Dupilumab und Neurodermitis – viele Betroffene sind schon über diese beiden Begriffe gestolpert. Denn das Medikament ist eine neue und hocheffektive Behandlungsmöglichkeit bei Neurodermitis. Helfen bei leichten Formen der Hautkrankheit oft Hausmittel, Cremes und Salben aus, so werden bei schwereren Verläufen andere Medikamente hinzugezogen. Eines davon ist Dupilumab. Alle Informationen darüber, was Dupilumab eigentlich ist, wie es wirkt und ob es für dich geeignet ist, findest du in diesem Artikel.

Was ist Dupilumab?

Dupilumab ist ein Wirkstoff, der in die Gruppe der Biologika fällt. Es ist seit 2017 in Deutschland zugelassen und wird erfolgreich bei der Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Durch den Einsatz von Dupilumab bei Neurodermitis gibt es neue Möglichkeiten, Betroffenen zielgerichtet zu helfen.

Was sind Biologika?

Unter Biologika fallen eine Gruppe von Medikamenten, die Ärzte gegen chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Neurodermitis, Schuppenflechte und Stoffwechselerkrankungen einsetzen. Dabei werden die Wirkstoffe mithilfe der Gentechnik direkt in lebenden Zellen hergestellt. So entstehen Eiweißsubstanzen, die unseren körpereigenen Antikörpern gleichen und gezielt gegen entzündungsfördernde Botenstoffe wirken. Dies geschieht auf drei unterschiedliche Arten: 

Biologika können

  • direkt in Entzündungsprozesse eingreifen,
  • die Bildung von Entzündungsbotenstoffen hemmen,
  • Rezeptoren und Immunzellen blockieren. 

Eine erfolgreiche Behandlung mit Biologika führt dazu, dass sich Betroffene schon nach wenigen Wochen deutlich besser fühlen.

Wie wirkt Dupilumab bei Neurodermitis?

Dupilumab hilft bei Neurodermitis, weil es auf einen Aspekt des Immunsystems abzielt, der an der Entzündung der betroffenen Haut beteiligt ist. Dabei hängt es sich an ein Molekül (IL-4-Rezeptor) an, welches sich hauptsächlich auf der Oberfläche von Zellen des Immunsystems befindet. So werden die Botenstoffe zweier anderer Moleküle (IL-4 und IL-13) zerstört, die ansonsten Entzündungen auslösen. Somit greift Dupilumab bei Neurodermitis in die Immunabwehr ein, unterdrückt aber im Gegensatz zu Immunsuppressiva das Immunsystem nicht.

Patienten, deren Neurodermitis mit Dupilumab behandelt wird, erleben einen deutlichen Rückgang der Symptome wie Juckreize und Entzündungen. Viele Betroffene berichten darüber hinaus, dass sich auch der Schlaf verbessert und die allgemeine Lebensqualität erhöht. 

Welchem Ansatz folgt der Einsatz von Dupilumab bei Neurodermitis?

Für die Behandlung von Schuppenflechte gibt es zwei Ansätze:

  • Die topische Behandlung, bei der Cremes und Salben auf die Betroffene Haut aufgetragen werden. 
  • Systemische Therapie, bei der Wirkstoffe wie Biologika durch Tabletten oder Injektionen verabreicht werden.

Der Einsatz von Dupilumab bei Neurodermitis fällt unter die systemische Therapie

Wann wird Dupilumab bei Neurodermitis angewendet?

Dupilumab ist für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zugelassen. Das bedeutet, dass ein Patient, dessen Neurodermitis mit Dupilumab behandelt wird, meist schon andere Therapien durchlaufen hat. Dupilumab bei Neurodermitis kommt also nur dann zum Einsatz, wenn andere Therapieformen nicht (mehr) ausreichend erscheinen. Oft wird das Medikament in Kombinationen mit anderen Behandlungsmethoden eingesetzt, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

Wann wird Dupilumab bei Neurodermitis nicht eingesetzt?

Das Medikament wird vorrangig bei Erwachsenen und Jugendlichen eingesetzt. Seit 2020 hat es auch eine Zulassung für Kinder ab sechs Jahren. Bei Schwangeren und Stillenden wird von der Verwendung von Dupilumab bei Neurodermitis abgeraten. Hier liegen noch keine ausreichenden Daten dafür vor, dass das Medikament für diese Personengruppe bedenkenlos ist. 

Wie wird Dupilumab bei Neurodermitis verabreicht?

Das Medikament wird in Form einer Injektion verabreicht. Meist werden diese beim Arzt gespritzt. Nach einer Einschulung können sich Patienten die Spritzen allerdings auch selbst zu Hause setzten. Ist dies der Fall, so ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt den Therapieverlauf regelmäßig kontrolliert.
Dupilumab für Neurodermitis ist in einer Dosierung von 200 mg und 300 mg erhältlich.

Typischerweise sieht die Therapie wie folgt aus:

  • Patienten mit einem Körpergewicht von über 60 kg erhalten bei der ersten Anwendung eine Dosis von 600 mg Dupilumab (das entspricht zwei Spritzen) verabreicht. Danach werden alle zwei Wochen weitere 300 mg gespritzt. 
  • Kinder, Jugendliche und Patienten mit einem Körpergewicht von unter 60 kg erhalten eine Erstdosis von 400 mg (zwei Spritzen) und danach alle zwei Wochen eine einfache Dosis von 200 mg.

Die Standardtherapie mit Dupilumab für Neurodermitis dauert 16 Wochen. In diesem Zeitraum kommt es für die meisten Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome. Tritt in diesem Zeitraum keine merkbare Besserung ein, wird im Regelfall eine andere Therapie ausprobiert.

Verursacht Dupilumab Nebenwirkungen?

Im Vergleich zu vielen Immunsuppressiva verursacht Dupilumab bei Neurodermitis weniger Nebenwirkungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Juckende Augen und Bindehautentzündung (Konjunktivitis),
  • Reaktionen an der Einstichstelle und/oder
  • Fieberblasen.

Bei Menschen mit Asthma kann das Medikament zu einer Verschlechterung der Asthmasymptome führen. Hier ist besondere Vorsicht geboten!

In seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Merkmale hierfür sind ein Anschwellen des Gesichts oder der Zunge, Atembeschwerden, Benommenheit, Juckreiz am ganzen Körper und Fieber. Treten diese Symptome auf, so sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden und die Behandlung mit Dupilumab abgebrochen werden.

Was musst du beachten, wenn du Dupilumab bei Neurodermitis ausprobieren willst?

Dupilumab ist grundsätzlich gut verträglich, aber dennoch ein starkes Medikament. Daher solltest du dich vor dem Einsatz ausführlich beraten lassen. Vor dem Beginn der Behandlung wird dein Arzt ein Erstgespräch durchführen. In diesem Gespräch werden Vorerkrankungen, aktuelle Medikation und unter Umständen andere Blutwerte besprochen. So kann die Therapie bestmöglich auf deinen Körper und deine Symptome abgestimmt werden. Auf jeden Fall solltest du deinen Arzt darauf hinweisen, falls du schwanger bist oder stillst. Im Idealfall ist die Behandlung mit Dupilumab ein Teil einer ganzheitlichen Therapie, die auch andere Wirkstoffe, Hausmittel und eine gesunde Lebensweise miteinschließt. 

Hast du Erfahrungen mit Dupilumab? Wenn ja: wie hilft dir das Medikament? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

FAQ

Was ist Dupilumab?

Dupilumab ist ein hochwirksames Medikament, das bei der Behandlung von Neurodermitis eingesetzt wird. Es fällt unter die Gruppe der Biologika und greift direkt in das Immunsystem ein. Das Medikament ist seit 2017 in Deutschland zugelassen und kann auch bei Kindern ab sechs Jahren eingesetzt werden.

Wirkt Dupilumab bei Neurodermitis?

Im Körper verhindert Dupilumab die Aussendung von Botenstoffen, die für Entzündungen verantwortlich sind. Dies führt zu einem Rückgang der Symptome  und der Juckreiz nimmt ab. Viele Betroffene berichten auch, dass sie durch die Einnahme des Medikaments besser schlafen und eine höhere Lebensqualität haben.

Gibt es Nebenwirkungen bei Dupilumab und Neurodermitis?

Das Medikament wird im Regelfall gut vertragen, dennoch kann es zu Nebenwirkungen kommen. Typisch sind Bindehautentzündung, Fieberblasen und Irritationen an der Injektionsstelle. In seltenen Fällen treten allergische Reaktionen auf. 

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

Neurodermitis – Krankheitsbild und TherapieJohannes Ring und Edgar Gräf,  Govi Verlag, 2014

Simpson EL et al. Two Phase 3 Trials of Dupilumab versus placebo in atopic dermatitis. NEJM 2016, , via www.clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01949311 (Stand: März 2021)

Dupilumab for Atopic Dermatitis: The Silver Bullet We Have Been Searching for?Ahsan Tameez Ud DinvIfrah Malik,vDaneyal Arshad, Asim Tameez Ud Din, 2020, via https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7202577/ (Stand: März 2021)

PATIENT INFORMATION LEAFLET BRITISH ASSOCIATION OF DERMATOLOGISTS,via: https://www.bad.org.uk/shared/get-file.ashx?id=6416&itemtype=document (Stand: März 2021)