Wir freuen uns riesig, unsere Interview-Reihe „Skinfluencer“ zu starten. Unser Ziel ist zu zeigen, dass du nicht alleine mit Psoriasis bist. Andere Betroffene scheitern an ganz ähnlichen Dingen. Wir wollen dir Mut machen, offen mit der Krankheit umzugehen, dir den einen oder anderen Tipp im Umgang mit Schuppenflechte an die Hand geben oder dir einfach ein spannendes Interview eines Gleichgesinnten präsentieren. Heute im ersten Farbenhaut-Interview: Anja aus dem Schwarzwald.

Die neue Interview-Reihe mit Psoriasis-Betroffenen: Skinfluencer

Heute ist es soweit! Unsere neue Reihe „Skinfluencer“ wird ins Leben gerufen. Wir interviewen dabei ganz normale Schuppenflechte-Patienten – so wie dich und mich. In regelmäßigen Abständen erscheinen zukünftig bei Farbenhaut, zusätzlich zu informativen Berichten, Interviews mit Leidensgenossen. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Anja, welche sich bereit erklärt hat, den Anfang zu machen. Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen des Interviews.

Das Interview mit Anja

1. Willst du dich kurz vorstellen und uns etwas zu deinem bisherigen Krankheitsverlauf erzählen?

Hallo, mein Name ist Anja aus dem schönen Schwarzwald und ich werde bald 46 Jahre alt. Ich kann gar nicht so genau sagen, seit wann ich die Schuppenflechte habe, aber so bewußt habe ich es mit ca. 17 Jahren wahrgenommen. Laut meinem damaligen Hautarzt war es aber keine Schuppenflechte. Ich bekam immer wieder verschiedene Salben und erst als ich in ein anderes Bundesland zog und den Arzt wechselte, wurde im Alter von 29 Jahren die Schuppenflechte diagnostiziert. Diese habe ich hauptsächlich auf dem Kopf. Dazu kam dann auch bald eine Psoriasis Arthritis, d.h. schmerzende und geschwollene Gelenke. Damals wusste ich aber nicht, dass es sich um eine PSA handelt, das wurde mir erst ca. 4 Jahre später klar. Eine Basistherapie habe ich leider nicht vertragen und mittlerweile bin ich, was die PSA betrifft, beschwerdefrei. Die Schuppenflechte auf dem Kopf ist nach wie vor vorhanden. Eine Reha in Davos im Jahr 2013 brachte Besserung, aber bald darauf war sie wieder da.

2. Welche Therapien hast du bereits ausprobiert und was wurde daraus?

Ich habe verschiedene Salben und Fluids ausprobiert, welche oft kurz halfen, aber dann stagnierte der Erfolg. Seit kurzem habe ich nun einen UV-Kamm, mit dem ich bereits während einer Reha in Davos gute Erfahrungen gesammelt habe. Ich hoffe, dass dieser Linderung bringt. Außerdem nehme ich Schwarzkümmel Öl sowie Kurkuma ein und seither wird die Haut auch etwas besser.

3. Welche Tipps und Tricks kannst du allgemein an andere Betroffene weitergeben?

Ich habe bei mir festgestellt, dass ich auf bestimmte Reizstoffe reagiere. Ganz extrem ist das wohl der Rotwein und daher lasse ich diesen weg. Alkohol allgemein ist nicht so positiv für die Schuppenflechte. Für kleine schuppige Stellen hilft mir auch sehr gut eine Sheabutter, da ich nicht nur kortisonhaltige Produkte verwenden möchte.

4. Was war dein positivstes, was dein negativstes Erlebnis im Zusammenhang mit Schuppenflechte?

Tja als negativ würde ich diesen ständigen Juckreiz bezeichnen. Es vergeht so gut wie keine Stunde, in der ich mich nicht kratzen muss. Positiv war mein Reha-Aufenthalt im schönen Davos, der mich lehrte, noch besser mit der Krankheit klar zu kommen.

5. Was läuft deiner Meinung nach derzeit im Umgang mit Psoriasis falsch?

Die Ärzte schauen sich die Patienten gar nicht mehr richtig an. Es vergehen oft Monate oder Jahre bis eine Diagnose der Schuppenflechte spruchreif wird. Gerade auch bei Psoriasis Arthritis durchleben die Menschen einen ewig langen Leidensweg, weil die Ärzte nicht auf die Idee kommen, dass die Gelenkschmerzen mit der Psoriasis zusammen hängen. Wenn ich zum Hautarzt gehe, dann wirft er z.B. nur einen kurzen Blick auf meinen Kopf und verschreibt irgendeine Salbe oder Lotion. Dabei hat er überhaupt nicht im Blick was er schon ausprobiert hat und was nicht. Das Problem ist auch, dass man gerade beim Dermatologen kaum Termine bekommt. Ich muss z.B. immer 4 Monate warten. Mittlerweile gehe ich schon gar nicht mehr hin, sondern lasse mir von meinem Hausarzt die gewünschten Salben verschreiben. Auch den Reha-Antrag hat diese für mich ausgefüllt.

6. Was würdest du zu Jemandem sagen, der kürzlich die Diagnose Psoriasis bekommen hat?

Ich würde auf jeden Fall empfehlen, sich einen wirklich guten Hautarzt zu suchen bzw. direkt in die Hautklinik zu gehen. Oftmals kann man auch mit ein bisschen Ernährungsumstellung eine leichte Verbesserung erfahren. Es gibt allerdings kein Mittel, das bei jedem hilft. Die Psoriasis ist so individuell wie die Menschen selbst. Was dem einen hilft, muss beim anderen nicht das gleiche bewirken.

7. Welche Themen bzw. Schwerpunkte würdest du dir zukünftig bei Farbenhaut wünschen?

Ich finde es super, dass Ihr Euch mit diesem Thema beschäftigt. Was ich ganz interessant fände ist die einzelnen Rehakliniken bzw. Akutkliniken vorzustellen mit Erfahrungsberichten der jeweiligen Patienten. Hier herrscht noch sehr viel Aufklärungsbedarf.
Mehr über Anja erfährst du auf ihrem Lifestyle-Blog Castlemaker.

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Nun bist du an der Reihe! Hilf mit, Psoriasis vom fauchenden Löwen zum zahmen Kätzchen zu machen. Mach anderen Mut, offener und selbstbewusster mit der eigenen Krankheit und dem eigenen Körper umzugehen. Verrate deine Tricks, was dich zum Lachen oder zum Verzweifeln bringt. Und wie Willy Brandt schon zu sagen pflegte: „Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“. Hilf also auch du mit, die Geschichte von Psoriasis neu zu schreiben und erzähle 2 Millionen Betroffenen im deutschsprachigem Raum deine Story.