Nadine wurde schon wegen ihres angeblichen Nagelpilzes angesprochen, welcher eigentlich Psoriasis ist. Seither versucht sie, die betroffenen Stellen bestmöglich zu verstecken: Haare offen tragen, Fingernägel lackieren und wenn nötig lange Kleidung tragen. Die angewiderten Blicke hat sie satt. Daher hat sie auch schon viel ausprobiert und viel Geld aus dem Fenster geworfen. Unser neues Skinfluencer Interview.
Inhalt:
Die neue Interview-Reihe mit Psoriasis-Betroffenen: Skinfluencer
Es ist wieder soweit! Ein weiteres Interview in unserer Reihe „Skinfluencer“ erscheint. Im Mittelpunkt stehen dabei immer ganz normale Schuppenflechte-Patienten – so wie du und ich. Zukünftig werden in regelmäßigen Abständen bei Farbenhaut Interviews mit Leidensgenossen erscheinen – zusätzlich zu informativen Berichten und anderen Specials. An dieser Stelle bedanken wir uns bei Nadine für das heutige Interview. Sie war mutig und teilt hier ihre Geschichte. Unsere bisherigen Interviews findest du übrigens an dieser Stelle.
Das Interview mit Nadine
1. Willst du dich kurz vorstellen und uns etwas zu deinem bisherigen Krankheitsverlauf erzählen?
Ich heiße Nadine und leide seit ca. 15 Jahren unter Schuppenflechte. Ich hatte schon mehrere Schübe. Es fing an den Knien und Nägeln an, später folgten Ellenbogen und Dekolleté. Letztendlich fing es hinter den Ohren und auf dem Kopf an.
Bis auf die Stelle am Kopf und hinter den Ohren sind alle Stellen von alleine verschwunden.
Die Nägel sind weiß und lösen sich vom Nagelbett ab, dafür schäme ich mich und verstecke es so gut es geht unter Nagellack, ein Allheilmittel ist mir noch nicht bekannt. Haare werden immer Offen getragen, um das alles zu verstecken.
2. Was hat sich bei dir seit dem Ausbruch der Krankheit verändert?
Man schämt sich und muss ständig Fragen beantworten, wie „was hast du denn da?“, „ist das Nagelpilz?“. Man traut sich kaum noch ohne Nagellack raus zu gehen und Haare sind immer offen um die Stelle hintern dem Ohr zu verbergen. Man schämt sich, fühlt sich regelrecht unattraktiv und spürt förmlich die angewiderten Blicke der Anderen.
3. Welche Therapien hast du bereits ausprobiert und was wurde daraus?
Ich hatte Daivobet – mit Kortison hat mir zwar geholfen, aber ist auf Dauer nichts für mich. Außerdem ist das Zeug sehr teuer. Meersalz hilft es etwas einzudämmen, ist aber auch kein Allheilmittel.
Mit Sorion geht es bergauf. Am nächsten Tag war das Jucken weniger, und es haben sich keine Schuppen mehr gebildet, es war nur noch trocken und rot. ne Woche später wurde ich das erste Mal darauf angesprochen, dass es echt besser geworden ist. Die Farbe ist nun eher ein mittleres altrosa als ein knalliges rot mit Blutflecken. Und kaum noch zu sehen nach 10 Tagen.
4. Welche Tipps und Tricks kannst du allgemein an andere Betroffene weitergeben?
Viel eincremen – Stellen immer feucht halten und mit verschiedenen Cremes arbeiten. (Ich habe Sorion und Glycerin salbe aus der Drogerie im wechseln) Wichtig ist zu versuchen, nicht zu kratzen und die Stelle nicht aufreißen zu lassen. Auf kratzende, enge Kleidung verzichten. In Meersalz baden lindert das0 Jucken.
5. Was war dein positivstes, was dein negativstes Erlebnis im Zusammenhang mit Schuppenflechte?
Positiv – dass Sorion die Symptome komplett lindert und man sich mit Zopf wieder auf die Straße traut .
Negativ – dass ich gehört habe, wie jemand sich über meinen (nicht vorhandenen) Nagelpilz lustig gemacht hat (es handelt sich um meine Nagelpsoriasis) und mehrere Leute angestachelt hat.
6. Was läuft deiner Meinung nach derzeit im Umgang mit Psoriasis falsch?
Man wird stigmatisiert und regelrecht ausgelacht. Viele Hautärzte haben nur wenig Ahnung. Viele Mittel auf dem Markt helfen leider nicht, was man erst merkt, wenn man schon viel Geld ausgegeben hat.
7. Was würdest du zu Jemandem sagen, der kürzlich die Diagnose Psoriasis bekommen hat?
Stellen möglichst gut verstecken, wenn das Selbstvertrauen gering ist, bis man es selbst akzeptiert und Selbstvertrauen aufgebaut hat. Konsequent eincremen, auch wenn es besser wird eincremen, vielleicht seltener cremen aber nicht ganz aufhören. Und sich im Internet informieren, welche Tipps helfen. Der beste Ratgeber ist immer noch der, der dasselbe Schicksal erleidet.
8. Welche Themen bzw. Schwerpunkte würdest du dir zukünftig bei Farbenhaut wünschen?
Produkttests helfen, samt Test-Fotos und Infomaterial, inkl. Vorher- und Nachher-Bilder.
Du möchtest auch deine Geschichte teilen?
Nun bist du an der Reihe! Hilf mit, Psoriasis vom fauchenden Löwen zum zahmen Kätzchen zu machen. Mach anderen Mut, offener und selbstbewusster mit der eigenen Krankheit und dem eigenen Körper umzugehen. Verrate deine Tricks, was dich zum Lachen oder zum Verzweifeln bringt. Und wie Willy Brandt schon zu sagen pflegte: „Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“. Hilf also auch du mit, die Geschichte von Psoriasis neu zu schreiben und erzähle mindestens zwei Millionen Betroffenen im deutschsprachigen Raum deine Story.
Bernd ist einer der beiden Gründer von Farbenhaut. Er leidet seit über 20 Jahren an Psoriasis, sieht die chronische Hauterkrankung aber mit mehr Gelassenheit als noch vor ein paar Jahren (was ein hartes Stück Arbeit war). Nichtsdestotrotz ist es ihm ein großes Anliegen, Psoriasis einfacher und sozial akzeptierter zu machen.
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