Wir können es heute kaum noch glauben, aber bis vor wenigen Jahren lag es tatsächlich noch an der Tagesordnung, dass Patienten mit Psoriasis (Schuppenflechte) in öffentlichen Schwimmbädern diskriminiert wurden. Wohlgemerkt sprechen wir nicht über abwertende Blicke oder böse Kommentare von anderen Badegästen. Der Besuch im Schwimmbad mit Schuppenflechte endete für Betroffene häufig mit stigmatisierenden und ausgrenzenden Formulierungen der Badeordnung.
Was hat sich seitdem getan? Wie kannst du als Betroffener damit umgehen? Und welche Tipps ermöglichen dir ein feucht-fröhliches Badevergnügen – auch mit Schuppenflechte?
Wir fassen zusammen – alles, was du wissen musst, damit für dich Schuppenflechte im Schwimmbad NICHT zum Problem wird!
Inhalt:
Diskriminierende Formulierung in Schwimmbädern
Der Deutsche Psoriasis Bund e. V. (DPB) erwirkte 2005 einen wichtigen Schritt im Umgang mit Psoriasis in Schwimmbädern. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. (DGfdB) eine Mustervorlage für Badeordnungen.
Der für uns entscheidende Part lautete bis dahin wie folgt:
„Der Zutritt ist nicht gestattet: (…). Personen, die an einer meldepflichtigen übertragbaren Krankheit im Sinne des Bundesseuchengesetzes (im Zweifel kann die Vorlage einer ärztlichen Bescheinigung gefordert werden) oder an Hautveränderungen leiden, bei denen sich zum Beispiel Schuppen oder Schorf ablösen und in das Wasser übergehen.“
Durch diese Passage entstand nicht selten der Eindruck, dass Psoriasis ansteckend sei oder ein hygienisches Problem darstelle.
2005 gelang es dem DPB, eine Änderung der Musterbadeordnung zu erwirken. Seitdem lautet die entsprechende Formulierung:
„Der Zutritt ist nicht gestattet: (…). Personen, die an einer meldepflichtigen übertragbaren Krankheit (im Zweifelsfall kann die Vorlage einer ärztlichen Bescheinigung gefordert werden) oder offenen Wunden leiden.“
Die Umformulierung der Badeordnung ist nur ein formaler, aber dennoch wichtiger Schritt gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung von Patienten mit Schuppenflechte.
Teufelskreis: Stigmatisierung bei Schuppenflechte
Abgesehen von solch formalen Dingen, wie Badeordnungen, leiden Menschen mit Schuppenflechte insgesamt unter vielen Vorurteilen, die sich in Form von Ausgrenzung und Ablehnung im sozialen Umfeld zeigen.
Die körperlichen Schmerzen und Beeinträchtigungen bei Schuppenflechte (wie beispielsweise Entzündungen, Juckreiz und übermäßige Schuppung) zeigen sich häufig an gut sichtbaren Stellen. Die unwissenden und teils abwertenden Blicke der Mitmenschen führen zu Scham und einem geringen Selbstwertgefühl. Das wiederum kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben.
Durch abwertendes und ausgrenzendes Verhalten im sozialen Umfeld und Gesellschaft kommt es häufig zu einem Teufelskreis aus Stigmatisierung und Selbststigmatisierung. Denn die Betroffenen werden einerseits ausgegrenzt, isolieren sich aber durch den psychischen Druck auch immer mehr selbst.
Die Folgen sind verheerend für die Gesundheit. Neben Stress, der das gesamte Hautbild verschlimmern kann oder gar neue Schübe auslösen kann, erkranken viele Patienten auch an zusätzlichen Krankheiten wie Depressionen und verlieren zudem häufig den Anschluss an ihr soziales Umfeld.
Dabei kann die Lösung so einfach sein: Aufklärungsarbeit. Gut, zugegeben – dies scheint leichter gesagt als getan.
Aber auch du kannst deinen Beitrag leisten, indem du in deinem eigenen Umfeld anfängst und offen über deine Schuppenflechte sprichst. Die vorherrschenden Vorurteile und Stigmen können nur abgebaut werden, wenn wir offen über das Leben mit dieser Krankheit, die Symptome und die Therapie sprechen!
Pro & Contra: Wie Schwimmen Schuppenflechte beeinflusst
Wasser tut bei Schuppenflechte gut.
Wasser kann bei Schuppenflechte die Haut reizen.
Na, was jetzt? Beim Thema Schwimmen und Psoriasis gibt es sowohl positive als auch negative Nachrichten zu verkünden – wir werfen einen Blick auf die Pros & Contras.
Pro: Warum Schwimmen Schuppenflechte positiv beeinflussen kann
- Baden wird von Ärzten als Maßnahme zur Behandlung und Therapie von Psoriasis eingesetzt (beispielsweise als Licht-Bade-Therapie).
- Wasser weicht hartnäckige Verhornungen auf und erleichtert den Patienten das Ablösen von Schuppen.
- UV-Strahlen können leichter durch aufgeweichte Hautschichten dringen und Entzündungen lindern.
- Schwimmen ist ein idealer Sport, um Stress abzubauen, Entzündungsfaktoren zu hemmen und Gelenke beweglich zu halten (insbesondere bei Psoriasis Arthritis). Zudem hilft dieser Sport, Begleiterkrankungen wie beispielsweise Übergewicht zu reduzieren.
- Baden in Salzwasser wirkt entspannend und lindert die Symptome der Psoriasis. Mediziner bestätigen beispielsweise die heilende Wirkung der hohen Salzkonzentration und Mineralstoffe aus dem Toten Meer.
Contra: Warum Schwimmen Schuppenflechte negativ beeinflussen kann
- Eine lange Badedauer kann der Haut wichtige Fette und Feuchtigkeit entziehen. Die Haut trocknet aus und spannt.
- Enthält das Badewasser Zusätze, wie beispielsweise Chlor, wird das Austrocknen nochmals verstärkt.
- Eine empfindliche Haut, wie bei Neurodermitis oder Psoriasis, kann mit Hautirritationen auf das Chlorwasser reagieren.
- Besonders bei akuten Schüben sollte das Baden im Chlorwasser vermieden werden.
Tipps für unbeschwerten Badespaß mit Schuppenflechte in Schwimmbad und Freibad
Damit dem feucht-fröhlichen Badevergnügen im Schwimmbad, Freibad und am Meer nichts im Wege steht, haben wir folglich noch einige Tipps für dich:
- Hygieneregel für ALLE: Egal, ob Schuppenflechte oder nicht, jeder Mensch verliert im Laufe des Tages Hautschuppen – selbstverständlich auch beim Baden. Daher gilt, vor dem Schwimmen stets abduschen! Lose Schuppen werden so abgespült – bei Menschen mit und ohne Schuppenflechte.
- Willst du noch einen Schritt weiter gehen, dann kannst du deine Haut vor dem Baden zusätzlich mit einer weichen Bürste abbürsten.
- Auch nach dem Schwimmen solltest du dich immer kurz, aber gründlich abduschen, um beispielsweise Rückstände von Chlorwasser zu entfernen.
- Tupfen – nicht reiben! Nach dem Schwimmen solltest du deine Haut vorsichtig abtupfen, denn ein Trockenreiben reizt die Haut und kann im schlimmsten Fall zu neuen Entzündungen führen.
- Je nach Dauer kann Schwimmen (insbesondere in Chlorwasser) den natürlichen Schutzfilm deiner Haut reduzieren. Eine reichhaltige Feuchtigkeitscreme pflegt und schützt deine Haut nach dem Abtrocknen.
- Denke auch an ausreichenden Schutz vor der Sonne. Dazu gehört das regelmäßige Auftragen eines Sonnenschutzmittels mit einem möglichst hohen Lichtschutzfaktor und die Vermeidung der direkten Mittagssonne (zwischen 11 und 16 Uhr).
- Zudem kannst du deine Haut schonen, indem du Reibung und Hautreizungen mithilfe von leichter, luftiger und atmungsaktiver Kleidung vermeidest.
Badevergnügen ohne Scham: Baden auch mit Schuppenflechte!
Therapeutische Bäder unter Aufsicht eines Arztes, wie die Licht-Bade-Therapie, haben ihre Wirksamkeit schon vor Jahren bewiesen. Und auch im heimischen Schwimmbad oder Freibad kannst du bedenkenlos Schwimmen gehen. Denn ob mit oder ohne Bestrahlung – Wasser hat eine heilende Kraft und kann dir sogar helfen, die Symptome deiner Schuppenflechte zu reduzieren.
Leider werden Betroffene auch heute noch wegen ihrer Krankheit häufig mit den abwertenden Blicken sowie dem ausgrenzenden Verhalten der Gesellschaft konfrontiert. Grund hierfür ist die Unwissenheit vieler Mitmenschen.
Psoriasis ist NICHT ansteckend. Informiere dein direktes Umfeld und kläre deine Mitmenschen, wenn nötig, auf. Nur so schaffen wir es, die vorherrschenden Vorurteile zu überwinden. Für ein unbeschwertes und harmonisches Miteinander – auch im Schwimmbad.
Wie sind deine persönlichen Erfahrungen? Gehst du regelmäßig Baden? Oder gehörst auch du eher zu denjenigen Menschen, die sich bisher nicht wirklich trauen? Komm in unsere Facebookgruppe und tausche dich auch mit anderen Betroffenen aus!
FAQ zu Schwimmbad mit Schuppenflechte
Darf ich mit Schuppenflechte ins Schwimmbad?
Vor dem Jahre 2005 war der Zutritt zu Schwimmbädern Patienten mit Schuppenflechte durch Badeordnungen teilweise nicht gestattet. Der Deutsche Psoriasis Bund e. V. (DPB) setzte sich für eine Änderung dieser Ordnungen ein und erwirkte 2005 eine entsprechende Umformulierung. Psoriasis ist nicht ansteckend und stellt somit kein medizinisches oder hygienisches Problem dar. Der Besuch eines Schwimm- oder Freibads ist auch mit Psoriasis gestattet.
Baden zur Behandlung von Schuppenflechte?
Für Patienten mit Schuppenflechte kann Baden eine Maßnahme zur Behandlung der Krankheit darstellen, wie beispielsweise in Form einer Licht-Bade-Therapie. Wasser wirkt sich auf vielfältige Weise positiv auf Psoriasis aus. Hartnäckige Verhornungen werden aufgeweicht und das Ablösen der Schuppen somit erleichtert. Entzündungshemmende UV-Strahlen können so leichter durch die Hautschuppen dringen und Entzündungen lindern. Zudem wirkt Schwimmen als Sport gegen Stress und Begleiterkrankungen wie Übergewicht.
Ist Chlorwasser gefährlich bei Schuppenflechte?
Chlorwasser kann, muss aber nicht gefährlich sein bei Psoriasis. Grundsätzlich kann ein Zusatz wie Chlor im Badewasser die Haut austrocknen und reizen. Das Ausmaß der Hautirritationen hängt jedoch stark von der Empfindlichkeit der Haut ab. Das Abduschen nach einem Bad in Chlorwasser hilft, Rückstände von Chlor zu entfernen und somit mögliche Reizungen zu reduzieren.
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Quellen:
Balato N., Megna M., Palmisano F. et al. (2014): „Psoriasis and sport: a new ally?“, in: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology. URL: https://europepmc.org/article/med/25132013 (Zugriff am 27.06.2020)
Schmitt J., Ford D.E. (2007): „Understanding the Relationship Between Objective Disease Severity, Psoriatic Symptoms, Illness-Related Stress, Health-Related Quality of Life and Depressive Symptoms in Patients With Psoriasis – A Structural Equations Modeling Approach“, in: General hospital psychiatry. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17336662/ (Zugriff am 27.06.2020)
Taylor W.J. (2012): „Impact of Psoriatic Arthritis on the Patient: Through the Lens of the WHO International Classification of Functioning, Health, and Disability“, in: Current Rheumatology reports. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22592746/ (Zugriff am 27.06.2020)
Uttjek M., Nygren L., Stenberg B., Dufåker M. (2007): „Marked by Visibility of Psoriasis in Everyday Life“, in: Qualitative health research. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17301344/ (Zugriff am 27.06.2020)
Eugenie ist die “gute Haut” von Farbenhaut und leidet nicht selbst an Schuppenflechte. Durch Familienangehörige ist sie jedoch bestens damit vertraut. Seit Januar 2019 liefert sie regelmäßig spannende Texte und weiß dem Leser Inhalte näherzubringen.
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