Seit geraumer Zeit gibt es bei Neurodermitis und Schuppenflechte eine neue Therapie. Azathioprin ist zwar schon seit Jahrzehnten als Substanz bekannt, verschiedene Studien mussten jedoch erst die Wirksamkeit bei Hauterkrankungen belegen. Daher ist die Azathioprin Therapie bei Schuppenflechte und Neurodermitis erst seit etwa vier Jahren möglich. Doch was genau ist Azathioprin und wie läuft die Behandlung bei Schuppenflechte und Neurodermitis ab? Welche Nebenwirkungen gibt es und ist dieses Immunsuppressivum ein Wundermittel? Dies alles erfährst du in diesem Blogpost.

Was ist Azathioprin?

Azathioprin ist ein Immunsuppressivum und unterdrückt das Immunsystem. Insbesondere bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose wie auch bei Organtransplantationen ist dies von großer Bedeutung. Dabei wird der Wirkstoff Azathioprin bereits seit mehr als fünfzig Jahren eingesetzt. Allerdings gibt es auch zahlreiche Nebenwirkungen, weshalb es teilweise von einem anderen Wirkstoff abgelöst wurde.

Die Wirkung von Azathioprin

Der Wirkstoff Azathioprin ist ein Prodrug. Dies bedeutet, dass die Substanz sich erst im Körper in ihre eigentliche Wirkform umwandelt. Dabei greift der Stoff in die Bausteinneubildung des Erbguts ein und hemmt diese. Zell-Arten, die sich sonst sehr schnell vermehren, können dann an der Vermehrung gehindert werden. Dies sind vor allem T- und B-Zellen im Immunsystem.

Bei Autoimmunerkrankungen wie atopische Dermatitis oder Psoriasis ist Azathioprin eine äußerst wertvolle Substanz. Denn gerade bei diesen Erkrankungen greift der Körper das eigene Gewebe an. Azathioprin unterdrückt das überaktive Immunsystem und kann so für eine deutliche Linderung der Krankheit sorgen. Dies hat aber auch eine Vielzahl an Nachteilen.

Einnahme und Abbau von Azathioprin

Der Wirkstoff ist in Tablettenform erhältlich und wird einmal oder mehrmals täglich eingenommen. Dabei kommt es vor allem auf die Schwere der Erkrankung an und wird vom Arzt individuell dosiert. Nach der Einnahme gelangt der Wirkstoff aus dem Darm ins Blut und kann von dort aus seine Wirkung entfalten. Dabei erzielt der Stoff nach rund ein bis zwei Stunden die höchste Wirkung. Der Nachteil ist, dass nach etwa vier Stunden schon wieder über die Hälfte der Substanz abgebaut ist. Somit ist fast die Hälfte Azathioprin innerhalb von einem Tag über den Urin ausgeschieden.

Bei wem kann der Wirkstoff eingesetzt werden?

Azathioprin kommt vor allem bei Organtransplantationen zum Einsatz, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern. Dabei setzen die behandelnden Ärzte jedoch noch weitere immunsuppressive Substanzen ein.

Auch bei Autoimmunerkrankungen ist der Wirkstoff ein wichtiger Helfer. Insbesondere dann, wenn der Entzündungshemmer Cortison unverträglich ist – und dies ist leider immer häufiger der Fall. Doch auch, wenn der Arzt die Dosis an Cortison verringern möchte, kann Azathioprin hilfreich zum Einsatz kommen. Dabei wird Azathioprin nicht nur bei Neurodermitis und Schuppenflechte genutzt. Auch bei Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Multiple Sklerose oder auch bei rheumatoider Arthritis, Autoimmunhepatitis und Lupus erythematodes erfolgt die Anwendung. Bei all diesen Erkrankungen kann der Wirkstoff hilfreich sein und meist erfolgt eine langfristige Therapie mit Azathioprin.

Azathioprin Anwendung

Der Wirkstoff wird in Form von Tabletten verschrieben und eingenommen. Die erforderliche Dosierung hängt vom Körpergewicht und dem Therapieziel ab. In der Regel beträgt die Dosis zwischen ein und fünf Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.

Wichtig ist, die Tabletten mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Die beste Zeit ist mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit. Zudem sollten zwischen der letzten Mahlzeit und der Einnahme mindestens drei Stunden verstrichen sein. Insbesondere wer gerne Milch trinkt oder Milchprodukte verzehrt, muss diese drei Stunden zwischen dem Verzehr von Milchprodukten einhalten. Dies liegt daran, dass Milch und Milchprodukte die Aufnahme des Wirkstoffs im Darm behindern könnten.

Weiterhin solltest du die Tabletten nicht zerkleinern oder teilen, da die Haut mit dem Tablettenstaub nicht in Berührung kommen sollte. Der Grund hierfür ist, dass der Wirkstoff potenziell krebserregend ist und auch noch das Erbgut verändern kann. Daher ist bei der Einnahme der Azathioprin Tabletten auf diese Dinge zu achten.

Überwachung bei der Einnahme

Azathioprin hat eine hohe toxische Wirkung, weshalb verschiedene Parameter engmaschig überwacht werden müssen. In den ersten 8 Wochen der Einnahme sollte der behandelnde Arzt mindestens einmal wöchentlich ein Blutbild anfertigen. Wichtig dabei sind auch die Anzahl der Thrombozyten. Des Weiteren sollte während der Therapie mindestens einmal im Monat das Blut kontrolliert werden, damit gleich gehandelt werden kann, wenn die Blutwerte nicht in Ordnung sind. Mehr als drei Monate sollte nicht zwischen den Kontrollen liegen.

Nebenwirkungen von Azathioprin

Die Nebenwirkungen von Azathioprin sind nicht ganz ohne. So treten etwa bei jedem zehnten Patienten Nebenwirkungen auf. Dies können Infektionen oder Übelkeit, Erbrechen und Appetitverlust sein. Auch ein Mangel an weißen Blutkörperchen kann auftreten.

Auch Tumore (gut- oder bösartig), Blutarmut, Mangel an Blutplättchen, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und Leberfunktionsstörungen können auftreten. In Untersuchungen stellte man fest, dass dies bei jedem zehnten bis hundertsten Patient möglich ist.

Bei Erkrankungen an Gürtelrose oder Windpocken, kommt es nicht selten vor, dass die Erkrankung schwerer verläuft.

Weiterhin mangelt es bei einem von zehn Personen an einem Enzym, welches für den Abbau erforderlich ist. Dies ist durch einen Bluttest erkennbar, weshalb dieser vor der Behandlung zwingend erforderlich ist.

Auch eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff ist bei der Einnahme von Azathioprin nicht empfehlenswert, da sonst die Krankheit, gegen die eigentlich geschützt werden soll, ausbrechen kann. Lebendimpfstoffe werden gegen Windpocken, Röteln, Masern, Mumps, Gelbfieber und Gürtelrose eingesetzt. Doch auch die Schutzwirkung anderer Impfungen kann eingeschränkt sein, wenn du das Immunsuppressivum einnimmst.

Bei der Einnahme von Azathioprin solltest du außerdem die Haut nicht ungeschützt der Sonne aussetzen, da sonst ein erhöhtes Hautkrebsrisiko besteht. Aus diesem Grund solltest du bei der Behandlung im Sommer die Haut großflächig bedecken und außerdem einen Sonnenhut tragen, um so wenig Sonne wie möglich an deine Haut zu lassen. Sonnenbäder und Solariumbesuche sind während der Behandlung auszusetzen.

Es gilt also genau abzuwägen, ob solche Nebenwirkungen in Kauf genommen werden möchten und welchen Vorteil du von der Einnahme hast.

Wechselwirkungen mit Azathioprin

Leider hat der Wirkstoff Azathioprin auch eine Reihe an Wechselwirkungen im Gepäck, weshalb es immer eine Überlegung wert ist, ihn bei Schuppenflechte und Neurodermitis einzusetzen. Auch bei diesem Thema sollte eine genaue Abwägung erfolgen.

Allopurinol, Oxipurinol und Thiopurinol greifen, wie Azathioprin auch in den Purin-Stoffwechsel ein. Dies bedeutet, dass der Abbau des Immunsuppressivums langsamer ist. Nimmst du einen der drei Wirkstoffe, muss die Dosierung von Azathioprin geringer sein, um eine Wechselwirkung auszuschließen.

Gleiches gilt für die Wirkstoffe Mesalazin, Sulfasalazin und Olsalazin. Diese werden in der Regel bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn eingesetzt. Auch sie hemmen den Abbau von Azathioprin.

Blutdrucksenker der Gruppe der ACE Hemmer wie Enalapril und Ramipril, sowie das Anitbiotikum Cotrimoxazol, der Magensäurehemmer Cimetidin und das Schmerzmittel Indometacin sollten ebenfalls nicht mit dem Immunsuppressivum zusammen eingenommen werden, da es die Blutzellenbildung im Knochenmark hemmt. Durch die Einnahme in Kombination mit den Wirkstoffen kann die Hemmung der Blutzellenbildung noch verstärkt werden.

Auch Patienten, die an Leber- und Nierenleiden erkrankt sind, sollten die Dosierung von Azathioprin mit dem Arzt besprechen. In der Regel sollte das Immunsuppressivum bei diesen Erkrankungen nicht zum Einsatz kommen.

Selbstverständlich sollten Schwangere und Stillende vollständig auf den Wirkstoff verzichten, da dieser erbgutverändernde Nebenwirkungen hat. Zudem ist er möglicherweise krebserregend und sollte daher auch nicht bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren zum Einsatz kommen. Bisher liegen keine ausreichenden Daten zur Unbedenklichkeit vor. Auch fehlen ausreichende Daten zur Wirksamkeit.

FAQ:

Ist das Immunsuppressivum rezeptpflichtig?

Ja, Azathioprin ist ein rezeptpflichtiges Medikament, welches nur vom Arzt verschrieben werden kann. Es ist in Apotheken erhältlich.

Wie lange dauert es, bis Azathioprin wirkt?

Leider dauert es sehr lange, bis der Wirkstoff seine volle Wirkung entfalten kann. In der Regel solltest du von 8 bis 12 Wochen ausgehen. Erst dann tritt eine Besserung der Beschwerden ein.

Kann ich den Wirkstoff einfach absetzen?

Eine direkte Absetzung des Wirkstoffs kann einen neuen Schub auslösen. Die Beschwerden können dann deutlich stärker als zuvor auftreten.

Hat Azathioprin auch Vorteile?

Azathioprin kann bei besonders schweren Verläufen von Neurodermitis und Psoriasis zu einer Verbesserung der Symptome führen. Denn noch solltest du genau abwägen, ob du die Vielzahl an schweren Nebenwirkungen in Kauf nehmen möchtest.

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

Müller, K. (2007). Moderne Behandlungsstrategien der Psoriasis.

Fritsch, P.; Schwarz, T. (2018). Dermatologie Venerologie. 3. Auflage, Berlin: Springer, S. 362 ff.

Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013