Ramona leidet erst seit einigen Jahren an Psoriasis. Pünktlich zur Rente hat sich die Hauterkrankung bei ihr eingenistet und macht ihr nicht nur körperlich zu schaffen. Auch schlägt sie ungewollt auf die Psyche, was ihr schon die eine oder andere schlaflose Nacht bereitet hat. Unser neues Skinfluencer Interview.

Die Interview-Reihe mit Psoriasis-Betroffenen: Skinfluencer

Es ist wieder soweit! Ein weiteres Interview in unserer Reihe „Skinfluencer“ erscheint. Im Mittelpunkt stehen dabei immer ganz normale Schuppenflechte-Patienten – so wie du und ich. Zukünftig werden in regelmäßigen Abständen bei Farbenhaut Interviews mit Leidensgenossen erscheinen – zusätzlich zu informativen Berichten und anderen Specials. An dieser Stelle bedanken wir uns bei Ramona für das heutige Interview. Sie war mutig und teilt hier ihre Geschichte. Unsere bisherigen Interviews findest du übrigens an dieser Stelle.

Das Interview mit Ramona

1. Willst du dich kurz vorstellen und uns etwas zu deinem bisherigen Krankheitsverlauf erzählen?

Ramona hier. Ich bin mittlerweile 72 Jahre alt [Anmerkung der Redaktion: und somit unsere bisher älteste Interviewpartnerin] und seit einigen Jahren in Rente. Ich habe mich nach vielen Jahren als Verkäuferin so darauf gefreut, mein Leben zu genießen. Doch dann kam die Schuppenflechte. Sie ist bis heute geblieben und eher schlechter als besser geworden über die Jahre. Zum Glück habe ich sie hauptsächlich am Oberkörper und den Beinen und kann sie gut verstecken. Was am schlimmsten für mich ist, ist dass ich auch viele Tage habe, an denen ich das Haus gar nicht verlassen möchte. Wenn meine Haut dann wieder wehtut und unmöglich aussieht. Dann tut mir das nicht nur innerlich weh. Und auch in der Nacht wache ich manchmal vor Schmerzen auf.

2. Was hat sich bei dir seit dem Ausbruch der Krankheit verändert?

Vieles. Ich schlafe schlechter, habe oft Albträume und bin irgendwie nicht mehr so fröhlich wie früher. Vielleicht liegt das auch an meiner Rente und dass ich jetzt nicht mehr so viel zu tun habe. Aber eigentlich genieße ich die Zeit ja auch. Ansonsten bin ich öfter beim Arzt oder suche immer nach guten Medikamenten. So einfach ist das alles nicht.

3. Welche Therapien hast du bereits ausprobiert und was wurde daraus?

Ich habe bisher fast nur Cremes ausprobiert. Viele davon mit Kortison, welche ich nach einer Zeit nicht mehr nehmen wollte. Gerade bin ich mit meinem Arzt im Gespräch, ob wir auf eine Lichttherapie umsteigen wollen. Ich bin mir aber noch unsicher.

4. Welche Tipps und Tricks kannst du allgemein an andere Betroffene weitergeben?

Hilf anderen und verurteile sie nicht. Ich habe Schuppenflechte mit Mitte 60 bekommen und habe mich vorher nicht viel um die Krankheit geschert, eher belächelt. Eine Freundin hat das schon ganz lange.

5. Was war dein positivstes, was dein negativstes Erlebnis im Zusammenhang mit Schuppenflechte?

Mein positivstes Erlebnis ist regelmäßig bei meinem Hautarzt. Ich habe einen tollen Arzt gefunden, der mich unterstützt seit ich das erste Mal bei ihm war. Ich fühle mich toll betreut.
Negativ sind die schlechten Nächte, die sich manchmal wirklich häufen. Es kommt schon vor, dass ich mir so viel Sorgen um meine Haute mache, dass ich gar nicht einschlafen kann. Das ist nicht schön.

6. Was läuft deiner Meinung nach derzeit im Umgang mit Psoriasis falsch?

Die Menschen müssen wissen, wie schlimm die Hautkrankheit ist. Und eben nicht nur eine Hautkrankheit, sondern sich auf so viele Bereiche des Lebens auswirkt. Das habe ich bis vor dem Ausbruch auch nicht verstanden.

7. Was würdest du zu Jemandem sagen, der kürzlich die Diagnose Psoriasis bekommen hat?

Erzähl mindestens deinen Verwandten von der Schuppenflechte. Beantworte jede Frage und nimm sie ernst. Verstecken macht alles wahrscheinlich nur noch schlimmer. Wir können so auch die unbegründete Angst vor der Schuppenflechte nehmen.

8. Welche Themen bzw. Schwerpunkte würdest du dir zukünftig bei Farbenhaut wünschen?

Ich würde mir mehr Behandlungsmethoden wünschen. Auch wenn mein Arzt toll ist, so will ich mich doch auch unabhängig informieren.

Du möchtest auch deine Geschichte teilen?

Nun bist du an der Reihe! Hilf mit, Psoriasis vom fauchenden Löwen zum zahmen Kätzchen zu machen. Mach anderen Mut, offener und selbstbewusster mit der eigenen Krankheit und dem eigenen Körper umzugehen. Verrate deine Tricks, was dich zum Lachen oder zum Verzweifeln bringt. Und wie Willy Brandt schon zu sagen pflegte: „Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“. Hilf also auch du mit, die Geschichte von Psoriasis neu zu schreiben und erzähle mindestens zwei Millionen Betroffenen im deutschsprachigen Raum deine Story.