Ziel einer jeden Neurodermitis Behandlung ist die Reduzierung des Juckreizes und die Hemmung der Entzündungen. Um dem lästigen „Juckreiz – Kratzen – Entzündung“-Kreislauf zu entkommen, bieten sich zahlreiche natürliche Methoden, Hausmittel und Wirkstoffe an. Ein solch bewährter Wirkstoff bei Neurodermitis: Gerbstoff. Dieser wird aufgrund seiner guten Verträglichkeit besonders gern bei Kindern angewendet.

Wir fassen zusammen: Was ist Gerbstoff? Wie wird es angewendet und wie wirkt es?

Bei Neurodermitis Gerbstoff zur Lokaltherapie

Was sind Gerbstoffe?

Gerbstoffe werden nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Kosmetik verwendet. Sie kommen natürlich in Pflanzen vor, werden aber auch chemisch synthetisiert. Sie können je nach Ziel innerlich und äußerlich angewendet werden und haben die Eigenschaft, Proteine miteinander zu vernetzen.

Anwendung bei Neurodermitis: Gerbstoff bei entzündeter Haut

Gerbstoffe zählen zu den beliebtesten Unterstützungsmaßnahmen bei leichten oder auch schweren Verläufen der Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis). Aufgrund der hohen Verträglichkeit eignen sie sich auch für die Anwendung bei Kindern. In der Lokaltherapie kommt Gerbstoffen daher eine besonders wichtige Rolle zu.

Die Anwendung von Gerbstoffen zeigt eine positive Wirkung bei Entzündungsprozessen der Haut. Sie lindern den Juckreiz und beeinflussen den Feuchtigkeitszustand der Haut positiv. Sie wirken insgesamt gefäßabdichtend und fördern die Schorfbildung, was dazu führt, dass Ekzeme sich verschließen und nicht weiter nässen.

Vor allem bei leichten Verläufen können Gerbstoffe eine hilfreiche und natürliche Maßnahme in der Behandlung sein. Bei schweren Verläufen hingegen eignen sie sich lediglich als unterstützende Maßnahme – sie ersetzen aber keine ärztlich verordnete antientzündliche Therapie.

Ferner empfehlen Mediziner Gerbstoffe beispielsweise beim Ausschleichen einer Kortisontherapie.

Präparate mit Gerbstoff kannst du in Form einer Salbe, Creme, Lösung, Lotion und auch Puder erwerben und anwenden.

Wirkungsweise

Gerbstoffe wirken nicht nur entzündungshemmend und antientzündlich, sie lindern auch den Juckreiz und regulieren den Wasserhaushalt der Haut, der bei Neurodermitis in der Regel gestört ist.

Auf der Haut hat Gerbstoff eine adstringierende Wirkung, was bedeutet, dass sich die Haut an der Oberfläche zusammenzieht. Dies bewirkt, dass die Haut an dieser Stelle weniger nässt oder schwitzt. So können nässende Wunden besser versorgt werden und heilen schneller. Außerdem lässt Gerbstoff die Eiweißstoffe an den wunden Hautstellen gerinnen. Dadurch entsteht ein schützender Schorf.

Anwendung auf der Haut

Gerbstoffe stehen in vielen verschiedenen Verarbeitungsarten zur Verfügung. Welche Form Anwendung finden sollte, hängt vom Zustand der Haut und dem individuellen Bedarf des Patienten ab.

Lotionen beispielsweise sind wässrige Suspensionen, die besonders bei nässenden Wunden zur Anwendung kommen. Wichtig bei einer Lotion ist, dass du die Flasche vor Gebrauch gut schüttelst, damit sich die Wirkstoffe in der Suspension verteilen.

Gerbstoff in Form einer Creme und Salbe wird bei der Behandlung von Wunden angewendet, indem es direkt aufgetragen wird. Es unterstützt die Wundheilung und den Regenerationsprozess der Haut.

Pulver kann ebenfalls zum Einsatz kommen. Du kannst es beispielsweise als Badezusatz verwenden. Hierbei musst du jedoch einiges beachten: Nach dem Bad sollte die Haut nur vorsichtig trocken getupft und keinesfalls gerieben werden. Auch ist es wichtig, keine Seife zu verwenden, da das Präparat sonst seine Wirkung nicht entfalten kann.

Nebenwirkungen von Gerbstoffen

Als Nebenwirkung sollte genannt werden, dass eine allergische Reaktion möglich ist. Brennt die Haut bei oder nach der Anwendung von Präparaten mit Gerbstoffen, weist sie eine verstärkte Rötung oder starken Juckreiz auf, dann kann dies für eine allergische Reaktion sprechen.

Setze das Präparat zunächst ab und wende dich zur weiteren Absprache an deinen Arzt.

Natürliche Gerbstoffe

Gerbstoffe kommen auch in der Natur vor – so beispielsweise in Eichenrinden, Blättern, Wurzeln und Früchten. Während bei atopischer Dermatitis häufig Kortison angewandt wird, empfiehlt es sich insbesondere bei leichteren Verläufen, auch die Naturheilkunde in Betracht zu ziehen.

Vorkommen natürlicher Gerbstoffe:

  • Bananen,
  • Kastanien,
  • schwarzer und grüner Tee,
  • Fichten,
  • Eichen,
  • Kaffee und
  • Mimosen.

Ein besonderer Tipp der Naturheilkunde ist es, schwarzen Tee in Form von Auflagen oder Umschlägen anzuwenden.

Tipp: Umschläge und Auflagen mit schwarzem Tee

Schwarzer Tee als (Teil-)Bad, Umschlag, Auflage oder Wickel kann deiner geplagten Haut bei Neurodermitis auf ganz natürliche Weise helfen. Der Tee enthält natürliche Gerbstoffe und hilft Patienten mit atopischem Ekzem, den Juckreiz zu lindern, die Wundheilung zu fördern und Entzündungen zu reduzieren.

Bei Ekzemen und atopischer Dermatitis im Gesicht können beispielsweise Auflagen mit Tee Linderung verschaffen.

Hierzu lässt du einen Teebeutel mit schwarzem Tee ohne weitere Zusatzstoffe in heißem Wasser ziehen. Nach zehn Minuten kannst du den Aufguss wegschütten und den Tee ein weiteres Mal aufgießen. Auch diesen zweiten Aufguss lässt du rund zehn Minuten ziehen. So ist der Sud verträglicher und milder.

Über den Tag verteilt kannst du dann bis zu fünf Mal einen in Tee getränkten Lappen für knapp 20 Minuten auf das Gesicht legen.

Wichtig ist es, danach die Haut mit einer rückfettenden Creme zu behandeln, da der Tee die Haut austrocknet. Du kannst die Anwendung beispielsweise in Form von Umschlägen natürlich auch an anderen Stellen des Körpers anwenden.

Weitere Wirkstoffe bei der Behandlung von Neurodermitis

Neben Gerbstoffen gibt es auch noch weitere Wirkstoffe, die beim atopischen Ekzem helfen können.

Urea (Harnstoff)

Zahlreiche Cremes, die zur Behandlung von Neurodermitis zur Anwendung kommen, enthalten Urea (auch Harnstoff genannt). Dabei handelt es sich um einen natürlichen, körpereigenen Wirkstoff, der die Feuchtigkeit der Haut auf natürliche Weise reguliert, indem er den Wasseranteil der obersten Hautschicht erhöht.

Urea (Harnstoff) macht deine Haut geschmeidiger, stärkt die Hautbarriere, unterbricht die Entzündung und reduziert den Juckreiz.

Polidocanol

Insbesondere zur Juckreizlinderung wird häufig auch ein weiterer Wirkstoff verwendet: Polidocanol. Polidocanol wirkt lokal betäubend und lindert so den Juckreiz in sehr kurzer Zeit.

Insbesondere bei akuten Schüben und starkem Juckreiz kann Polidocanol also für schnelle Linderung sorgen. Der Effekt hält für bis zu vier Stunden. Polidocanol wird oft in Kombination mit Harnstoff eingesetzt.

Zink

Ärzte und Apotheker empfehlen Zink in Form von Salben häufig bei der Behandlung von oberflächlichen Verletzungen. Die Zinksalben enthalten dabei hauptsächlich Zinkoxid, Vaseline, Wollwachsalkohole und Cetylstearylalkohol.

Bei der Behandlung von Neurodermitis kommen Zinksalben häufig zur Anwendung, weil sie eine gute antiseptische und wundheilungsfördernde Wirkung zeigen und zudem Feuchtigkeit auf der Hautoberfläche binden.

Bei Neurodermitis: Gerbstoff – eines der ältesten Heilmittel der Welt

Neben einer Reihe anderer Wirkstoffe gehören Gerbstoffe zu den häufigsten verwendeten Wirkstoffen bei der Behandlung von Neurodermitis. Sie wirken in erster Linie entzündungshemmend und lindern den quälenden Juckreiz.

Durch das Zusammenziehen der Haut unterstützen sie die Regulierung der Schweißbildung und das Nässen der Wunden und regen die Bildung eines schützenden Schorfs an. Da Gerbstoffe zudem sehr gut verträglich sind, können sie selbst bei Kleinkindern angewandt werden.

Die Behandlungsmöglichkeiten reichen dabei von der Anwendung in Form einer Creme bis hin zu Bädern mit entsprechenden Pulvern, die als Badezusatz verwendet werden.

Betroffene setzen den Wirkstoff gern und häufig als ergänzende Maßnahme bei leichten Verläufen ein. Er sollte jedoch keinesfalls als Ersatz einer ärztlich verordneten antientzündlichen Therapie verstanden werden.

Wie sind deine Erfahrungen mit Gerbstoff? Zeigt der Wirkstoff bei dir gute Ergebnisse? Komm in unsere Facebook-Gruppe und teile deine Erfahrungen auch mit anderen Betroffenen von Neurodermitis 😊

FAQ zu Neurodermitis Gerbstoff

Wo sind natürliche Gerbstoffe enthalten?

Natürliche Gerbstoffe sind zahlreich in Eichenrinden, Blättern, Wurzeln und auch Früchten vorhanden. Die Naturheilkunde nutzt beispielsweise Kastanien, Eichen, Kaffee aber auch Tee als natürliche Quelle des Wirkstoffs zur Weiterverarbeitung für diverse Präparate im medizinischen und kosmetischen Bereich.

Welche Wirkstoffe bei Neurodermitis?

Bei der Behandlung von Neurodermitis kommen verschiedene Wirkstoffe zur Linderung des Juckreizes, Unterbrechung der Entzündung und Steigerung des Feuchtigkeitsgehalts der Haut zum Einsatz. Neben Gerbstoff zählen beispielsweise auch Urea (Harnstoff), Zink und Polidocanol dazu.

Anwendung von Gerbstoffen bei Kindern?

Auch bei Kindern werden Gerbstoffe wegen ihrer guten Verträglichkeit gerne und häufig angewendet. Sie wirken antientzündlich, feuchtigkeitsbindend und juckreizstillend und sind somit eine bewährte Maßnahme bei leichten Formen der Neurodermitis. Als zusätzlich unterstützende Maßnahme kann der Wirkstoff auch bei schweren Verläufen in die Therapie integriert werden.

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Quellen:

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