sie in Abstimmung zwischen einem Impfspezialisten und dem behandelnden Arzt durchgeführt werden. 

Kann Impfen Schuppenflechte und Neurodermitis negativ beeinflussen?

Generell bestehen bei Impfungen von Patienten mit Psoriasis oder Neurodermitis die gleichen Risiken wie bei “gesunden” Menschen. Es kann also zu allen gängigen Nebenwirkungen kommen.

Impfen bei Schuppenflechte und Neurodermitis kann jedoch eine weitere mögliche Reaktion verursachen: Impfungen können einen neuen Schub von Psoriasis und Neurodermitis auslösen beziehungsweise den Hautzustand des Patienten verschlechtern. Dieser Zusammenhang ist noch nicht eindeutig belegt, dennoch gibt es Hinweise, die auf eine Verbindung hindeuten.

Ärzte sprechen hierbei häufig vom Köbner-Phänomen. Das Köbner-Phänomen (auch isomorpher Reizeffekt genannt) ist eine seltene Reaktion der Haut auf mechanische, thermische oder anderweitige Reizung. Eine Form dieser Reizung kann die Impfung sein.

Gibt es eine Impfung gegen Schuppenflechte und Neurodermitis?

Seit Jahren suchen Wissenschaftler nach einer Impfung gegen Psoriasis und Neurodermitis. Doch bis dato gibt es keine zugelassene Impfung. Einige vielversprechende Ansätze bringen jedoch Hoffnung.

Studien untersuchen Medikamente, die das Immunsystem teilweise deaktivieren. So werden Symptome deutlich vermindert. Bei einigen Testpersonen verschwanden sie sogar völlig. Andere Studien untersuchen die Blockierung von bestimmten Proteinen im Körper, die die Überreaktion des Immunsystems drosseln. 

Covid-19-Impfung bei Schuppenflechte und Neurodermitis

Seit Beginn der Pandemie stellen sich Patienten mit chronisch-entzündlichen Krankheiten wie Psoriasis, Psoriasis Arthritis und Neurodermitis die Frage, ob sie ein höheres Ansteckungsrisiko für SARS-CoV-2 beispielsweise durch die Behandlung und Therapie aufweisen.

Laut aktueller Studienlage stellt eine Hautentzündung allein kein größeres Risiko für eine erhöhte Ansteckungswahrscheinlichkeit mit SARS-CoV-2 dar.

Jedoch weisen die Patienten ein erhöhtes Risiko für Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) wie Fettleibigkeit (Adipositas), Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Diabetes mellitus auf. Liegt eine oder sogar mehrere dieser Begleiterkrankungen vor, dann erhöht sich das Risiko für einen schwereren Verlauf der Covid-19 Erkrankung.

Zudem stellt sich für viele betroffene Menschen die Frage, ob eine Covid-19-Imfpung bei Krankheiten wie Psoriasis, Psoriasis Arthritis und Neurodermitis empfohlen wird. Auch hier zeigt die Meinung der Mediziner, dass es keine medizinischen Gründe gibt, sich gegen eine Covid-19-Impfung zu entscheiden.

Auch Patienten mit schwerem Verlauf einer Psoriasis, Psoriasis-Arthritis oder Neurodermitis, die eine systemische Therapie mittels immunmodulierender oder immunsupprimierender Wirkstoffe erhalten, können sich impfen lassen. Hierbei sollte jedoch der Zeitpunkt der Covid-19-Impfung in Absprache mit dem behandelnden Dermatologen gewählt werden.

Die Empfehlung der Mediziner lautet, die Covid-19-Impfung idealerweise vor Beginn einer Therapie abzuschließen. Laut aktuellen Studien gibt es jedoch auch während einer bestehenden systemischen Therapie keinen Grund, die Therapie wegen einer Impfung abzubrechen oder zu verzögern.

Schutzimpfung bei Schuppenflechte und Neurodermitis ist eine wichtige Maßnahme

Richtig eingesetzt und sorgfältig überlegt, geht eine Schutzimpfung und Schuppenflechte / Schutzimpfung und Neurodermitis Hand in Hand. Wichtig ist, sich über die individuellen Bedürfnisse klar zu werden. Welche Impfungen sinnvoll sind, kann am besten im Gespräch mit dem behandelnden Arzt herausgefunden werden.

Auch wenn es nicht immer einfach ist, sich in dem großen Impfangebot zurechtzufinden, lohnt es sich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So ist ein optimaler Schutz gegeben, ohne den Körper mit möglicherweise unnötigen Schutzimpfungen zu überfordern. 

FAQ zu Impfen und Schuppenflechte / Impfen und Neurodermitis

Wie wirken Impfungen?

Impfungen trainieren das Immunsystem und bereiten es auf Krankheitserreger vor. Dies kann mit Lebendimpfstoffen oder mit Totimpfstoffen passieren. Nach der Verabreichung bildet der Körper einen Schutz (Antikörper) gegen eine Infektion.

Impfen bei Schuppenflechte und Neurodermitis – worauf muss ich achten?

Ein ausreichender Impfschutz ist für Patienten mit Psoriasis und Neurodermitis wichtig. Dennoch muss sorgfältig geimpft werden. Immer wieder treten Fälle auf, in denen die Impfung einen neuen Schub von Psoriasis oder Neurodermitis auslöst oder den Hautzustand verschlimmert. 

Existiert eine Impfung, die gegen Schuppenflechte und Neurodermitis wirkt?

Auch wenn es einige vielversprechende Studien gibt, so gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen Psoriasis oder Neurodermitis. 

Covid-19-Impfung bei Psoriasis und Neurodermitis?

Laut aktueller Studienlage gibt es keine medizinischen Gründe, die gegen eine Covid-19-Impfung bei Personen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Psoriasis, Psoriasis-Arthritis oder Neurodermitis sprechen. In Verbindung mit einer systemischen Therapie sollte der Zeitpunkt einer Covid-19-Impfung jedoch mit dem behandelnden Dermatologen gewählt werden.

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Quellen:

Impfen Pro & Contra: Das Handbuch für die individuelle ImpfentscheidungMartin Hirte, Knaur MensSana Verlag, 2018

Gute Impfung – Schlechte Impfung: Der umfassende RatgeberBert Ehgartner, Ennsthaler Verlag, 2019

Study Finds Potential Vaccines for Psoriasis, Allergies, and Alzheimer Diseasevia: https://www.ajmc.com/newsroom/study-finds-potential-vaccines-for-psoriasis-allergies-and-alzheimers-disease#:~:text=Combining%20a%20tetanus%20vaccine%20with,disease%2C%20according%20to%20a%20study. (Stand Juli 2020)

https://www.bvdd.de/aktuelles-presse/newsroom/alle-nachrichten/details/patienten-unter-immunmodulierender-immunsuppressiver-therapie-bei-chron-entz-dermatosen/ (Stand Mai 2021)

https://www.psoriasis-bund.de/fileadmin/images/PSO_Magazine/02_Archiv/PSO_Magazin_2021/PSO_1-21/Impfen_gegen_das_Coronavirus_bei_Psoriasis.pdf (Stand Mai 2021)