Inhalt:
Stille Entzündungen und Omega 3: So beeinflussen sie Schuppenflechte
Nährstoffe spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und dem Verlauf von Psoriasis. Daher widmen wir die nächsten Artikel unserer Ernährungsserie diesem Thema. Im heutigen Teil erklären wir dir, warum Omega-3-Fettsäuren so wichtig für dich sind. Hier erfährst du außerdem, was stille Entzündungen sind und wie sie Schuppenflechte beeinflussen.
Entzündungen im Körper
Entzündungen sind ein wichtiger Bestandteil deiner Immunabwehr und der Wundheilung deines Körpers. Schneidest du dir zum Beispiel in den Finger, reagiert dein Immunsystem mit einer akuten Entzündung der verletzten Stelle. Dadurch wird der Heilungsprozess eingeleitet.
Kommt es aber zu sogenannten stillen Entzündungen, kann das schwerwiegende gesundheitliche Probleme auslösen. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen treten sie über einen längeren Zeitraum auf. Das kann dazu führen, dass die Immunabwehr aus dem Gleichgewicht gerät und überreagiert. Dann richten sich plötzlich die Abwehrzellen gegen den eigenen Körper und es entstehen Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis.
Wie kommt es zu stillen Entzündungen?
Stille Entzündungen sind höchstwahrscheinlich eine Folge unseres modernen Lebensstils. Sie werden vor allem durch die aktuellen Ernährungsgewohnheiten und Übergewicht gefördert.
Fettsäuren, die du mit der Nahrung aufnimmst, verarbeitet dein Körper weiter. Omega-6-Fettsäuren werden in verschiede Stoffe, wie beispielsweise Hormone, umgewandelt, die Entzündungen fördern. Arachidonsäure (AA), die wichtigste Omega-6-Fettsäure, kommt in allen tierischen Lebensmittel wie Fleisch, Butter, Käse oder Eiern vor. Entgegen aller Empfehlungen befinden sich aber gerade diese Speisen heutzutage viel zu oft auf den Tellern der meisten Menschen, was die Entzündungslast im Körper erhöht.
Übergewicht führt ebenfalls zu vermehrten Entzündungsreaktionen. Fettgewebe speichert nicht nur Energie. Es ist aktives Gewebe, das entzündungsfördernde Stoffe produziert und ausschüttet. Dazu gehört zum Beispiel der Signalstoff Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α), der auch eine Schlüsselrolle bei Psoriasis spielt. Viszerales Fett, also Bauch- beziehungsweise Eingeweidefett, ist besonders problematisch. Aber auch andere Faktoren wie beispielsweise Stress und Allergien können stille Entzündungen im Körper auslösen.
Omega-3-Fettsäuren
Im Gegensatz zu den entzündungsfördernden Omega 6-Fettsäuren werden Omega-3-Fettsäuren im Körper zu entzündungshemmenden Stoffen umgewandelt. Diese wirken ähnlich wie Kortison. Vermutlich hast du Kortison selbst schon in Form von einer Creme oder Salbe genutzt. Über äußere Anwendung gelangt der Wirkstoff in deinen Körper und unterdrückt dort entzündungsfördernde Stoffe. Ist die Entzündungslast im Körper gering, kann die Haut besser abheilen.
Im Gegensatz zu Kortison haben Omega-3-Fettsäuren aber den Vorteil, dass sie entzündungsfördernde Stoffe regulieren. Sie stoppen somit aktiv Entzündungen und unterdrücken sie nicht nur.
Omega-3-Fettsäuren in pflanzlichen Lebensmitteln
Man unterscheidet zwischen pflanzlichen und maritimen Omega-3-Fettsäuren. Die wichtigste pflanzliche Omega-3-Fettsäure ist die Alpha-Linolensäure. Sie ist vor allem in pflanzlichen Ölen wie Leinsamen-, Hanf-, Walnuss- oder Rapsöl enthalten. Um eine Verbesserung von chronischen Entzündungen zu erzielen, reicht Alpha-Linolensäure aber nicht aus. Sie hat allerdings eine leichte, entzündungshemmende Wirkungen. Die genannten Öle solltest du daher auch regelmäßig in deinen Speiseplan einbauen.
Vorsicht: Omega-3-Fettsäuren sind extrem hitzelabil und dürfen nicht über 100 Grad Celsius erhitz werden. Die Öle eignen sich nicht zum Braten und sollten erst nach dem Bratvorgang zum Essen hinzugefügt werden.
Omega-3-Fettsäuren in maritimen Lebensmitteln
Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) sind die wichtigsten entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren. Sie kommen hauptsächlich in fetten Fischen wie Sardine, Lachs, Makrele, Thunfisch oder Hering vor. Die Fische können frisch oder zubereitet, tiefgekühlt oder als Konserve gegessen werden. Für die Aufnahme der Fettsäuren macht das keinen wirklichen Unterschied.
Wegen der hohen Giftstoffbelastung sollte Fisch aber höchstens ein- bis zweimal pro Woche verzehrt werden. Diese Menge reicht allerdings nicht aus, um die Entzündungslast bei Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte relevant zu reduzieren.
Supplementieren von Omega-3-Fettsäuren
Supplemente, auch Nahrungsergänzungsmittel genannt, sind eine gute Lösung, um deinen Körper ausreichend mit entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren zu versorgen. Öl, das aus Fischen gewonnen wird, kann in Form von Kapseln oder direkt als Öl verzehrt werden. Hochwertige Fischölsupplemente sind frei von Giftstoffen und können ohne Bedenken verzehrt werden.
Leider gibt es viele Fischöl-Supplemente zu kaufen, die qualitativ minderwertig oder sogar schon verdorben sind. Aber: Du hast dein eigenes Labor immer dabei. Hochwertiges und frisches Fischöl schmeckt nämlich kaum nach Fisch und riecht auch nicht danach. Beiß ruhig auf eine Kapsel und mach den Geschmackstest. Schmeckt das Öl dominant nach Fisch, solltest du die Supplemente nicht zu dir nehmen.
Die gleiche Wirkung wie Fischöl hat auch Krillöl, das aus arktischen Krebstierchen gewonnen wird. Es ist jedoch teurer als Fischöl. Seit kurzem gibt es in Form von Algenöl auch eine geeignete Alternative für Vegetarier und Veganer.
Wie werden stille Entzündungen diagnostiziert?
Akute Entzündungen sind dank typischer Merkmale leicht zu erkennen. Schneidest du dir in den Finger, treten an dieser Stelle Rötung, Schwellung, Wärme und Schmerzen auf. Stille Entzündungen hingegen verlaufen in der Regel symptomlos. Sie bleiben daher meistens unentdeckt und somit fatalerweise auch unbehandelt.
Viele Ärzte schenken Entzündungsmarkern noch immer keine Beachtung. Ganzheitliche Therapeuten können seit kurzem aber mit einer Fettsäuren-Analyse verschiedene Fettsäuren im Blut messen. Dabei bestimmen sie den AA/EPA-Quotient. Dieser Quotient bestimmt das Verhältnis der wichtigsten entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure (AA) zu der wichtigsten entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA) im Blut. Er ist ein Indikator für die individuelle Entzündungsneigung einer Person. Die Gefahr an stillen Entzündungen zu leiden oder zu entwickeln ist umso größer, je höher das Verhältnis von AA zu EPA ist.
Möchte man sich präventiv vor Erkrankungen wie Demenz oder Krebs schützen, reicht ein Quotient von 3-5 aus. Möchte man aber Entzündungen in den Griff bekommen, sollte ein Level von 2,5 oder niedriger angestrebt werden. Fast niemand ist heutzutage optimal mit Omega-3-Fettsäuren versorgt. Der durchschnittliche AA/EPA-Quotient liegt bei etwa 10. Das bedeutet, dass im Körper 10 mal mehr entzündungsfördernde Fettsäure als entzündungshemmende Fettsäuren sind. Bei Patienten mit Entzündungserkrankungen werden oft Quotienten von 15, 30 und auch höher gemessen. Durch Ernährung, aber vor allem durch Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren kannst du deinen AA/EPA-Quotienten aktiv verbessern.
Eine Fettsäureanalyse ist sogar einfach von zu Hause aus mit einem Testkit selbst durchzuführen. Dafür werden lediglich ein paar Tropfen Blut aus dem Finger benötigt. Für die Analyse muss das Kit dann per Post in das zuständige Labor gesendet werden. Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Test allerdings nicht.
Die Studienlage zu Omega-3-Fettsäuren
In den letzten Jahren gab es zahlreiche Studien zum Thema Omega-3-Fettsäuren, auch mit Menschen mit Psoriasis. Die Studienergebnisse konnten eindeutig die positive Auswirkung von Omega-3-Fettsäuren auf die Schuppenflechte selbst, sowie auf stille Entzündungen bestätigen.
Was bedeutet das alles für dich?
Um dir zu erklären, wie du mit Omega-3-Fettsäuren deine Schuppenflechte verbessern kannst, haben wir uns Unterstützung geholt. Im nächsten Teil unserer Ernährungsserie ist der ganzheitliche Mediziner Dr. med. Volker Schmiedel an unserer Seite. Er hat ein Buch zum Thema Omega-3-Fettsäuren geschrieben und behandelt regelmäßig Patienten mit Psoriasis in seiner Praxis in der Schweiz. Dr. Schmiedel wird erklären, wie er Omega-3-Fettsäuren für die Therapie von Psoriasis einsetzt und dir von einigen Praxiserfahrungen erzählen.
Supplementierst du bereits Omega 3? Teile deine Erfahrungen mit uns als Kommentar unter dem Artikel! Wir freuen uns, wenn du auch unserer Facebook Gruppe für einen besseren Austausch beitrittst.
Julia unterstützt Farbenhaut seit Mai 2018. Sie leidet zwar nicht selbst an Psoriasis, kennt die Problematik aber durch Verwandte und Bekannte aus dem FF. Als absoluter Ernährungsprofi (Julia ist studierte Ökotrophologin) beschäftig sie sich mit den verschiedensten Aspekten der Krankheit.