Dürfen wir vorstellen: Julius Brink. In seiner Jugend machte er die erste Bekanntschaft mit Psoriasis und doch hat er sich entschieden, Profisportler zu werden. 2012 wurde er trotz oder vielleicht sogar wegen der Hauterkrankung Olympiasieger im Beachvolleyball. Welche Ängste er oft wegen der Krankheit hatte, was der Sport in ihm ausgelöst und was er in den letzten Jahren über sich und seine Haut gelernt hat, teilt Julius mit uns im Skinfluencer Interview.

Die Interview-Reihe mit Psoriasis-Betroffenen: Skinfluencer

Vielleicht kennt der ein oder andere mittlerweile unsere Interview-Reihe “Skinfluencer”. Hier stellen sich mutige Schuppenflechte-Betroffene vor und erzählen von ihrem Alltag. Es gibt traurige und lustige Geschichten, Schicksale und absolut ermutigende Geschehnisse. Auf alle Fälle kannst du einiges von den Mini-Experten lernen und siehst, dass du bei Weitem nicht alleine mit der Hauterkrankung bist. Und zugleich wollen wir die Psoriasis salonfähig und bekannter machen. Unsere bisherigen Interviews findest du übrigens an dieser Stelle.
Diese Woche freuen wir uns besonders, da wir erstmals eine Person der Öffentlichkeit als Skinfluencer gewinnen konnten. Julius Brink, Olympiasieger im Beachvolleyball, teilt heute seine ganz persönliche Geschichte mit uns. Dafür sagen wir vielen Dank und finden es großartig, dass er hilft, Psoriasis ein Gesicht zu geben und die Hauterkrankung weiter bekannt zu machen.

Das Interview mit Julius Brink

1. Hi Julius, schön, dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst. Willst du dich kurz vorstellen, für die, die dich bisher noch nicht kennen?

Gut, den Vornamen kennst du ja, mit Nachnamen heiße ich Brink. Ich bin 36 Jahre alt. Olympiasieger von 2012 im Beachvolleyball und Psoriatiker. Ich nehme mal an, dass es darum im Interview geht.

2. Wann ist die Schuppenflechte in dein Leben getreten und wie hat sie sich seither entwickelt?

Ich hab sie kennenlernen dürfen als ich mitten in der Pubertät war. So mit 14 Jahren ging es los. Mit 16 Jahren war sie am schlimmsten ausgeprägt.

3. Was hat sich bei dir seit dem Ausbruch der Krankheit verändert?

Gut, man arrangiert sich irgendwann mit ihr. Sicherlich hat sich am meisten meine Einstellung bzgl. der Krankheit verändert. Ich weiß, dass ich ständig an mir „arbeiten“ muss, um sie im Griff zu halten. Meine Erkenntnis ist, dass man mit ihr sehr gut leben kann. Und man sich nicht verstecken muss.

4. Welche Therapien hast du bereits ausprobiert und was wurde daraus?

In der akuten Phase hab ich zeitweise auch mal auf Kortison zurückgreifen müssen. Ich wollte davon aber schnell weg.
Mittlerweile besuche ich regelmäßig meinen Hautarzt und spreche mit ihm immer wieder verschiedenste Ansätze durch. Ich vertraue und glaube viel an Faktoren wie gesunde Ernährung, Sport, ausgeglichene Lebensführung, guten Schlaf. Ich habe festgestellt, dass ich damit die Krankheit am besten „behandeln“ kann. Sonne und UV Licht ist zudem auch ein wesentlicher Faktor.

5. Was mich besonders interessiert ist, wie sich die Krankheit auf deine sportliche Karriere ausgewirkt hat?

Sie hat sich eher psychisch ausgewirkt. Leistungssport und der dazugehörige Wettkampf hat eben auch mit Ausdruck, Ausstrahlung zu tun. Ich musste erst lernen mich nicht von Schüben oder schlechteren Phasen des Hautbilds unterkriegen zu lassen und mich trotzdem „in mir wohlfühlen“. Das war ein langer Prozess, der sicher auch meine Persönlichkeitsbildung beeinflusst hat.

6. Hattest du manchmal Bedenken, dass die Psoriasis schlimmer wird und du Probleme beim Sport bekommst?

Die hatte ich. Bei mir war und ist oft der Rumpf und Torso betroffen. Das Dehnen der Haut in den Körperpartien war oft schmerzhaft.

7. Wie war es, in der Öffentlichkeit zu stehen und an einer hoch sichtbaren Krankheit zu leiden? Hast du deine Hautstellen manchmal verdeckt?

Das ging als Beachvolleyballer nicht immer. Wir tragen weniger Kleidung als andere. Irgendwann hab ich einfach beschlossen: Versteck dich nicht. Die Psoriasis gehört zu dir wie deine Augen, deine blonden Haare und wie dein krummer kleiner Zeh.

8. Was war dein positivstes, was dein negativstes Erlebnis im Zusammenhang mit Schuppenflechte?

Eigentlich gehören die zusammen: Ich erlebe viel positives Feedback zu der Kampagne „Julius brinkt dich weiter“ und auch wenn jemand in der Öffentlichkeit meine Plaques erkennt.

9. Welche Tipps und Tricks kannst du allgemein an andere Betroffene weitergeben?

Nicht aufzugeben und immer wieder Kontakt zu einem Hautarzt zu suchen. Auch medizinisch passiert da viel.

10. Was läuft deiner Meinung nach derzeit im Umgang mit Psoriasis falsch?

Ich weiß nicht, ob ich da überhaupt genügend Informationen hab, um darauf zu achten. Mir war wichtig aufzuzeigen, dass man sich mit Psoriasis nicht verstecken muss. Und dass ich als Person in der Öffentlichkeit eben voran gehe und mich zeige und vermittle: Ja, ich hab Psoriasis. Aber die Welt dreht sich weiter und es gibt Möglichkeiten mit ihr zu leben.

11. Was würdest du anderen Betroffenen gerne mit auf den Weg geben?

Ich glaub, das hab ich schon öfters oben erwähnt: Nicht aufgeben und weiter mit Selbstbewusstsein der Psoriasis entgegentreten. Es gibt keinen Grund sich zu verstecken.

Du möchtest auch deine Geschichte teilen?

Nun bist du an der Reihe! Hilf mit, Psoriasis vom fauchenden Löwen zum zahmen Kätzchen zu machen. Mach anderen Mut, offener und selbstbewusster mit der eigenen Krankheit und dem eigenen Körper umzugehen. Verrate deine Tricks, was dich zum Lachen oder zum Verzweifeln bringt. Und wie Willy Brandt schon zu sagen pflegte: „Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“. Hilf also auch du mit, die Geschichte von Psoriasis neu zu schreiben und erzähle mindestens zwei Millionen Betroffenen im deutschsprachigen Raum deine Story.