Relativ sicher hast du bereits deine eigene Erfahrung mit Ärzten gemacht. Bei Psoriasis spielt ja vor allem der Hautarzt eine zentrale Rolle. Leider ist es nicht immer so einfach, einen guten zu finden. Und dann muss er natürlich auch noch Zeit für dich haben und sich auch beim Termin Zeit nehmen. Eine Mischung aus Erfahrungsbericht, Leidensgeschichte und Warten – mein letztes Hautarzt-Abenteuer in fünf Kapiteln.
Inhalt:
Psoriasis-Kapitel 1: Hautarzt finden
Alles beginnt damit, einen geeigneten Hautarzt zu finden. Mit etwas Glück bekommst du hier einen guten Tipp von einem Bekannten oder anderen Betroffenen. Mit etwas weniger Glück kannst du nicht auf andere Erfahrungen zurückgreifen oder der empfohlene Dermatologe nimmt sich nur wenige Augenblicke Zeit für dich. Dann stellt sich die Frage: Wie findest du jetzt einen Fachmann. Ich gehe dabei immer mehrstufig vor. Zuerst suche ich mir Hautärzte, die ganz in meiner Nähe sind (denn gerade bei zeitintensiven Therapien, wie einer UV-B-Bestrahlung, ist das sehr angenehm) und mache mir eine Liste. Anschließend suche ich google und jameda.da auf, um Informationen und Bewertungen anderer Patienten einzuholen. Passt dann alles, ist der Griff zum Telefonhörer der nächste Schritt.
Psoriasis-Kapitel 2: Das Vereinbaren eines Termins beim Hautarzt
Ich suche mir also die Telefonnummer heraus, sehe mir die Öffnungszeiten der Praxis an und lege meinen Terminkalender bereit. Die Telefonnummer eingetippt, läutet das Telefon einige Male, bevor mich eine freundliche Damenstimme begrüßt. Als ich gerade loslegen will, bemerke ich, dass es sich dabei wohl nur um den Anrufbeantworter handelt. Alle Mitarbeiter seien gerade im Gespräch. Nach ca. drei Minuten in der Warteschleife ist dann ein echter Mensch am anderen Ende der Leitung. Ich sage, dass ich an Psoriasis leide und gerne einen Termin hätte. Die erste Frage der Arzthelferin ist dann, wie soll es auch anders sein, ob ich privat oder gesetzlich versichert bin. Gesetzlich, antworte ich. Der nächste Satz beginnt dann mit einem Wort, welches mich bereits schlimmes erahnen lässt: leider. Leider sind wir komplett belegt. Der nächste Termin ist am ersten Dienstag im November frei. Heute ist aber erst Anfang Juli. Also vier Monate Wartezeit, rechne ich schnell im Kopf aus. Wiederwillig nehme ich den Termin an. Ab September habe ich übrigens auch schon die Erfahrung gemacht, dass für das laufende Jahr überhaupt kein Termin mehr vergeben wird. Dann heißt es nur ganz lapidar: Melden sie sich doch im nächsten Jahr wieder. Hurra.
Psoriasis-Kapitel 3: Der Besuch beim Hautarzt – Das Wartezimmer
Vier Monate Warten sind vorbei. Dabei bin ich durch viele Höhen und Tiefen gegangen, hatte starken Juckreiz (was du gegen Juckreiz bei Psoriasis tun kannst) und es haben sich auch einige neue Plaques gebildet. Ich komme pünktlich zum Termin in der Praxis des Hautarztes an. Typisch deutsch denke ich noch kurz und öffne die Tür. Bei der Arzthelferin wird zuerst meine Gesundheitskarte gescannt. Anschließend muss ich eine Din-A4-Seite mit meinen Kontaktdaten und meiner Diagnose ausfüllen. Auf die Frage, wie lange ich denn warten muss, schnauft die Arzthelferin erst einmal und sagt mir, dass sie das auch nicht wisse. Es werde aber bestimmt eine Stunde dauern, bis ich von ihr aufgerufen werde. Nach über vier Monaten kann ich auch noch eine weitere Stunde mit Warten verbringen, denke ich mir. Und verziehe mich ins volle Wartezimmer. Die Umgebung, mit den etwas veralteten Zeitschriften, fühlt sich mittlerweile durchaus heimisch an.
Psoriasis-Kapitel 4: Die Audienz beim Hautarzt
Nach knapp einer Stunde im Wartezimmer höre ich meinen Namen. Bitte folgen, lässt mich die Arzthelferin wissen. Weitere fünf Minuten warte ich noch in einem leeren Arztzimmer, bevor der Hautarzt den Raum betritt. Freundlich erkundigt er sich, warum ich denn hier bin. Psoriasis, Psoriasis vulgaris antworte ich, wie aus der Pistole geschossen. Welche Hautstellen denn Betroffen seien? Ich antworte mit „irgendwie überall“. Er will die Betroffenen Hautstellen kurz sehen, was er nach ca. zwei Sekunden mit dem Satz „Alles klar“ wieder einstellt. Nachdem ich meine Therapiegeschichte erzählt habe (und die ist nicht kurz), empfiehlt er mir eine Creme mit Kortison, einen Schaum für den Kopf und rät mir, mich in einer Hautklinik vorzustellen. Auf meine Frage, ob er vielleicht nicht auch einen etwas umfangreicheren Therapieplan mit mir aufstellen kann (z.B. auch mit homöopathischen Mitteln oder einer Ernährungsumstellung), erwidert er, dass er dafür keine Erfahrung habe. Er bringt das Kunststück fertig, das gesamte Gespräch in drei Minuten zu verpacken. Als ich das Rezept ablehne, schaut er für einen Augenblick verdutzt, um dann nochmals kurz die Überweisung für die Hautklinik fertig zu machen. Kurz darauf finde ich mich im Vorraum wieder. Frustriert, abgeschoben, etwas ratlos. Auch ärgere ich mich, dass meine Hautarzt-Erfahrungen um ein weiteres unbefriedigendes Kapitel erweitert wurden.
Psoriasis-Kapitel 5: Der Tag nach dem Hautarztbesuch
Nach dem Termin mache ich mir Gedanken, wie ich weitermachen möchte. Ich fühle mich dabei etwas alleine gelassen, ja fast ein wenig hilflos. In die Hautklinik möchte ich (noch) nicht, ein anderer Arzttermin würde wohl wieder mehrere Monate Wartezeit mit sich bringen. Der Weg zum Heilpraktiker ist teuer, da er nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Im Internet geistern viel zu viele verschiedene Informationen rum, um sich hier zielführend schlau zu machen. Und so beginnt das Spiel wieder von vorne. In meinem Bekanntenkreis frage ich nach einem guten Hautarzt und bekomme einige Tipps. Google und einige Bewertungsportale helfen mir dann bei der weiteren Informationsfindung. Der Kreis schließt sich.
Mein Fazit zur Hautarzt-Suche
Diese fünf Kapitel beschreiben meine letzte Hautarzt-Erfahrung vor wenigen Wochen. Viele davor sind ähnlich verlaufen. Aber mal ganz im Ernst: Warum ist es so schwierig, einen kompetenten Dermatologen zu finden, der sich auch die Zeit für seine Patienten nimmt. Da viele Psoriasis-Patienten Stammkunden beim Hautarzt sein dürften, müsste sich dieser doch eigentlich blind mit Schuppenflechte auskennen. Oder? Am Wissen über hochwirksame Medikamente wie Kortison oder Fumaderm scheint es nicht zu scheitern. Im Gegenteil. Schnell ist beides auf den Rezeptblock gekritzelt. Was mir jedoch immer fehlt, ist die langfristige und ganzheitliche Sichtweise. Klar kommt es auch mal darauf an, kurzfristig Maßnahmen einzuleiten, bei dieser chronischen Hauterkrankung jedoch nur auf solche Arzneien zu vertrauen, greift zu kurz. Was ist mit der Ernährung, was mit natürlichen, entzündungshemmenden Präparaten? Warum kann jeder Patient von unzähligen Medikamenten berichten, nicht jedoch von wirksamen Hausmitteln? Dazu kommen noch die eben beschriebenen Probleme: Das ewige Warten auf Termine, Hautärzte die keine Zeit haben oder sich diese nicht nehmen wollen und Standard-Therapien für eine Nicht-Standard-Erkrankung.
Weil es so schwierig ist, einen guten Hautarzt zu finden, werden wir uns diesem Thema in Zukunft verstärkt widmen. Zum einen planen wir eine Datenbank, welche alle Fachkräfte zum Thema Psoriasis enthalten wird. Inklusive der Möglichkeit, speziell für Psoriasis-Patienten Bewertungen abzugeben. Zum anderen beschreiben wir die besten Therapien – und dies auch abseits der Schulmedizin. Wichtig ist uns dabei, einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen, welcher all unser Wissen vereint. Dies beinhaltet z.B. aktuelle Therapien (wie mit Biologicals) ebenso wie die Ernährung bei Psoriasis zu ergründen. Wenn ihr Erfahrungen gemacht habt – z.B. mit bestimmten Therapien, Medikamenten, homöopathischen Mitteln, der Ernährung oder einem guten Hautarzt – teilt euer Wissen mit uns. Es wird auch viele andere interessieren!
Bernd ist einer der beiden Gründer von Farbenhaut. Er leidet seit über 20 Jahren an Psoriasis, sieht die chronische Hauterkrankung aber mit mehr Gelassenheit als noch vor ein paar Jahren (was ein hartes Stück Arbeit war). Nichtsdestotrotz ist es ihm ein großes Anliegen, Psoriasis einfacher und sozial akzeptierter zu machen.
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