Biologika stellen eine neuartige und erfolgversprechende Therapie für Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma, Morbus Crohn, Diabetes und Psoriasis dar.

Sie führen jedoch nicht bei allen Patienten zum gewünschten Erfolg. In einigen Fällen gehen sie mit starken, unerwünschten Nebenwirkungen einher.

Wir beantworten dir im Folgenden alle relevanten Fragen rund um das Thema Biologika, wie beispielsweise:

  • Was sind Biologika und wie wirken sie?
  • Welche Biologika gibt es?
  • Wann ist eine Therapie mit einem Biologikum möglich?
  • Welche Nebenwirkungen treten bei einer Behandlung mit Biologika auf?
  • Was sind Biosimilars?

Und du erfährst, wie sich eine Therapie mit Biologicals bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis auswirkt.

Was sind Biologika?

Biologika, im Englischen „Biologics“ oder „Biologicals“ genannt, sind neuartige Medikament, die in der Behandlung von entzündlichen Autoimmunerkrankungen als Medikamente eingesetzt werden.

Mithilfe von Gentechnik werden Biologika (bDMARDs: „biological disease-modifying antirheumatic drugs“) in lebenden Zellen hergestellt. Die dabei biotechnologisch hergestellten Eiweißsubstanzen gleichen unseren körpereigenen Antikörpern und agieren gegen entzündungsfördernde Botenstoffe.

Ärzte setzen Biologicals bei rheumatoider Arthritis, Schuppenflechte, Krebs- oder Stoffwechselerkrankungen ein.

Wie wirken Biologicals?

Herkömmliche Basis-Medikamente greifen oftmals das gesamte Immunsystem des Patienten an. Biologika hingegen wirken gezielt, indem sie entweder

  • direkt in Entzündungsprozesse eingreifen oder
  • Entzündungsbotenstoffe hemmen und/oder
  • bestimmte Rezeptoren und Immunzellen blockieren.

Eine deutliche Verbesserung der Krankheitssymptome zeigt sich häufig nach 2–4 Wochen.

Patienten nehmen Biologika nicht oral in Form von Tabletten ein, da Magensäure die Wirkstoffe direkt zerstören würde. Ärzte verabreichen ein Biologikum aus diesem Grund als Infusion oder spritzen das Medikament direkt unter die Haut.

Behandlung mit Biologicals

Im Gegensatz zu herkömmlichen Medikamenten wirken Biologika als therapeutische Antikörper viel gezielter und teilweise deutlich schneller. Dieser bedeutende Vorteil hat seinen Preis.

Biologika sind bedingt durch das aufwendige Produktionsverfahren sehr teuer. Außerdem bringen sie in einigen Fällen eindeutige Nachteile mit sich. So sind beispielsweise viele Menschen während einer Therapie mit Biologicals anfälliger für Infektionen, allergische Reaktionen und/oder Unverträglichkeiten.

Vor der Behandlung mit Biologicals muss dein Arzt verschiedene Krankheiten wie beispielsweise Tuberkulose eindeutig ausschließen. Insbesondere aufgrund der hohen Kosten verschreiben Ärzte Biologika längst nicht allen Patienten. Erst wenn herkömmliche Basis-Medikamente das gewünschte Therapieziel nicht erreichen, setzen Ärzte bei Patienten ein Biologikum ein.

Welche Biologika gibt es?

Das Ziel von Biologika ist es, innerhalb des Immunsystems die Botenstoffe auszuschalten, die für bestimmte Entzündungsvorgänge in unserem Körper verantwortlich sind.

Die Wirkstoffe der einzelnen Medikamente agieren dabei auf unterschiedliche Arten.

Im Folgenden haben wir für dich eine Liste mit den in Deutschland zugelassenen Biologika zusammengestellt:

TNF-alpha-Blocker

TNF-alpha Blocker hemmen den Tumornekrose-Faktor (TNF)-alpha und verhindern so eine Entzündungsreaktion. Zu den häufig verwendeten Wirkstoffen gehören:

  • Adalimumab,
  • Etanercept,
  • Infliximab,
  • Certolizumab und
  • Golimumab.

Erkrankungen, bei denen TNF-alpha-Blocker als Arzneimittel fungieren:

  • Morbus Crohn,
  • Colitis ulcerosa,
  • Rheumatoide Arthritis und
  • Psoriasis-Arthritis.

Interleukin(IL)-1 Blocker

Interleukin(IL)-1 Blocker hemmen den entzündungsfördernden Signalstoff Interleukin-1.

Zu den zugelassenen Interleukin-1 Blockern zählen:

  • Anakinra und
  • Canakinumab.

Interleukin(IL)-6 Blocker

Interleukin(IL)-6 Blocker hemmen den Botenstoff Interleukin 6, der eine stark entzündungsfördernde Wirkung hat.

  • Tocilizumab

beispielsweise ist ein häufig verwendetes Medikament, das als Interleukin-6 Blocker agiert.

Interleukin(IL)-12 Blocker

Der Botenstoff Interleukin(IL)-12 beeinflusst den Verlauf von intrazellulären Infektionen.

Zu den gängigen Interleukin(IL)-12 Blockern gehört beispielsweise

  • Ustekinumab.

Erkrankungen, bei denen Interleukin(IL)-12 Blocker als Arzneimittel fungieren, sind

Interleukin(IL)-23 Blocker

Interleukin 23 regt bei zahlreichen Autoimmunerkrankungen die Bildung von T-Zellen an, die sich gegen den eigenen Körper richten. Interleukin(IL)-23 Blocker hemmen diesen Prozess.

  • Ustekinumab

beispielsweise ist ein häufig verwendeter Interleukin-23 Blocker.

Erkrankungen bei denen Interleukin-23 Blocker beispielsweise eingesetzt werden:

  • Psoriasis,
  • Psoriasis Arthritis und
  • Morbus Crohn.

Zielgerichtete T-Zellen-Therapie

  • Abatacept

beispielsweise gilt als Arzneimittel bei einer zielgerichteten T-Zellen-Therapie, um die Entstehung von Entzündungen auszubremsen.

Zielgerichtete B-Zellen-Therapie

  • Rituximab und
  • Belimumab

sind zwei Medikamente, die sich gezielt gegen B-Lymphozyten richten. Diese begünstigen oftmals die Reaktionen des Immunsystems bei Autoimmunerkrankungen.

Biologicals oder Methotrexat (MTX)?

Wenn eine Therapie mit herkömmlichen Basis-Medikamenten wie dem Wirkstoff Methotrexat (MTX) keinen Erfolg zeigt, werden oftmals Biologicals eingesetzt. Durchschnittlich empfehlen Ärzte die Einnahme klassischer Medikamente für eine Dauer von mindestens 3–6 Monaten.

Liegen im Verlauf der Erkrankung bestimmte Faktoren vor, kann ein Arzt zu einem früheren Zeitpunkt die Kombination von herkömmlichen Medikamenten wie Methotrexat und Biologicals verordnen.

Faktoren, die den Einsatz von Biologika empfehlen, sind beispielsweise:

  • hohe Entzündungsaktivität,
  • unzureichende Ansprache auf Basismedikamente und/oder
  • schnell fortschreitender Krankheitsverlauf.

Die Entscheidung richtet sich individuell nach Ausmaß und Verlauf der Erkrankung. Biologicals sind sowohl für eine Monotherapie als auch in Kombination mit Methotrexat geeignet.

Welche Nebenwirkungen haben Biologika?

Biologicals sind hochwirksame Medikamente. Die möglichen negativen Wirkungen dürfen keinesfalls unberücksichtigt bleiben. Je nach individuellem Krankheitsverlauf und Ausprägung muss der Arzt die Vor- und Nachteile abwägen und den Therapieverlauf streng und regelmäßig kontrollieren.

Die möglichen Nebenwirkungen von Biologicals unterscheiden sich nach Wirkstoff und nach vorliegender Erkrankung. Eine individuelle Aufklärung kann nur durch einen Facharzt erfolgen.

Bei TNF-alpha-Blockern beispielsweise liegt ein stark erhöhtes Infektionsrisiko vor, weil die Wirkstoffe teilweise das eigene Immunsystem unterdrücken.

Bei Interleukin-6 Blockern kommt es häufig zu entzündlichen Prozessen in den Gelenken, Müdigkeit, Anämie (Blutarmut), Osteoporose (Knochenschwund) oder Herz-Kreislauferkrankungen.

Ärzte verabreichen Biologicals oftmals in Form von einer Spitze, hierbei kann es an der Einstichstelle zu Rötungen und Schwellungen kommen.

Wichtig vor einer Therapie mit Biologika ist es, sowohl bekannte als auch bislang unerkannte Krankheiten des Patienten zu identifizieren und/oder auszuschließen. Dazu gehören beispielsweise Erkrankungen wie Tuberkulose, Hepatitis-B und entzündliche Darmerkrankungen.

Ärzte empfehlen vor der Anwendung von Biologika oftmals eine Pneumokokken- oder Grippeimpfung. Ferner erklärt dir dein Arzt, inwiefern Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Behandlungen auftreten können.

Was sind Biosimilars?

Biosimilars sind Medikamente, die in der Regel die gleiche Wirkung wie Biologika haben. Sie weichen jedoch in ihrer Struktur vom Original ab und sind daher nicht identisch, sondern nur ähnlich („similiar“) wie Biologika.

In der Praxis bedeutet das, dass ein Patient Biosimilars möglicherweise gleich gut oder sogar besser verträgt als ein Biologikum. In anderen Fällen vertragen Patienten Biosimilars vergleichsweise gar nicht (gut).

In Fachkreisen heißt es, Biosimilars sind rund 20 – 30 % günstiger als die originalen Biologika.

Biologika bei Schuppenflechte

Bei Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Psoriasis reicht eine rein äußerliche Behandlung oftmals nicht aus. Dazu zählen Medikamente zum Auftragen auf die Haut oder eine Lichttherapie.

Die in diesem Fall verordnete systemische Therapie erfolgt in Form von Tabletten oder Spritzen. Wirkstoffe wie Methotrexat oder Fumarsäure gelangen so in den Blutkreislauf und wirken im gesamten Körper.

In manchen Fällen ist eine systemische Therapie mit herkömmlichen Medikamenten jedoch nicht geeignet oder zeigt keine ausreichende Linderung der Symptome. Dein Arzt zieht dann möglicherweise eine Behandlung mit Biologika in Betracht.

Biologicals hemmen während der Behandlung die Botenstoffe und Enzyme, die die Schuppenflechte auslösen.

Folgende Wirkstoffe kommen bei Schuppenflechte (insbesondere bei Plaque psoriasis, Psoriasis vulgaris und Psoriasis Arthritis) zum Einsatz:

  • Adalimumab,
  • Infliximab,
  • Etanercept und
  • Ustekinumab.

Viele Betroffene von Schuppenflechte berichten nach einer Therapie mittels Biologika von sehr guten Erfolgen. Die Behandlung wirkte sich positiv auf die Symptome der Psoriasis aus. Dies bestätigen insbesondere die Patienten, bei denen die Schuppenflechte (auch) die Gelenke betrifft.

Eine vollständige Heilung der Psoriasis ist jedoch mit Biologika nicht möglich.

Rheuma, Diabetes, Psoriasis – eine Behandlung mit Biologika

Biologicals wirken zielgerichtet und greifen direkt in Entstehungsprozesse von vielen Krankheiten ein. Durch aufwendige, biotechnische Verfahren werden Eiweißstoffe hergestellt, die unseren körpereigenen Antikörpern sehr ähnlich sind.

Mediziner setzen sie bereits seit einigen Jahren erfolgreich bei chronisch entzündlichen Krankheiten wie Rheuma, Morbus Crohn, Diabetes und Schuppenflechte ein. Für viele Betroffene hat sich ihr Leben dank einer Behandlung mit Biologicals stark zum Positiven verändert.

Jedoch dürfen wir nicht vergessen, dass der Einsatz von Biologika auch zahlreiche unerwünschte Wirkungen auslösen kann. Insbesondere das erhöhte Infektionsrisiko durch ein gehemmtes Immunsystem muss vor der Therapie mit Biologicals mit einem Facharzt besprochen und abgewogen werden.

Die Wirkstoffe der einzelnen Biologika unterscheiden sich ebenso sehr wie die Einsatzbereiche und Nebenwirkungen. Eine strenge Überwachung der Behandlung durch einen Arzt ist daher Pflicht.

Biologika verzeichnen beispielsweise auch starke Erfolge bei der Behandlung der Symptome von mittelschwerer oder schwerer Psoriasis. Eine vollständige Heilung ist jedoch auch mit diesem Arzneimittel nicht möglich.

Wir sind gespannt auf deine Erfahrungen mit Biologika! Erzähl uns deine Geschichte und tausche dich mit anderen Betroffenen aus – gerne auch in unserer Facebookgruppe.

FAQ zu Biologika

Warum Biologika?

Ein Biologikum wirkt im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten schneller und gezielter. Die biotechnologisch hergestellten Eiweißsubstanzen hemmen die Botenstoffe, die Entzündungen in unserem Organismus auslösen und fördern. Mediziner und Patienten bestätigen die hohe Erfolgsquote bei der Linderung der jeweiligen Symptome.

Biologika auch bei Schuppenflechte mit Beteiligung der Gelenke (Psoriasis Arthritis)?

Biologicals zeigen Wirkung bei diversen chronisch-entzündlichen Krankheiten wie Rheuma, Morbus Crohn, Diabetes und Schuppenflechte (Psoriasis). Dermatologen verschreiben eine Therapie mit Biologicals insbesondere bei Plaque psoriasis, Psoriasis vulgaris und Psoriasis Arthritis.

Sind Biologicals gefährlich?

Vor einer Behandlung mit Biologicals muss durch einen Arzt eine individuelle Klärung von Erkrankungen und möglichen Wechselwirkungen zu bereits verschriebenen Medikamenten erfolgen. Mögliche Nebenwirkungen sind abhängig vom jeweiligen Wirkstoff. Dazu zählen beispielsweise Hemmung des körpereigenen Immunsystems, Anämie oder Osteoporose.

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Quellen:

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