Neurodermitis Therapie mit Laktobazillen ist ein neuerer Behandlungsansatz, der von vielen als vielversprechend angesehen wird. Was Laktobazillen sind, wie sie wirken und ob ein Einsatz als Therapie bei Neurodermitis wirklich Sinn macht, beleuchten wir in diesem Artikel.
Inhalt:
Warum stehen Bakterien im Fokus der Forschung?
Bakterien mögen klein sein, aber sie spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Haut im Allgemeinen und bei der Behandlung von Neurodermitis im Besonderen. So weiß man schon länger, dass Bakterien als “Nebeneffekte” von schweren Erkrankungen Infektionen auslösen können. Ein anderer Ansatz geht davon aus, dass die Bakterien, die sich ganz normal auf der Haut befinden, ebenfalls Entzündungen auslösen können.
Untersuchungen zeigen, dass bei Menschen, die an Neurodermitis leiden, das Gleichgewicht der Bakterien stark aus der Balance geraten ist und “schlechte” Bakterien wie Staphylococcus überwiegen. Neuere Behandlungsansätze setzen Bäder mit verdünnten Bleichmitteln zur Behandlung ein, um das Gleichgewicht der Hautbakterien wieder herzustellen, was auch erste vielversprechende Ergebnisse zeigt.
War der Zusammenhang von Bakterie und Gesundheit schon immer bekannt?
Bakterien wurden Ende des 17. Jahrhunderts entdeckt und sind seit dem Gegenstand der Forschung. Noch vor einigen Jahrzehnten herrschte der Ansatz vor, dass die scheinbar schädlichen Mikroorganismen, die auf unserem Körper leben, mit Desinfektionsmitteln, Antibiotika und anderen Medikamenten beseitigt werden müssten. Inzwischen hat sich die Sicht auf Bakterien geändert und die Wissenschaft hat erkannt, wie wichtig viele der Bakterien im Körper und auf der Haut für unsere Gesundheit sind. Ganz besonders im Fokus stehen hier die Probiotika.
Wie wichtig sind Bakterien wie Probiotika für unsere Gesundheit?
Unser Körper beherbergt eine Vielzahl von Bakterien – sie übersteigen die Anzahl unserer Zellen um den Faktor zehn! Die Gesamtheit der in und auf unserem Körper lebenden Mikroorganismen wird als Mikrobiom bezeichnet und ist ein großes Forschungsgebiet. Vor allem die Fragen, wo und in welcher Menge sich Mikroorganismen im und auf dem Körper befinden und welche Effekte sie auf die menschliche Gesundheit haben, beschäftigen die Forschung. Auch die Frage, inwieweit Bakterien akute oder chronische Erkrankungen auslösen können, wird zunehmend untersucht. Dabei stehen Erkrankungen wie Neurodermitis, Atemwegserkrankungen, Diabetes, Fettleibigkeit und Autoimmunerkrankungen besonders im Fokus. Die Hoffnung der Forschung: Bakterien wie Probiotika anstelle von oder zusätzlich zu Medikamenten wie Antibiotika einzusetzen, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und zu heilen.
Was sind Probiotika?
Probiotika sind lebende Mikroorganismen wie zum Beispiel Bakterien, die mit den im menschlichen Körper natürlich vorkommenden Mikroorganismen identisch, oder diesen ähnlich sind und der Gesundheit zuträglich sein können. Sie sind unverdauliche Inhaltsstoffe, die das Wachstum gesunder Bakterien stimulieren und das Wachstum von für den Menschen schädlichen Bakterien hemmen. Eines der wichtigsten Probiotika sind Laktobazillen. Probiotika kommen beim Menschen im Darm und auf der Haut vor. Die Summe dieser Bakterien wird Mikrobiom genannt.
Was sind Laktobazillen?
Unter Laktobazillen wird die Familie der Lactobacillus zusammengefasst. Sie gehören zu den Milchsäurebakterien und erzeugen durch Gärung Milchsäure. Das Wort Laktobazillen setzt sich aus dem lateinischen Wort für Milch (lactis) und Bazillus (Lateinisch für kleiner Stab) zusammen. Sie gehören neben anderen Bakterien wie den Bifidobakterien zur normalen mikrobiellen Flora des Menschen. Neben der Milchsäure produzieren Laktobazillen auch antimikrobielle Substanzen wie Wasserstoffperoxid und Bakteriozine, also Proteine, die eine bakterizide Wirkung haben können.
Wie wirken sie im Darm?
Das Darmmikrobiom ist für zahlreiche biologische und metabolische Funktionen verantwortlich. Verändert sich das Gleichgewicht der Bakterien im Darm, kann dies zu Entzündungen führen. Auch kann der Stoffwechsel und die Glukoneogenese in der Leber durch dieses Ungleichgewicht beeinflusst werden, was eine Auswirkung auf den Cholesterinspiegel haben kann. Eine besonders wichtige Funktion des Darmmikrobioms ist, dass es maßgeblich an einem starken Immunsystem beteiligt ist, indem es die Darmbarriere verbessert.
Wie wirken Laktobazillen auf die Haut?
Auf der Hautoberfläche sind 4 Stämme von Probiotika vorherrschend: Firmicutes (zu der auch das Laktobazillus gehört), Actinobakterien, Proteobakterien und Bacteriodetes. Menschen, die an Neurodermitis leiden, haben oft eine geringere Mikrobiomdiversität, der Bakterienhaushalt ist also aus dem Gleichgewicht geraten. Eine Veränderung der Zusammensetzung der Bakterien auf der Haut wurde auch bei anderen dermatologischen Zuständen wie Rosacea, Akne, Schuppenflechte oder seborrhoischer Dermatitis beobachtet.
Haben Laktobazillen einen Einfluss auf Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, die durch trockene Haut, intensiven Juckreiz und ekzematöse Hautläsionen gekennzeichnet ist. Die Auslösefaktoren sind komplex und umfassen Dinge wie genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und Lebensstil. Eine Rolle scheint auch die Zusammensetzung der Bakterien im Darm und auf der Haut zu spielen.
Funktionieren Probiotika wie Laktobazillen als Therapie bei Neurodermitis?
Das Thema Neurodermitis Therapie mit Laktobazillen ist Gegenstand vieler Studien. Dennoch gibt es aktuell noch keine eindeutigen Ergebnisse zur Wirksamkeit dieses Therapieansatzes. Gute Daten liegen für die Teilbereiche in Bezug auf die Prävention von Magen-Darm-Erkrankungen durch Laktobazillen vor, für viele andere Bereiche fehlt aber noch eine ausreichende Anzahl an standardisierten Studien.
Wirkt eine vorsorgliche Therapie bei Neurodermitis mit Laktobazillen?
Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die von Neurodermitis betroffen sind, oft eine veränderte Bakterienflora haben. Ein interessanter Ansatz kann es daher sein, durch bestimmte Bakterien die Haut bei der Heilung zu unterstützen. Besonders Laktobazillen sind für die Therapie bei Neurodermitis vielversprechend. Untersuchungen mit Probiotika wie Bifidobacterium bifidum, Bifidobacterium lactis und Laktobazillen deuten darauf hin, dass sie entzündungshemmend wirken können und einen positiven Effekt bei der Therapie von Neurodermitis haben, da der Einsatz von Probiotika wie Bifidobacterium und Laktobazillen als Therapie bei Neurodermitis die Ekzembildung verringern kann.
Kann eine akute Neurodermitis mit Laktobazillen therapiert werden?
Der Einsatz von Laktobazillen zur Therapie von akuter Neurodermitis ist noch nicht eindeutig erforscht. Einige Studien zeigen, dass sich Laktobazillen positiv auf die Neurodermitis auswirken können, allerdings ist dieser Zusammenhang noch nicht klar belegbar.
Wie werden Laktobazillen zur Therapie von Neurodermitis eingesetzt?
Da es noch keine eindeutigen Studienergebnisse zum Thema Neurodermitis Therapie mit Laktobazillen gibt, gibt es auch noch keine eindeutigen Empfehlungen zu Dosierung und Therapiedauer. Die aktuelle Studienlage deutet aber darauf hin, dass eine hohe Dosis von Laktobazillen bei der Therapie von Neurodermitis wirksamer zu sein scheint, als eine niedrige Dosierung. Als hohe Dosis werden hierbei 3-50 Milliarden KBE (koloniebildende Einheit) pro Tag angesehen. Probiotika werden meist in Form von Kapseln verabreicht, können aber auch zusätzlich durch probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Miso und Kimchi ergänzt werden.
Hilft denn nun eine Therapie mit Laktobazillen bei Neurodermitis?
Da sich Probiotika positiv auf die Darmgesundheit und das Immunsystem auswirken, und entzündungshemmend wirken können, kann der Einsatz von Probiotika wie Laktobazillen bei der Therapie von Neurodermitis überlegt werden. Allerdings gibt es in der Literatur nicht genügend Daten, um Fragen zur optimalen Dosierung, zum optimalen Zeitpunkt für den Beginn der Behandlung und zur Dauer zu beantworten, die erforderlich sind, um vorteilhafte Wirkungen zu erzielen. Daher sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, ob eine Therapie der Neurodermitis mit Laktobazillen sinnvoll ist.
FAQ
Was sind Laktobazillen ?
Laktobazillen gehören zur Familie der Probiotika und sind Bakterien, die natürlich im Darm und auf der Haut vorkommen. Sie gehören zu den Milchsäurebakterien und erzeugen durch Gärung Milchsäure.
Wie werden Probiotika wie Laktobazillen verabreicht?
Im Regelfall werden Laktobazillen in Form von Kapseln verabreicht. Unterstützend dazu kann auch darauf geachtet werden, probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Kimchi, Kombucha und saure Gurken zu konsumieren.
Hilft eine Therapie mit Laktobazillen bei Neurodermitis?
Auch wenn sich Probiotika wie Laktobazillen positiv auf die Gesundheit auswirken und entzündungshemmend wirken können, so gibt es noch keine eindeutigen Studienergebnisse, die belegen, dass Laktobazillen bei Neurodermitis helfen.
Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben
Probiotika in der naturheilkundlichen Therapie: Einsatzbereiche, Diagnosen, Therapien Mathias Oldhaver und Wolfgang Spiller, Eubiotika Verlag, 2015
Probiotika: Mikroökologie, Mikrobiologie, Qualität, Sicherheit und gesundheitliche Effekte Jürgen Schulze, Ulrich Sonnenborn, Tobias Ölschläger, Wolfgang Kruis, Hippokrates; 1., Aufl. Edition, 2008
Prebiotics and probiotics in atopic dermatitis, Emilia Rusu et al, 2019, via: https://doi.org/10.3892/etm.2019.7678 (Stand Mai 2021)
Laura ist seit Mai 2019 Mitglied von Farbenhaut. Sie ist Marketing-Profi und hat den Anspruch, Psoriasis-Betroffenen bestmöglich zu helfen – mit spannenden Texten und fundiertem Hintergrund.
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