Das Leben kann manchmal ziemlich fies sein. Fiona ist etwas über 50 und leidet seit gut zehn Jahren an Psoriasis. Seit einigen Jahren hat sie nun auch der Brustkrebs fest in der Hand. Sie fühlt sich daher nicht mehr sehr weiblich und hat uns daher auch „nur“ ein Foto ihres Lieblings-Platzes (den sie viel zu selten sieht) mitgeschickt. Hier fühlt sie sich frei. Das neue Skinfluencer Interview.
Inhalt:
Die Interview-Reihe mit Psoriasis-Betroffenen: Skinfluencer
Es ist wieder soweit! Ein weiteres Interview in unserer Reihe „Skinfluencer“ erscheint. Im Mittelpunkt stehen dabei immer ganz normale Schuppenflechte-Patienten – so wie du und ich. Zukünftig werden in regelmäßigen Abständen bei Farbenhaut Interviews mit Leidensgenossen erscheinen – zusätzlich zu informativen Berichten und anderen Specials. An dieser Stelle bedanken wir uns bei Fiona für das heutige Interview. Sie war mutig und teilt hier ihre Geschichte. Unsere bisherigen Interviews findest du übrigens an dieser Stelle.
Das Interview mit Fiona
1. Willst du dich kurz vorstellen und uns etwas zu deinem bisherigen Krankheitsverlauf erzählen?
Ich bin Fiona und mittlerweile in meinen Fünfzigern angekommen. Seit etwas mehr als zehn Jahren leide ich an Psoriasis vulgaris und hatte mich damit auch gut arrangiert. Aber dann kam noch der Krebs dazu und hat alles schwieriger gemacht. Die Chemo-Therapie hat meiner Haut dann gar nicht gut getan, ganz zu schweigen von meiner Psyche. Meine Kraft hat die letzten Jahre doch ganz schön nachgelassen.
2. Was hat sich bei dir seit dem Ausbruch der Krankheit verändert?
Beim Ausbruch der Krankheit ist für mich eine kleine Welt zusammengebrochen. Ich habe es aber dank meines Mannes und meiner Kinder geschafft, die Schuppenflechte einigermaßen in mein Leben zu integrieren. Die wurde zwar immer schlimmer, aber irgendwie konnte ich damit umgehen. Als dann der Brustkrebs dazu kam, hat sich alles verändert. Die Chemo hat mir meinen Lebensmut etwas geraubt. Auch wenn die Ärzte sagen, ich bin über das Gröbste hinweg. Sowas hinterlässt im Kopf Spuren.
3. Welche Therapien hast du bereits ausprobiert und was wurde daraus?
Gegen meine Schuppenflechte habe ich hauptsächlich Cremes und Salben benutzt. Ich bin oft ans Meer gefahren und das war immer sehr toll. Überhaupt ist hier mein Lieblingsort. Man fühlt sich frei und das Leben fühlt sich so weit an. Leider habe ich in letzter Zeit nicht mehr so die Kraft, zu verreisen und bin lieber zu Hause.
4. Welche Tipps und Tricks kannst du allgemein an andere Betroffene weitergeben?
Akzeptieren und mit anderen darüber sprechen. Schon bevor ich beim Arzt war, hab ich mit meinem Mann über die Krankheit gesprochen und selbst die Diagnose gestellt (ich weiß, jetzt werden einige wieder schimpfen: Hobby-Arzt 😛 ).
5. Was war dein positivstes, was dein negativstes Erlebnis im Zusammenhang mit Schuppenflechte?
Mein positivstes Erlebnis war tatsächlich, als ich mit meiner Haut das Gefühl hatte, du packst das. Ist doch alles nicht so schlimm, ist ja nur deine Haut, die doof aussieht. Es war auch ein tolles Gefühl, dass die ganze Familie zusammengehalten hat.
Das negativste war die Diagnose Brustkrebs. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich dachte immer, das kann mich nicht erwischen oder eher das ist so weit weg, auch wenn es in meinem Bekanntenkreis den ein oder anderen Fall gab. Ich muss heute noch weinen, wenn ich an den Tag der Diagnose zurückdenke.
6. Was läuft deiner Meinung nach derzeit im Umgang mit Psoriasis falsch?
Wie schon in einigen Interviews geschrieben wurde, ist die Krankheit nicht sehr bekannt. Niemand weiß, wie schlimm die Schuppenflechte sich auswirken kann und dass sie eben nicht nur eine Hautkrankheit ist. Außerdem machen wir Betroffenen es uns auch oftmals viel zu schwer und stempeln uns selbst ab. Das hilft uns auf Dauer nicht weiter.
7. Was würdest du zu Jemandem sagen, der kürzlich die Diagnose Psoriasis bekommen hat?
Sei stark, sprich mit anderen über deine Krankheit und lass dich nicht unterkriegen. Informiere dich vor allem auch viel, was du machen kannst und verbringe viel Zeit am Meer 😉
8. Welche Themen bzw. Schwerpunkte würdest du dir zukünftig bei Farbenhaut wünschen?
Mehr Interviews und mehr Geschichten von Betroffenen. Die machen mir Mut. Noch vor ein paar Tagen hab ich mir gedacht, dass ich nie mit meiner Krankengeschichte in die Öffentlichkeit gehen werde. Und hier bin ich, wenn auch etwas in Anonymität ohne Bild (hier muss ich den anderen Interviewten ein ganz großes Kompliment machen).
Du möchtest auch deine Geschichte teilen?
Nun bist du an der Reihe! Hilf mit, Psoriasis vom fauchenden Löwen zum zahmen Kätzchen zu machen. Mach anderen Mut, offener und selbstbewusster mit der eigenen Krankheit und dem eigenen Körper umzugehen. Verrate deine Tricks, was dich zum Lachen oder zum Verzweifeln bringt. Und wie Willy Brandt schon zu sagen pflegte: „Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“. Hilf also auch du mit, die Geschichte von Psoriasis neu zu schreiben und erzähle mindestens zwei Millionen Betroffenen im deutschsprachigen Raum deine Story.
Bernd ist einer der beiden Gründer von Farbenhaut. Er leidet seit über 20 Jahren an Psoriasis, sieht die chronische Hauterkrankung aber mit mehr Gelassenheit als noch vor ein paar Jahren (was ein hartes Stück Arbeit war). Nichtsdestotrotz ist es ihm ein großes Anliegen, Psoriasis einfacher und sozial akzeptierter zu machen.
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