Jeder hat seine eigene Schuppenflechte – Form, betroffene Hautbereiche und Ausprägung unterscheiden sich bei Psoriasis tatsächlich von Patient zu Patient. Aber wie sieht es aus, wenn Schuppenflechte Lippen und Mund betrifft? Wie erkennst du Psoriasis an Lippen und Mund? Wie sieht eine Behandlung aus?

Und zu allererst: Gibt es Psoriasis überhaupt an Lippen und Mund?

Wir haben recherchiert und zeigen dir den aktuellen Kenntnisstand der Medizin und Wissenschaft!

Aktueller Stand der Medizin und Wissenschaft – Hinweis:

Nach momentaner Einschätzung von Medizinern und Wissenschaftlern gibt es noch keine eindeutige wissenschaftliche Aussage darüber, ob und in welcher Form Schuppenflechte Lippen und Mund betreffen kann.

Studien sprechen dafür, dass Patienten mit Schuppenflechte häufiger zu Entzündungen und Veränderungen im Mundbereich neigen. Jedoch ist bis dato nicht geklärt, inwiefern es sich hierbei um eine tatsächliche Erscheinungsform der Psoriasis handelt, oder schlichtweg eine Folge der Schuppenflechte an anderen Körperstellen und deren Symptomen.

Intraorale Psoriasis: Symptome von Schuppenflechte an Lippen und Mund

Laut Medizinern und Wissenschaftlern ist bis heute ungeklärt, ob es tatsächlich eine eigenständige Form von Lippen- und Mundpsoriasis gibt. Gehen wir dem Verdacht jedoch nach, dann zeigt sich, dass eine intraorale Psoriasis (also eine Schuppenflechte innerhalb der Mundhöhle) häufig ohne sichtbare Symptome einhergeht.

Doch wie kommt der Verdacht auf eine Schuppenflechte an Lippen und Mund dann überhaupt zustande?

Symptome, die für eine mögliche Psoriasis sprechen, die sich an der Mundschleimhaut manifestiert, zeigen sich laut Medizinern beispielsweise durch:

  • orale Schmerzen,
  • Brennen an Lippen und in der Mundhöhle
  • oder eine veränderte Geschmackswahrnehmung.

Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen die Symptome sich in Form eines weißen oder grau-gelben Belags zeigen.

Mediziner starteten mehrere Studien, in denen Patienten mit Schuppenflechte gezielt auf mögliche intraorale Erscheinungen untersucht wurden. Das Ergebnis bestärkte die bereits existierende Vermutung, dass Patienten mit Schuppenflechte häufiger von Entzündungen und Veränderungen im Mundbereich betroffen sind als nicht betroffene Menschen.

Insbesondere zwei Formen der Veränderungen lagen häufig vor – die sogenannte Faltenzunge und die Landkartenzunge.

Faltenzunge

Bei der Faltenzunge (lateinisch: Lingua plicata) ist die Oberfläche der Zunge durch starke längs- und/oder querverlaufende Falten gekennzeichnet.

Landkartenzunge

Eine Landkartenzunge (lateinisch: Lingua geographica) zeigt sich auf der Zungenoberfläche in Form von roten Stellen, die von einem weißlichen Saum umgeben sind und sich konstant verändern können.

Beide Veränderungen kommen jedoch nicht ausschließlich bei Patienten mit Schuppenflechte vor. Auch zahlreiche Menschen ohne die chronisch entzündliche Hauterkrankung haben eine Faltenzunge oder eine Landkartenzunge.

Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es unter Experten umstritten, ob und inwiefern eine intraorale Psoriasis tatsächlich als alleinige Form der Schuppenflechte existiert.

Ursachen und mögliche Erklärungsansätze

Geschwächtes Immunsystem und Infektionen im Mundbereich

Ganz gleich, ob ein Mensch an Schuppenflechte erkrankt ist oder nicht – unser Mund ist ein idealer Nährboden für diverse Bakterien und Mikroorganismen. Dies trifft insbesondre zu, wenn wir unsere Zähne, Zahnfleisch und Schleimhäute nicht regelmäßig spülen und reinigen. Eine natürliche Spül- und Reinigungsfunktion übernimmt dabei in der Mundhöhle unser Speichel.

Fehlt hingegen diese regelmäßige Reinigung und Spülung und leidet der Mensch zudem noch an einem geschwächten Immunsystem, so kommt es schnell zu Wunden, Entzündungen und Infektionen im Mund und Rachen. So ist dies auch beim fehlgeleiteten und nicht selten auch geschwächten Immunsystem von Psoriatikern der Fall.

Trigger-Faktoren

Als anerkannte Trigger (auslösende Faktoren) bei Schuppenflechte gelten beispielsweise Ernährung, Medikamente und diverse Lebensgewohnheiten wie Rauchen oder der Konsum von Alkohol. Es gibt noch eine Reihe weiterer auslösender Faktoren. Was jedoch all diese aufgezählten Trigger gemeinsam haben: Sie werden alle meistens durch den Mund aufgenommen.

Klima

Entzündete und eingerissene Lippen und Mundwinkel sind insbesondere im Winter keine Seltenheit. Dies gilt auch – aber nicht nur – für Betroffene von Psoriasis. Trockene und kalte Winterluft führt häufig dazu, dass Lippen brennen, spannen, jucken und es auch zu äußerst schmerzhaften, kleinen Einrissen in den Mundwinkeln kommt (sogenannte Rhagaden).

Ob diese Faktoren ausreichen, um die Entstehung von Schuppenflechte im Mundbereich zu erklären, ist auch unter Experten höchst umstritten. Ebenso wie die Frage, ob es denn überhaupt eine Form von Mund- und Lippenpsoriasis gibt.

Schuppenflechte an Lippen und Mund: Therapie und Behandlung

Die Haut im Mund- und Lippenbereich ist besonders empfindlich. Daher ein klarer Hinweis an dieser Stelle: Ohne Absprache mit einem Arzt dürfen keinesfalls die verschriebenen Mittel gegen eine bestehende Schuppenflechte auf den Lippen oder im Mund angewendet werden! Insbesondere bei Retinoiden und Methotrexat sind orale Nebenwirkungen bekannt und müssen daher unbedingt vermieden werden.

Dein Hautarzt wird dir eine individuelle Form der Therapie und Behandlung mit ausgewählten Mitteln und Medikamenten verschreiben. So kommen beispielsweise Cremes mit Harnstoff oder auch spezielle Salben mit Kortison infrage.

Grundsätzlich solltest du die Ansammlung von diversen Bakterien und Mikroorganismen durch eine gründliche Mundhygiene vermeiden. Dies gilt natürlich für alle Menschen – ganz gleich, ob von Schuppenflechte betroffen oder nicht.

Im Winter solltest du zudem versuchen, deine Lippen feucht zu halten und in regelmäßigen Abständen einzufetten. Hierzu eignen sich fetthaltige Cremes wie eine Zinkpaste oder Vaseline besonders gut. Sie schützen deine Lippen nicht nur vor dem Austrocknen, sondern unterstützen zudem auch die Heilung.

Achtung: Verwechslungsgefahr!

Auch wenn, oder gerade weil bis heute nicht geklärt ist, ob Mundpsoriasis als solches tatsächlich existiert, wollen wir kurz den Hinweis auf eine mögliche Verwechslungsgefahr aussprechen.

Denn wie bereits erwähnt ist unser Mundraum der perfekte Nährboden für zahlreiche Bakterien und Mikroorganismen. So gibt es zahlreiche Infektionen und Entzündungen im Mund und Rachenbereich, die beispielsweise mit weiß-gelbem Belag auf der Zunge, Mundgeruch sowie geröteten und blutenden Stellen einhergehen.

Insbesondere die oralen Candidiasis sei hier erwähnt. Es handelt sich dabei um die Sammelbezeichnung für Infektionen mit Pilzen der Gattung Candida. Diese betreffen beispielsweise einzelne Hautbereiche, Schleimhäute (Soor), äußere Genitalien, Mund, Nasen-Rachen-Raum oder Magen-Darm-Trakt.

Bei Verdacht: Zunge zeigen – und zwar beim Arzt!

Wie so oft bei Schuppenflechte, gilt auch beim Thema Mundpsoriasis, dass der Stand der Wissenschaft und Medizin bis heute nicht ausreicht, um eine klare Aussage zu treffen. Die Frage, ob und in welcher Form Schuppenflechte im Mundbereich auftreten kann, bleibt somit offen.

Solltest du also eine Entzündung im Mundraum oder an den Lippen feststellen, dann gibt es nur eine empfehlenswerte Maßnahme: Der Gang zum Arzt.

In direkter Absprache mit deinem Hautarzt entscheidet ihr gemeinsam, ob und welche Form der Therapie und Behandlung sinnvoll und erfolgversprechend ist.

Wie sieht es mit deiner Zunge aus? Kennst auch du die Symptome und Entzündungen im Mundbereich? Welche Behandlung wurde dir empfohlen? Und wie gut hat diese geholfen? Erzähle es uns – gerne auch in unserer Facebookgruppe!

FAQ zu Schuppenflechte an Mund und Lippen

Welche Symptome gibt es bei Schuppenflechte an Mund und Lippen?

In vielen Fällen zeigt eine Psoriasis im Mundbereich keine sichtbaren Symptome. Ärzte verweisen jedoch beispielsweise auf orale Schmerzen, Brennen an Lippen und in der Mundhöhle sowie eine veränderte Geschmackswahrnehmung. Zu den sichtbaren Symptomen zählt ein weißer oder grau-gelber Belag auf der Zungenoberfläche. Häufig beobachtet werden dabei auch sogenannte Faltenzungen oder Landkartenzungen.

Wie Schuppenflechte am Mund behandeln?

Ob und in welcher Form eine Psoriasis im Mundbereich behandelt wird, entscheidet ein Arzt abhängig von Form und Ausprägung der Symptome. Keinesfalls dürfen Mittel und Medikamente, die für eine Schuppenflechte an einer anderen Körperstelle verschrieben wurden, ohne Absprache mit dem Hautarzt im Mundbereich angewendet werden. Im Rahmen einer Therapie und Behandlung können beispielsweise Cremes mit Harnstoff oder auch spezielle Salben mit Kortison angewendet werden.

Was ist Candidiasis?

Eine orale Candidiasis kann im Hinblick auf Mundpsoriasis häufig zu Verwechslungen führen. Candidiasis bezeichnet Infektionen mit Pilzen der Gattung Candida. Häufig betroffen von diesem Pilz sind neben einzelnen Hautbereichen auch Schleimhäute (Soor), äußere Genitalien, Mund, Nasen-Rachen-Raum oder auch der Magen-Darm-Trakt. Infektionen mit Pilzen dieser Art treten häufig bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem auf.

 

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

Quellen:

Brice D.M., Danesh-Meyer M.J. (2000): „Oral Lesions in Patients With Psoriasis: Clinical Presentation and Management“, in: Journal of Periodontology. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11156048/ (Zugriff am 23.05.2020)

Fatahzadeh M., Schwartz R.A. (2016): „Oral psoriasis: an overlooked enigma“, in: Dermatology. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27035486/ (Zugriff am 23.05.2020)

Fatahzadeh M. (2016): „Manifestation of Psoriasis in the Oral Cavity“, in: Quintessence international. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26665263/ (Zugriff am 23.05.2020)

Picciani B.L.S., Domingos T.A. et al. (2019): „Evaluation of the Th17 Pathway in Psoriasis and Geographic Tongue“, in: Anais brasileiros de Dermatologia. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31789253/ (Zugriff am 23.05.2020)

Pietrzak A., Grywalska E., Socha M. (2018): „Prevalence and Possible Role of Candida Species in Patients With Psoriasis: A Systematic Review and Meta-Analysis“, in: Mediators of inflammation. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29853795/ (Zugriff am 23.05.2020)

Yesudian P.D., Chalmers R.J.G. et al. (2012): „In Search of Oral Psoriasis“, in: Archives of dermatological research. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21927905/ (Zugriff am 23.05.2020)