Fumarsäureester ist ein Abkömmling der Fumarsäure, den Ärzte seit Jahren bei der Behandlung von schwerer und mittelschwerer Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) und seit 2013 auch bei Multiple Sklerose einsetzen. Der Ester der Fumarsäure hat eine entzündungshemmende Wirkung auf überschießende Reaktionen des Immunsystems und gilt allgemein als Entzündungshemmer.

Wir haben uns genauer angeschaut, was Fumarsäure und Fumarsäureester sind, wo sie als Wirkstoff zur Anwendung kommen und welche Nebenwirkungen bei einer Therapie auftreten.

Was ist Fumarsäure?

Fumarsäure (Handelsname: Fumaderm) ist eine ungesättigte Dicarbonsäure, die als organisch-chemische Substanz in der Natur vorkommt. Die Salze der Fumarsäure werden Fumarate genannt.

Seinen Namen hat dieser organische Wirkstoff von der Pflanze „Gewöhnlicher Erdrauch“ (Fumaria officinalis). Diese Pflanze, ebenso wie viele andere Pflanzen, Flechten und Pilze, enthält besonders viel Fumarsäure.

Bereits im Altertum haben Menschen Erdrauch als Heilpflanze beispielsweise bei Verstopfung und Hauterkrankungen eingesetzt. Mittlerweile ist der Wirkstoff Fumarsäureester (fumaric acid esters, FAE, Fumaderm) offiziell für die Behandlung von Erkrankungen wie Psoriasis und Multiple Sklerose zugelassen.

Einer dieser sogenannten Abkömmlinge ist Dimethylfumarat. Dimethylfumarat ist ein Ester der Fumarsäure, dessen Wirkungsweise insbesondere bei der Therapie von mittelschwerer und schwerer Psoriasis vulgaris Anwendung findet.

Fumarsäureester bei Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Mediziner und Wissenschaftler gehen davon aus, dass das eigene Immunsystem bei Multiple Sklerose die Isolierungsschicht um die Nervenleitbahnen im menschlichen Körper angreift. So kommt es zum Abbau der Isolierung der einzelnen Nerven und folglich zu Ausfällen und Störungen im Nervensystem.

MS ist bis dato nicht heilbar, sondern lediglich behandelbar. Fumarsäure ist einer der bedeutendsten Wirkstoffe bei der Behandlung von MS. Die vollständige Wirkungsweise von Fumarsäure bei dieser Erkrankung ist bisher nicht erklärbar.

Wissenschaftler vermuten, dass der Wirkstoff entzündungshemmend wirkt und gleichzeitig die Eigenschaft hat, das Immunsystem zu verändern.

Ein Erklärungsansatz besagt, dass der Wirkstoff Fumarsäure das Fortschreiten der Erkrankung hemmt, weil das Immunsystem durch dessen Einsatz weniger Entzündungsbotenstoffe ausschüttet.

Fumarsäureester bei Schuppenflechte

Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Auch bei Psoriasis spielt das Immunsystem eine bedeutende Rolle in Hinsicht auf den Ausbruch der Krankheit. Das Immunsystem löst eine Entzündungsreaktion der Haut aus und beschleunigt den Prozess der Hauterneuerung. Diese übermäßige Bildung neuer Hautzellen ist verantwortlich für die entzündeten Hautbereiche, die starke Schuppung (Plaques) sowie den Juckreiz.

Ebenso wie Multiple Sklerose ist auch Psoriasis nicht heilbar, aber mittels Fumarsäureester gut behandelbar. Seit 1994 ist Fumarsäureester in Deutschland bei der Behandlung von mittelschwerer und schwerer Psoriasis zugelassen. Fumarsäureester kommt zum Einsatz, wenn andere äußere Anwendungen bei der Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Patienten nehmen den Wirkstoff und seine Abkömmlinge (wie Dimethylfumarat und Ethylfumarat) oral in Form von Tabletten ein. Er wirkt somit innerlich direkt am Entzündungsgeschehen und entfaltet dort seine Wirkung.

Laut Studien merken Patienten eine Besserung der Symptome nach 4-6 Wochen. Wenn dein Arzt die Erfolge der Therapie mittels Fumarsäureester als gut beurteilt, ist eine langfristige Therapie auch über mehrere Jahre möglich. Hierbei wird mit der Zeit die Dosierung reduziert.

Fumarsäureester wirkt insgesamt entzündungsunterdrückend und dient daher einer langfristigen Anwendung.

Fumarsäureester: Anwendung

Sowohl bei Multiple Sklerose als auch bei Schuppenflechte steigert dein Arzt im Laufe der Behandlung die Dosis des Wirkstoffes. Das Ziel ist eine bessere Toleranz im Magen-Darm-Trakt zu erreichen. Grundsätzlich ist die Dosis bei Multiple Sklerose von Anfang an höher als bei Psoriasis. Zu welcher Zeit und in welchen Schritten die Dosis erhöht wird, hängt von der Ausprägung der Erkrankung und dem individuellen Zustand des Patienten ab.

Fumarsäure und ihre Abkömmlinge beeinflussen oftmals (negativ) die Nierenfunktion. Daher ist es wichtig, dass du während der Behandlungszeit keine weiteren Medikamente einnimmst, die eine ähnliche Wirkung aufweisen. Die Einnahme folgender Wirkstoffe solltest du daher vorab mit deinem Arzt absprechen:

Während einer Behandlung mit Fumarsäureester verordnet dir dein Arzt regelmäßige Kontrolltermine, die du unbedingt einhalten solltest. Dabei prüft er dein Blutbild, die Leber- und Nierenwerte sowie deinen Urin in Hinsicht auf auffällige Veränderungen.

Um eine Überdosis des Wirkstoffes zu vermeiden, raten Mediziner davon ab, Fumarsäure und deren Abkömmlinge gleichzeitig in doppelter Form anzuwenden. Eine Anwendung in Form von Tabletten und in Form von einer Creme zur selben Zeit beispielsweise sollte also vermieden werden.

Die Wirkungsweise von Fumarsäure ist bis heute nicht vollständig geklärt. Ärzte und Wissenschaftler empfehlen daher folgenden Patientengruppen keine Behandlung mittels Fumarsäure:

  • Kinder und Jugendliche,
  • Schwangere und Stillende,
  • Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen (wie Magengeschwüre) und/oder
  • Patienten mit schweren Leber- und Nierenerkrankungen.

Fumarsäureester: Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen des Wirkstoffs Fumarsäure und seiner Abkömmlinge sind ein erhöhtes Hitzegefühl sowie Gesichtsrötungen. Diese Hitzewallungen im Gesicht (der sogenannte Flush) treten häufig 4-5 Stunden nach der Medikamenteneinnahme auf und variieren in der Ausprägung.

Weitere Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen.

In weniger häufigen Fällen kommt es bei Patienten zu Juckreiz, Hautausschlag oder zu Veränderungen des Blutbildes.

Jeder Mensch reagiert anders auf Fumarsäureester. Die Nebenwirkungen können beispielsweise nur am Anfang der Behandlung auftreten, oder aber sich über den gesamten Behandlungszeitraum erstrecken.

Fumarsäureester: Therapieerfolge mit hinnehmbaren Nebenwirkungen

Die genaue Wirkungsweise von Fumarsäureester ist bis zum heutigen Tage noch nicht vollständig geklärt. Methodisch hochwertige und verwertbare Studien sind hierbei noch Mangelware.

Die Wirkung von Fumarsäure und ihren Abkömmlingen gilt jedoch als erwiesen und viele Patienten bestätigen die erzielten Erfolge. Wichtig bei einer Behandlung ist es, die Dosierung und mögliche Nebenwirkungen streng im Auge zu behalten und die Behandlung, wenn nötig, schnellstmöglich anzupassen oder einzustellen. Patienten nehmen den Großteil der häufigsten Nebenwirkungen wissentlich in Kauf, da die Erfolgsaussichten der Therapie für sich sprechen.

Wir sind gespannt auf deine Erfahrungen mit dem Wirkstoff Fumarsäure – kannst du die entzündungshemmende Wirkung bestätigen? Und welche Nebenwirkungen traten in deinem Fall auf? Gerne kannst du deinen Erfahrungsbericht auch in unserer Facebookgruppe mit uns und anderen Betroffenen teilen!

FAQ zu Fumarsäureester

Wie wirkt Fumarsäure?

Die genaue Wirkungsweise von Fumarsäure und ihren Abkömmlingen ist bis heute nicht vollständig erklärbar. Wissenschaftlern und Medizinern liegen nicht ausreichend verwertbare Studien vor. Sie gehen davon aus, dass der Wirkstoff Fumarsäure insgesamt entzündungshemmend wirkt und gleichzeitig das Immunsystem verändert, indem beispielsweise weniger Entzündungsbotenstoffe ausschüttet werden. Empfindet der Patient die auftretenden Nebenwirkungen als annehmbar, kann der Wirkstoff Fumarsäure und seine Abkömmlinge auch für eine langfristige Therapie eingesetzt werden.

Wo kommt Fumarsäure in der Natur vor?

Fumarsäure ist eine ungesättigte Dicarbonsäure, die in der Natur in verschiedenen Pflanzen, Flechten und Pilzen vorkommt. Diese organisch-chemische Substanz hat ihren Namen von der Pflanze „Gewöhnlicher Erdrauch“ (Fumaria officinalis), welche besonders viel Fumarsäure enthält. In der Natur entsteht die Fumarsäure beispielsweise als Zwischenprodukt bei verschiedenen Stoffwechselprozessen, wie beim Citronensäurezyklus oder beim Harnstoffwechsel.

Hilft Fumarsäure bei Schuppenflechte?

Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, bei der das Immunsystem für eine übermäßige Entzündungsreaktion der Haut und eine beschleunigte Hauterneuerung verantwortlich ist. Der Ester der Fumarsäure wird in Deutschland seit 1994 bei der Behandlung von mittelschwerer und schwerer Psoriasis eingesetzt. Sowohl Mediziner als auch Patienten bestätigen die Wirkung und die damit erzielten Ergebnisse. Wissenschaftlich gesehen kann die Wirkungsweise bis heute nicht umfassend erklärt werden. Fumarsäure und seine Abkömmlinge wirken insgesamt entzündungsunterdrückend und dienen daher auch einer langfristigen Anwendung.

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Quellen:

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