Betroffene von Erkrankungen kämpfen auch heute noch teils mit sehr starken Vorurteilen. Die sogenannte Stigmatisierung (Stigma) betrifft dabei sowohl Menschen mit psychischen Erkrankungen als auch Patienten mit physischen Krankheiten.

Auch Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) leiden häufig unter den Vorurteilen, der Ausgrenzung und der Ablehnung ihres Umfeldes. Somit wird aus einer körperlichen Erkrankung sehr oft eine starke psychische Belastung.

Wir wollen einen Beitrag leisten und dir erklären, was Stigmatisierung ist und welche schwerwiegenden Folgen diese haben kann!

Was ist Stigmatisierung?

Stigma ist ein griechisches Wort und heißt übersetzt „Wundmal“. Wörtlich betrachtet bedeutet Stigmatisierung, jemandem „Wundmale zufügen“ oder ihn zu „brandmarken“.

Eine Stigmatisierung stellt die Verknüpfung von einem bestimmten Merkmal mit negativen Eigenschaften oder auch Vorurteilen dar. Menschen, die von Stigmatisierung betroffen sind, werden häufig in ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld oder auch innerhalb der Gesellschaft abgewertet, benachteiligt und ausgegrenzt.

So werden Patienten mit psychischen Erkrankungen oftmals mit negativen Stereotypen konfrontiert. Suchterkrankten wird beispielsweise fehlende Selbstdisziplin nachgesagt. Patienten mit Schizophrenie gelten pauschal als gewalttätig und unberechenbar. Eine Depression wird nicht selten mit übertriebenem Selbstmitleid gleichgesetzt. Und auch Menschen, die arbeitslos sind, werden von der Gesellschaft „über einen Kamm geschert“, ihnen wird häufig Faulheit und die Ausnutzung des Staates unterstellt.

Werfen wir nun einen Blick auf physische Erkrankungen, wie beispielsweise Psoriasis (Schuppenflechte) oder auch andere sichtbare Krankheiten. Auch hier erkennen wir, dass Menschen die Betroffenen nicht selten in „Schubladen“ oder negativ bewertete Kategorien einordnen.

Stigmatisierte Personen werden folglich primär anhand dieser Merkmale, Eigenschaften und Krankheit wahrgenommen und dadurch in Randgruppen gedrängt. Wohlgemerkt passiert dies häufig, ohne dass andere Merkmale und Eigenschaften, wie beispielsweise Charakter oder Bildungsstand, Berücksichtigung finden.

Aus dieser negativen Bewertung von außen folgt in vielen Fällen auch noch die Selbststigmatisierung, weil Betroffene dieses Schubladendenken verinnerlichen und sich selbst als „fehlerhaft“ ansehen.

Folgen von Stigmatisierung

Nicht umsonst nennen Mediziner Stigmatisierung auch „zweite Krankheit“. Denn ganz gleich, ob die ausschlaggebenden Merkmale und Eigenschaften der Stigmatisierung auf einer psychischen oder einer physischen Ebene gründen – die Folgen sind nicht selten enorm.

Die Betroffenen von Schuppenflechte beispielsweise leiden im Rahmen ihrer Hauterkrankung bereits an Schmerzen, Juckreiz und all den weiteren Symptomen der Psoriasis. Ausgrenzung, Diskriminierung und abwertende Blicke aus dem Umfeld stellen dann noch eine zusätzliche schwerwiegende Belastung dar.

Stigmatisierung in Form von Ausgrenzung und Vorurteilen kann hierbei ganz offensichtlich oder auch schleichend auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen. So beispielsweise im Rahmen von:

  • zwischenmenschlichen Beziehungen (Verwandte, Partner, Freunde und Bekannte),
  • in der Nachbarschaft,
  • auf dem Arbeitsmarkt und am Arbeitsplatz,
  • (private) Versicherungsanbieter,
  • und leider auch durch die Politik.

Vorurteile, Ausgrenzung und Ablehnung führen dazu, dass betroffene Menschen sozial isoliert werden oder sich gar selbst isolieren. Nicht selten startet an diesem Punkt eine Negativ-Spirale, die nur noch schwer aufzuhalten ist.

Mögliche Folgen sind beispielsweise:

  • Betroffene verzögern oder verweigern die Diagnose und Behandlung der Erkrankung aus Scham und mangelndem Selbstwertgefühl. Eine Besserung oder Heilung wird somit verhindert.
  • Teufelskreis der Zustandsverschlechterung, beispielsweise weil sich körperliche und psychische Symptome verschlimmern.
  • Zwischenmenschliche Beziehungen zu Angehörigen, Partnern, Freunden und Bekannten gehen in die Brüche.
  • Verlust des Arbeitsplatzes und Ablehnung auf dem Arbeitsmarkt.
  • Verwahrlosung und Obdachlosigkeit.
  • Folgeerkrankungen wie Depressionen – bis hin zum Suizid.

Stigmatisierung aus dem Umfeld

Die häufigste Ursache für Stigmatisierung ist Unwissenheit und persönliche Abneigung.

Denn laut Sozialwissenschaftlern hat ein Stigma eine ganz klare Funktion: Vereinfachung. Durch ein Stigma schreiben wir einer Person bestimmte Merkmale und Eigenschaften zu, um diese „irgendwie“ einordnen zu können. Dadurch versuchen wir, etwas zu verstehen, was wir bis zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht verstehen oder begründen können.

So beispielsweise auch bei der Erkrankung Psoriasis (Schuppenflechte). Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung Psoriasis kennen tendenziell nur Betroffene selbst und deren Angehörige. So glauben bis heute noch immer viele Menschen fälschlicherweise, dass Psoriasis ansteckend sei.

Eine solche Stigmatisierung hat sehr schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische und auch physische Gesundheit von Betroffenen.

Selbststigmatisierung

Nicht nur Stigmatisierung von außen ist ein Problem. Auch Selbststigmatisierung hat weitreichende Folgen. So vermeiden Betroffene nicht selten Situationen, die sie mit schlechten Erinnerungen verknüpfen. Bei äußerlich sichtbaren Erkrankungen wie Psoriasis ist das beispielsweise ein unangenehmer Besuch im Freibad.

Auch die bloße Angst vor Ausgrenzung hat für betroffene Menschen nicht selten eine selbstauferlegte Distanzierung und Isolation zur Folge. Ganz nach dem Motto „Rückzug als Selbstschutz“ versuchen betroffene Patienten sich und ihre Psoriasis zu verbergen. Treffen mit Freunden werden abgesagt. Freibäder werden gemieden. Lange Kleidung wird auch im Sommer zum Standard, um sich vor den (abschätzigen) Blicken der Mitmenschen zu schützen.

Der Leidensdruck ist bei Personen mit äußerlich sichtbaren Merkmalen und Erkrankungen besonders hoch. Der so entstehende Stress ist beispielsweise ein bekannter Trigger (auslösender Faktor) für Psoriasis, welcher eine bestehende Schuppenflechte verschlimmern kann und zudem auch zu neuen Schüben führen kann. Auch depressives Verhalten ist eine nicht seltene Folge von Selbststigmatisierung.

Maßnahmen: Was tun bei Stigmatisierung?

Aufgabe eines jeden Einzelnen, der Medien und auch der Gesellschaft sollte es deshalb sein, die Bereitstellung von Informationen, Aufklärungsarbeit und Auseinandersetzung mit dem Thema Stigmatisierung insbesondere in Hinsicht auf Krankheiten zu fördern.

Durch umfassende Aufklärung kann es uns gelingen, die Hintergründe, Ursachen und Folgen von Erkrankungen darzulegen. Betroffene müssen erkennen, dass sie nicht allein sind und sich nicht schämen müssen, sondern Hilfe in Anspruch nehmen dürfen und sollen.

Du selbst kannst einen großen Beitrag dazu leisten, indem du dich beispielsweise über Erkrankungen, ihre Symptome und Behandlung informierst und somit zur Aufklärung und zum Abbau von Vorurteilen beiträgst.

Immer noch ein großes Problem: Stigmatisierung bei Schuppenflechte

Vorurteile in der heutigen Zeit müssen nicht mehr sein. Leider sind sie dennoch vorhanden. Insbesondere Betroffene mit äußerlich erkennbaren Merkmalen, Eigenschaften und Erkrankungen, die von anderen Menschen als „nicht normal“ angesehen werden, leiden auch heute noch sehr stark unter Stigmatisierung.

Betroffene von Schuppenflechte beispielsweise – wie auch Betroffene von anderen sichtbaren Erkrankungen – kämpfen nicht „nur“ gegen die Symptome ihrer Hauterkrankung. Nein. Denn leider müssen sie auch gegen die Unwissenheit ihres Umfeldes kämpfen. Vorurteile, Ausgrenzung und Diskriminierung führen oftmals dazu, dass Patienten mit Schuppenflechte auch mit Folgeerkrankungen, wie beispielsweise Depressionen, kämpfen müssen.

Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um eine Art „Schubladen-Denken“, welchem viele Menschen verfallen. Der einfachste Weg, um ein Stigma zu überwinden, sind Aufklärung und Information. Hier müssen wir ansetzen – jeder Einzelne von uns, die Medien, die Gesellschaft.

Wie stehst du dazu? Bewegst du dich in einem „ausreichend“ aufgeklärten Umfeld? Welches Stigma hast du bereits selbst erleben müssen? Wie gehst du damit um? Tausche dich mit anderen Betroffenen aus – gerne auch in unserer Facebookgruppe. Gemeinsam gegen Stigmatisierung – ein Ziel, für das wir kämpfen!

FAQ zu Stigmatisierung

Was ist Stigmatisierung?

Stigmatisierung ist die Verknüpfung von einem bestimmten Merkmal mit negativen Eigenschaften und Vorurteilen. Das Umfeld nimmt die Betroffenen primär anhand dieser Merkmale wahr und drängt sie schließlich in Randgruppen. Stigmatisierte Personen erfahren nicht selten einen abwertenden, benachteiligenden und ausgrenzenden Umgang.

Welche Folgen hat Stigmatisierung?

Stigmatisierung in Form von Vorurteilen, Ausgrenzung und Ablehnung hat häufig zur Folge, dass Betroffene sich schämen und in selbst auferlegte Isolation begeben. Zwischenmenschliche Beziehungen im privaten und beruflichen Umfeld gehen in die Brüche und es folgt eine Negativspirale aus Scham, Rückzug und nicht selten Depressionen. Auch physische Konsequenzen treten auf, dazu gehören beispielsweise Zustandsverschlechterungen bei bestehenden Krankheiten.

Was ist Selbststigmatisierung?

Im Gegensatz zur Stigmatisierung, bei der die Ablehnung beispielsweise vom sozialen Umfeld und der Gesellschaft kommt, ziehen sich Betroffene im Rahmen der Selbststigmatisierung selbst stark aus dem (sozialen) Leben zurück. Das primäre Ziel dabei ist, potenzielle negative Situationen und Erfahrungen zu vermeiden. Aus Scham und insbesondere aus Angst vor der Reaktion anderer Menschen distanzieren und isolieren sich die Betroffenen von der Außenwelt.

Tritt Stigmatisierung bei Schuppenflechte häufig auf?

Menschen mit sichtbaren Erkrankungen, wie Psoriasis, werden immer wieder stigmatisiert. So kommt es in der Öffentlichkeit immer wieder zu verletzenden Blicken oder sogar zu abfälligen Aussagen. Oft ist viel Unsicherheit im Spiel, da Schuppenflechte nach wie vor eine eher unbekannte Erkrankung darstellt.

 

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Quellen:

Chaudoir S. R., Fisher J. D. (2010): „The disclosure processes model: Understanding disclosure decision making and postdisclosure outcomes among people living with a concealable stigmatized identity“, in: Psychological Bulletin. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20192562?dopt=Abstract (Zugriff am 17.05.2020)

Corrigan P. W. (2004): „How stigma interferes with mental health care“, in: American Psychologist. URL: https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037%2F0003-066X.59.7.614 (Zugriff am 17.05.2020)

Peter O., Jungbauer J. (2018): „Diagnosis Talk and Recovery in People with a Mental Illness: A Qualitative Study and Perspectives for Clinical Social Work“, in: Clinical Social Work Journal. URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s10615-018-0646-9 (Zugriff am 17.05.2020)

Wahl O. F. (2012): „Stigma as a barrier to recovery from mental illness“, in: Trends in Cognitive Sciences. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22153582?dopt=Abstract (Zugriff am 17.05.2020)

Whitley R., Campbell R. D. (2014): „Stigma, agency and recovery amongst people with severe mental illness“, in: Social Science & Medicine. URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0277953614001075?via%3Dihub (Zugriff am 17.05.2020)