Neemöl wird aus dem Samen des „indischen Flieders“ (Neembaum) hergestellt. Der wichtigste Wirkstoff Neem ist nicht nur bei Hobbygärtnern als Mittel zum Pflanzenschutz und zur Bekämpfung von Schädlingen im Garten beliebt. Bereits seit Jahrhunderten findet Neemöl auf unterschiedlichste Art in der Landwirtschaft und in der Naturheilkunde Anwendung. So verwenden Befürworter des tropischen Wunderbaums das Öl zur Behandlung von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und bei Allergien.
Wir fassen für dich zusammen: Was ist Neem? Woher stammt es? Wie wird es hergestellt? Wie wirkt Neem und wie kannst du es anwenden – insbesondere auch bei Psoriasis (Schuppenflechte)?
Inhalt:
Neemöl: Herkunft & Herstellung
Der tropische Niembaum (Azadirachta indica) – auch „indischer Flieder“, Neem oder Niem genannt – gehört zur Familie der Mahagonigewächse. Er ist besonders in den trockenen Regionen des indischen Subkontinents verbreitet, wird aber zunehmend auch in Afrika, Australien und Amerika angebaut. Dieser Baum gilt als höchst unempfindlich gegenüber Trockenheit und kann mit einer Höhe von bis zu 40 Metern bis zu 200 Jahre alt werden.
Ein Niembaum bringt bis zu 50 Kilogramm Früchte hervor. Fallen die reifen Früchte vom Baum herab, dann werden sie aufgesammelt und das Fruchtfleisch entfernt. Die Kerne der Frucht können dann zu Neemöl weiterverarbeitet werden.
Hierzu gibt es unterschiedliche Verfahren. Besonders kostengünstig ist der sogenannte Wasserauszug. Hierbei werden die gemahlenen Kerne in Wasser eingelegt. Das gewonnene Extrakt kann dann weiterverarbeitet werden.
Effektiver ist hingegen die Ölextraktion. Dabei wird das Öl mithilfe von Hexan (gesättigter Kohlenwasserstoff) aus den Kernen gezogen.
Die natürlichste und gleichzeitig schonendste Methode ist die Kaltpressung. Dabei werden die Samenkerne auf natürliche Weise ohne Zusätze gepresst. Das Ergebnis ist ein gelbliches, stark riechendes und bitter schmeckendes Öl.
Inhaltsstoffe, Wirkung und mögliche Nebenwirkungen von Neemöl
Trotz langjähriger Forschung können Wissenschaftler die Anzahl der verschiedenen Wirkstoffe des Niembaums bisher nur grob auf mehr als 100 schätzen. Je nach Pflanzenteil des Baums liegen die Wirkstoffe in verschiedenen Kombinationen und Konzentrationen vor und entfalten somit auch unterschiedliche Wirkungen. In seltenen Fällen können auch Nebenwirkungen auftreten.
Inhaltsstoffe von Neem
Rund 20 Inhaltsstoffe gelten heute als erforscht, mindestens 80 weitere hingegen gelten noch als unerforscht. Der bislang wichtigste Wirkstoff von Neem ist wohl Azadirachtin, welcher die Vermehrung und Häutung diverser Schädlinge, wie Blattläuse, Kartoffelkäfer oder Spinnmilbe, hemmt. Unter dem Namen „Neem-Azal“ ist Azadirachtin in Deutschland als Pflanzenschutzmittel für den Garten zugelassen.
Weitere Wirkstoffe, die insbesondere effektiv gegen Insektenfraß schützen, sind beispielsweise:
- Salannin,
- Meliantriol sowie
- Nimbin und Nimbidin.
Wirkung von Neem
Insbesondere die antibakterielle und desinfizierende Wirkung von Neemöl machen es so beliebt. Zusammenfassend zeigt Neemöl folgende Wirkungsweisen:
- antibakteriell (gegen Bakterien),
- antimykotisch (gegen Pilze),
- antiviral (gegen Viren),
- entzündungshemmend,
- hautpflegend sowie
- wundheilend.
Neemöl enthält zudem wichtige Fettsäuren, wie Olein, Stearinsäure, Linol- sowie Linolensäure und eignet sich äußerlich angewendet gut zur Pflege von Haut, Gesicht und Haaren.
Mögliche Nebenwirkungen von Neem
Grundsätzlich solltest du beachten, dass Neem eine toxische Wirkung haben kann. Basierend auf der Tatsache, dass die Medizin und Wissenschaft Neem noch nicht umfassend erforscht haben, gilt es mögliche Nebenwirkungen zu beachten!
Verwende Neemöl ausschließlich äußerlich. Und vermeide unbedingt das Schlucken, den Verzehr und den Kontakt mit Schleimhäuten.
Außerdem gilt für Neemöl das Gleiche, wie auch bei allen anderen ätherischen Ölen: Trage das Neemöl bei erstmaliger Behandlung zunächst nur in einer kleinen Menge auf die Haut auf. Dadurch kannst du prüfen, ob das Öl möglicherweise zu Rötungen, Hautirritationen und anderen Unverträglichkeiten führt.
Die Anwendung bei Kindern und Schwangeren wird nicht empfohlen. Patienten mit Autoimmunerkrankungen sollten den Einsatz von Neemöl vorab mit ihrem Arzt besprechen.
Anwendung
Nahezu alle Teile des Niembaums können für unterschiedliche Produkte verwertet und weiterverarbeitet werden. Sowohl Samen, Blätter und Rinde als auch die Wurzeln des Neembaums enthalten hochwirksame Substanzen.
Die indische Medizin verwendet Neemöl traditionell bei verschiedenen Krankheitsbildern, aber auch zur Behandlung von Kopfläusen und zur Mundhygiene.
Neemöl bei Pflanzen zur Schädlingsbekämpfung
Viele dieser Substanzen sind für Ungeziefer kaum verträglich. Aus diesem Grund setzen die Menschen die Wirkstoffe des Niembaums gezielt zur natürlichen Schädlingsbekämpfung und zum Pflanzenschutz ein. Insbesondere der Wirkstoff Azadirachtin ist hierbei als natürliches Insektizid für die Bekämpfung von Blattläusen, Mücken, Ameisen oder auch Schnecken verantwortlich.
Du kannst Neemöl einfach als Insektizid verwenden, indem du wenige Tropfen des Öls mit einem Liter Wasser beim Gießen mischst oder es verdünnt direkt auf die Pflanze sprühst.
Neem bei Haustieren
Gleichzeitig hält der Duft des Neemöls Insekten von unseren vierbeinigen Freunden fern, da diese den Geruch als äußerst unangenehm empfinden und daher meiden. Die toxische Wirkung betrifft bei Tieren nur Schädlinge wie Läuse und Flöhe, daher kannst du es hervorragend bei deinen Haustieren wie Katzen und Hunden einsetzen.
Zudem zeigt Neem eine pflegende Wirkung auf Haaren und Fell und ist effektiv bei trockener Haut, Wunden und Ekzemen.
Jedes Tier reagiert – wie auch wir Menschen – unterschiedlich stark auf derartige Öle. Probiere Neemöl daher nur vorsichtig in einer kleinen Dosis aus, und achte auf die Verträglichkeit bei deinem Tier.
Empfehlenswert ist die Anwendung durch Vermischen mit einem Katzen- oder Hundeshampoo. In jedem Fall darf das Öl bei Tieren jedoch nur äußerlich angewendet werden!
Und noch ein kleiner Geheimtipp: Neemöl eignet sich auch wunderbar als natürliches Mittel gegen Mücken! Ein DIY-Mückenschutz mit Neemöl kannst du ganz einfach selbst herstellen. Das Rezept dazu findest du hier: Springe zu Rezept
Neemöl in der Medizin und Kosmetik
Neemöl hat zudem viel Zuspruch in der Naturheilkunde und Naturkosmetik erhalten. Und auch die traditionelle Ayurveda-Medizin und -Kosmetik nutzt nahezu alle Teile des Niembaums.
Die heilende und antibakterielle Wirkung des Öls wird beispielsweise zur Zahnhygiene, als Seife, bei Hautkrankheiten, Herpes und auch Fieber angewendet. Zu den weiteren Beschwerden, die du mit Neemöl behandeln kannst, gehören beispielsweise:
- Blasenentzündung,
- Bluthochdruck,
- Bronchitis,
- Fußpilz,
- Juckreiz,
- Husten,
- Kopfläuse,
- Nagelpilz,
- Nesselsucht,
- Rheuma,
- Scheidenentzündung,
- Warzen,
- Wunden sowie
- Zahnschmerzen.
In der Kosmetikbranche hat Neemöl bereits einen festen Platz eingenommen. Aufgrund seiner desinfizierenden und pflegenden Wirkung wird es beispielsweise in Cremes und Shampoos verwendet. Laut Kosmetikern hilft es bei fettigen Haaren, Schuppen sowie brüchigen Nägeln und rissiger Nagelhaut.
Wie wäre es mit einem DIY-Haaröl bestehend aus Neemöl, Mandelöl und Hanfsamenöl? Wir haben ein tolles Rezept für dich gefunden: Springe zu Rezept – probiere es gleich einmal aus und überzeuge dich selbst von der pflegenden Wirkung!
Neemöl bei Schuppenflechte (Psoriasis)
Betroffene von Schuppenflechte berichten zahlreich von positiven Erfahrungen mit Neemöl. Denn es wirkt gleich auf mehrere Arten bei der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung.
Die rückfettenden Eigenschaften des Öls spenden der Haut Feuchtigkeit, es pflegt trockene und rissige Hautstellen und beruhigt und lindert Rötungen und Juckreiz. So enthält Neemöl beispielsweise Linolensäure, deren entzündungshemmende Eigenschaften sich positiv auf Psoriasis, aber auch auf Pickel und Akne auswirken.
Und selbst wenn die Schuppenflechte deine Kopfhaut betrifft, kannst du Neemöl gut zur Linderung des Juckreizes anwenden. Es weicht die oberen Hautschichten auf und hilft Schuppen zu lösen.
Zudem zeigt die antiseptische Wirkung des Neemöls gute Ergebnisse bei der Behandlung von Psoriasis. Es fördert die Heilung der Entzündungen und reduziert Hautirritationen. In der Naturheilkunde kommt Neemöl als natürliches Antiseptikum beispielsweise als Creme bei der Behandlung von Ekzemen, Akne, Warzen oder auch Hand- und Fußpilz zum Einsatz.
Da jede Schuppenflechte und auch jede Haut insgesamt unterschiedlich auf Wirkstoffe wie Neem reagiert, ist es ratsam, vor einer Behandlung das Gespräch mit einem Arzt zu suchen.
Der Gesundheit zuliebe – und auch für unsere Pflanzen und Tiere
In Indien bezeichnen die Menschen Neem gerne als „Gesundheitsspender und Krankheitserleichterer“. Und das nicht ohne Grund. Denn der Niembaum enthält zahlreiche bedeutende Inhaltsstoffe. Von den Samen und Früchten, über Blätter und Rinde, bis hin zur Wurzel übernehmen die verschiedenen Wirkstoffe des Wunderbaums eine schützende, heilende und stärkende Funktion.
Und genau das nutzen die Menschen in Indien und Umgebung auch schon seit Jahrhunderten zum Vorteil für Pflanzen und Tiere – und nicht zuletzt auch für die eigene Gesundheit.
Dabei finden insbesondere Neem und das daraus gewonnene Neemöl Anwendung im Garten als Pflanzenschutzmittel und zur Bekämpfung von Schädlingen wie Blattläusen. Es kann sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren und sogar bei uns Menschen eingesetzt werden.
Die regenerierende, pflegende und antiseptische Wirkung des Öls hilft auch bei diversen Hauterkrankungen und verschafft laut Erfahrungsberichten von Betroffenen auch Linderung bei Psoriasis.
Kannst du diese Erfahrungen teilen? Bist du schon einmal mit Neem in Berührung gekommen? Im Garten, bei deinem Vierbeiner oder doch zur medizinischen oder kosmetischen Anwendung bei dir selbst? Erzähle uns von deiner Erfahrung – gerne auch in unserer Facebookgruppe!
FAQ zu Neemöl
Wirkt Neemöl gegen Schädlinge wie Blattläuse?
Neemöl wird bereits seit Jahrhunderten erfolgreich bei der Bekämpfung von Schädlingen wie Blattläusen, Mücken oder Ameisen im hauseigenen Garten eingesetzt. Viele der enthaltenen Substanzen wie beispielsweise Azadirachtin sind für Insekten und Schädlinge unverträglich, daher eignet sich Neemöl gut zur natürlichen Vernichtung von Ungeziefer.
Ist Neem giftig?
Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass Neem eine toxische Wirkung aufweist. Ärzte vermuten zahlreiche Nebenwirkungen, daher dient das Öl ausschließlich zur äußeren Behandlung. Kinder, Schwangere und Patienten mit Autoimmunerkrankungen sind besonders anfällig für Nebenwirkungen und sollten daher die Anwendung gänzlich meiden oder diese vorab mit einem Arzt besprechen. Vor jeglicher kosmetischen oder medizinischen Anwendung sollte die Verträglichkeit in einer kleinen Menge geprüft werden, um Rötungen und Hautirritationen zu vermeiden.
Wie wirkt Neemöl bei Schuppenflechte?
Neemöl zeigt insbesondere durch seine rückfettende und antiseptische Wirkung einen positiven Einfluss auf gereizte, entzündete und rissige Haut. Es kann in Form einer Creme oder Salbe bei der Behandlung von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis), bei Ekzemen, aber auch bei Warzen sowie Pilzerkrankungen angewendet werden. Es spendet Feuchtigkeit, unterstützt die natürliche Regeneration und Heilung der Haut und pflegt diese.
Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben
Quellen:
Bharade S., Gupta N., Jain S., Kapoor V., Rajpoot D.S. (2019): „Development of Micro-Emulsion Gel Based Topical Delivery of Salicylic Acid and Neem Oil for the Management of Psoriasis“, in: Journal of drug delivery & therapeutics. URL: http://www.jddtonline.info/index.php/jddt/article/view/3023 (Zugriff am 07.07.2020)
Cesa S., Sisto F., Zengin G., Scaccabarozzi D. et al. (2019): „Phytochemical analyses and pharmacological screening of Neem oil“, in: South African Journal of Botany. URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0254629918311724 (Zugriff am 07.07.2020)
de Groot, A., Jagtman B., Woutersen M. (2017): „Contact Allergy to Neem Oil“, in: Dermatitis. URL: https://journals.lww.com/dermatitis/Abstract/2017/11000/Contact_Allergy_to_Neem_Oil.6.aspx (Zugriff am 07.07.2020)
Farahnik B., Sharma D., Alban J., Sivamani R. (2017): „Oral (Systemic) Botanical Agents for the Treatment of Psoriasis: A Review“, in: The Journal of Alternative and Complementary Medicine. URL: https://www.liebertpub.com/doi/abs/10.1089/acm.2016.0324 (Zugriff am 07.07.2020)
Mak-Mensah E.E., Firempong C.K. (2011): „Chemical characteristics of toilet soap prepared from neem (Azadirachta indica A. Juss) seed oil“, in: Asian Journal of Plant Science and Research. URL: https://discuss.forumias.com/uploads/FileUpload/a1/ba1a99d37872a48c412679835d163e.pdf (Download am 07.07.2020)
Morya G.C.K., Vinita V., Bahadur R. (2017): „Clinical Study on Evaluation of the Effect of Neem, Tulsi and Henna on Psoriasis“, in: Medicinal & Aromatic Plants. URL: https://www.researchgate.net/profile/Gyan_Chand_Morya2/publication/321206213_Clinical_Study_on_Evaluation_of_the_Effect_of_Neem_Tulsi_and_Henna_on_Psoriasis/links/5e60c1f292851cefa1deeeb1/Clinical-Study-on-Evaluation-of-the-Effect-of-Neem-Tulsi-and-Henna-on-Psoriasis.pdf (Download am 07.07.2020)
DIY-Mückenschutz mit Neemöl
Kochutensilien
- 1 kleines Schälchen
- 1 kleiner Topf für ein Wasserbad
Zutaten
- 100 ml natives Bio-Kokosöl
- 5-10 Tropfen Neemöl
- 10-20 Tropfen ätherisches Öl nach Wahl z.B. Lavelöl oder Zitrusöl
Anleitung
- Erwärme das Kokosöl in einem Wasserbad bis es flüssig wird (Kokosöl wird schon bei einer Temperatur von knapp über 20 Grad flüssig).
- Gebe nun das Neemöl und die ätherischen Öle hinzu und vermische alle Zutaten.
- Fülle den fertigen Insektenschutz in einen Gefäß zum Mitnehmen. Bedenke dabei, dass das Kokosöl bei Temperaturen unter 20°C wieder erhärtet.
Notizen
Haaröl mit Neemöl, Mandelöl und Hanfsamenöl
Kochutensilien
- 1 kleine Schale
Zutaten
- 50 ml Hanfsamenöl
- 50 ml Mandelöl
- 2-3 ml Neemöl
- 10 Tropfen ätherisches Teebaumöl
- 10 Tropfen ätherisches Lavendelöl
- 10 Tropfen ätherisches Geranienöl
- 10 Tropfen ätherisches Pfefferminzöl
- 5 Tropfen ätherisches Rosmarinöl
Anleitung
- Vermische in einer kleinen Schale das Hanfsamenöl mit dem Mandel- und Neemöl.
- Gebe anschließend die ätherischen Öle hinzu und vermische alle Zutaten bis eine einheitliche Flüssigkeit entsteht.
Notizen
Eugenie ist die “gute Haut” von Farbenhaut und leidet nicht selbst an Schuppenflechte. Durch Familienangehörige ist sie jedoch bestens damit vertraut. Seit Januar 2019 liefert sie regelmäßig spannende Texte und weiß dem Leser Inhalte näherzubringen.
Letzte Kommentare