Neurodermitis Therapie: Eliminationsdiäten

Neurodermitis kann nicht nur bei Kindern auftreten. Auch Erwachsene können daran erkranken – und das sogar ganz plötzlich. Natürlich sind in der Regel im Vorfeld schon leichte Neurodermitis Symptome aufgetreten oder ein Familienmitglied wie Eltern oder Großeltern leiden auch am atopischen Ekzem. Dennoch kommt es für viele plötzlich und sie müssen sich erst auf die Erkrankung einstellen. Vor allem die Triggerfaktoren müssen bei einer Neurodermitis schnell herausgefunden werden. Dies kann mithilfe einer Eliminationsdiät erfolgen. Was das genau ist und wie du bei dieser Art von Diät vorgehst, erklären wir dir in diesem Blogartikel.

Was ist eine Eliminationsdiät?

Um es kurz zu machen. Eine Eliminationsdiät ist keine Diät, sondern eine Vorgehensweise, um Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen, also zu eliminieren. Gerade bei Patienten mit Neurodermitis kommt es häufig zu Unverträglichkeiten von bestimmten Lebensmitteln. Diese lösen einen neuen Schub aus und sollten deshalb gemieden werden. Um aber herauszufinden, welche Lebensmittel das sind, kann eine Eliminationsdiät ein wichtiger Helfer für dich sein.

So streichst du praktischerweise für 2 bis 4 Wochen jeweils ein Lebensmittel aus deinem Ernährungsplan und schaust, wie es dir damit geht. Zudem leiden Neurodermitis Betroffene an verschiedenen Unverträglichkeiten wie Zöliakie oder anderen Allergien. Auch bei Personen, die an einer Histamin-, Fructose- oder Lactoseintoleranz leiden, kann diese Eliminationsdiät helfen.

Wem kann die Therapie helfen?

Eine Auslass- oder Eliminationsdiät kann vor allem dann helfen, wenn bereits bekannt ist, dass eine Lebensmittelallergie vorliegt. Mit der Auslassdiät kann dann gezielt getestet werden, ob das Streichen dieser Lebensmittel Besserung bringt und die schubfreie Zeit verlängert.

Hast du nach dem Essen oder Trinken folgende Beschwerden?

  • Kopfschmerzen und Übelkeit,
  • Durchfall, Blähungen oder Magenkrämpfe,
  • Sodbrennen,
  • Hautausschläge,
  • Atembeschwerden,
  • Husten oder Schnupfen,
  • Laufende Nasen oder
  • Geschwollene Schleimhäute.

Dann solltest du einen Allergietest oder einen Unverträglichkeitstest machen. Denn dann könnte es durchaus sein, dass du ein Lebensmittel nicht verträgst. Hier könnte eine Histamin-, Laktose-, Milcheiweiß- oder Fructoseunverträglichkeit vorliegen. Leider ist es bei Neurodermitikern nicht unüblich, dass sie an einer solchen Unverträglichkeit leiden.

Mit einer Eliminationsdiät kannst du dann beispielsweise herausfinden, welche der Lebensmittel, die du auf dem Speiseplan hast, diese Unverträglichkeit hervorrufen. Somit kannst du diese dann vom Speiseplan streichen oder nur sehr selten verzehren.

Treten bei dir jedoch sehr starke Reaktionen auf, solltest du besonders vorsichtig sein. Denn eine solche Unverträglichkeit mit heftigen Reaktionen kann auch zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Besser ist es, dass du dann immer eine Person in deiner Nähe hast oder die Eliminationsdiät in einem Allergiezentrum durchführst.

Wie funktioniert eine Eliminationsdiät?

Bei einer Eliminationsdiät lässt du die Lebensmittel weg, die ein häufiger Auslöser von Unverträglichkeiten sind. Für etwa 2 bis 4 Wochen streichst du diese von deinem Speiseplan. Zuvor kannst du dir eine Liste machen, bei welchen Lebensmitteln du meinst besondere Probleme zu haben. Treten dann in dieser Zeit keine Beschwerden auf, ist es wahrscheinlich, dass du beispielsweise an einer Zöliakie leidest, wenn du auf Lebensmittel mit Gluten verzichtet hast. Gleiches gilt natürlich auch für Lebensmittel mit einem hohen Histamingehalt oder Fructose etc.

Nachdem du das oder die bestimmten Lebensmittel für die Zeit weggelassen hast, beginnst du nun, sie in kleinen und dann in größeren Mengen zu verzehren. Mithilfe eines sogenannten Provokationstests wird dann festgestellt, ob und wann die Symptome wieder einsetzen. Damit kann dann das Maß der Unverträglichkeit festgestellt werden.

Wer sehr empfindlich auf den enthaltenen Stoff reagiert, hat meist schon bei sehr geringen Mengen Beschwerden. Damit du einen genauen Überblick hast, solltest du Tagebuch führen. In dieses werden dann Lebensmittel, Getränke und die Symptome notiert. Leidest du an Unverträglichkeiten, musst du deine Ernährung dauerhaft umstellen.

Natürlich ist die Eliminationsdiät auch bei Lebensmitteln einsetzbar, die eventuell einen neuen Schub bei deiner Neurodermitis auslösen. So kannst du genau sehen, ob du recht hattest, dass beispielsweise Käse oder Schokolade deine Neurodermitis Symptome verschlechtert.

So ist die Vorgehensweise

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du an einer Lebensmittelallergie leidest, solltest zu zuerst einen Pricktest und eine Blutuntersuchung machen. Hier kann relativ sicher festgestellt werden, ob du an einer Unverträglichkeit leidest. Erst dann ist es möglich, eine Auslassdiät in Erwägung zu ziehen. Der Vorteil bei diesen Untersuchungen ist, dass das Testergebnis zeigt, dass dein Körper sensibel auf ein Lebensmittel reagiert. Allerdings ist dabei nicht zu sehen, ob deine Neurodermitis Symptome dadurch ausgelöst werden oder ob dieses Lebensmittel die Beschwerden sogar noch verstärkt. Und hier liegt der Nachteil bei Pricktests und Blutuntersuchungen. Selbst wenn du sensibel darauf reagierst, heißt dies noch lange nicht, dass deine Schübe etwas damit zu tun haben.

Anders sieht es jedoch bei einem Provokationstest aus. Hier wirst du schnell feststellen, ob deine Haut auf ein bestimmtes Nahrungsmittel reagiert. Doch auch diese Methode ist nur begrenzt einsetzbar, weshalb eine Eliminationsdiät eine weitere Möglichkeit wäre.

Diese Intoleranzen kannst du mit der Eliminationssdiät herausfinden

Damit auch du langfristig ohne Neurodermitis Schübe bleibst, solltest du natürlich auf Lebensmittel verzichten, die du nicht verträgst. Dabei kannst du zum einen selbst die Lebensmittel notieren, die unverträgliche Inhaltsstoffe aufweisen oder du erstellst mit deinem Arzt oder deinem Diätologen eine solche Liste.

In der Regel werden dabei verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Neben einem Pricktest, können auch Atemtests oder Blutuntersuchungen erfolgen. Erst danach erfolgt in der Regel eine Eliminationsdiät.

Mit einer Eliminationsdiät kannst du so zum Beispiel die folgenden Nahrungsmittelunverträglichkeiten herausfinden:

Bei Histaminintoleranz:

  • Alkohol,
  • Tomaten und Erzeugnisse aus Tomaten,
  • Lang gereifter Käse,
  • Gemüse,
  • Kakaohaltige Erzeugnisse.

Bei Laktoseintoleranz:

  • Milch,
  • Käse,
  • Butter,
  • Joghurt.

Bei Fructoseintoleranz:

  • Trockenfrüchte,
  • Obst,
  • Honig,
  • Getränke, die mit Fruchtzucker gesüßt sind.

Studien zur Eliminationsdiät bei Neurodermitis

Es gibt derzeit nur wenige Studien zur Eliminationsdiät bei Neurodermitis. Diese sollen die Frage beantworten, ob die Auslassdiät auch wirklich für Neurodermitiker geeignet ist. Natürlich zählen nicht nur die Studien, sondern auch die Erfahrungen. Vor allem bei dieser Behandlung sind die Erfahrungen im Netz wahrscheinlich empfehlenswerter, da es kaum Studien zur Eliminationsdiät gibt.

In den Studien wird geprüft, ob die Auslassdiät bei Neurodermitis wirklich helfen kann oder nicht. Dabei wird geprüft, was passiert, wenn Neurodermitiker auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Für diese Untersuchungen werden dann Freiwillige ausgewählt und in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe ernährt sich normal, die andere Gruppe geht eine Auslassdiät ein, an die sie sich streng halten muss.

Forscherinnen und Forscher der Cochrane Collaboration haben sich die unterschiedlichen Studien angeschaut und ausgewertet. Insgesamt wurden neun dieser Studien genauer unter die Lupe genommen, um zu sehen, welchen Einfluss die Eliminationsdiät auf Neurodermitis hat.

In sechs der Untersuchungen ging es um eine ei- und milchfreie Diät. Zwei Studien hingegen prüften die Wirkung auf flüssige Babynahrung, die auf wenige Nährstoffe reduziert wurde und keine Allergene enthielt. Bei einer Studie ging es darum, dass die Diät nur aus sehr wenigen Lebensmitteln bestand. Leider untersuchten die Forscher nur in einer dieser Studien auf eine Lebensmittelallergie.

Ein weiterer Nachteil ist, dass an fast allen Studien nur Kinder und Säuglinge teilnahmen. Nur in einer Studie waren auch Erwachsene beteiligt. Auch waren die Studien sehr klein und es waren zwischen 11 und 85 Teilnehmer pro Studie. Weiterhin hielten nicht alle Teilnehmenden die Regeln ein und aßen nicht strikt nach der Diät. Somit ist im Grunde kein aussagekräftiges Ergebnis zu ermitteln. Weitere Studien gibt es leider nicht, weshalb du dich tatsächlich auf die Erfahrungsberichte der Eliminationsdiät halten musst, die du im Netz findest.

Das musst du bei einer Auslassdiät beachten

Insbesondere dann, wenn du im Restaurant isst, ist es wichtig, die Inhaltsstoffe zu meiden, die gerade getestet werden. Das ist nicht einfach, weshalb du während dieser Zeit auf Restaurantbesuche verzichten solltest. Gleiches gilt aber auch beim Essen von Freunden. Hier solltest du eventuell mit deinen Bekannten darüber reden oder auch bei den Vorbereitungen helfen, damit du die Inhaltsstoffe genau kennst.

Selbstverständlich ist Selbstdisziplin besonders wichtig. Auch wenn es nicht einfach ist, solltest du dich wirklich an den Ernährungsplan halten. Nur so ist dieser Test aussagekräftig. Gerade dann, wenn es sich um deine Lieblingsgetränke oder Speisen handelt, kann es mitunter sehr schwer werden. Doch halte durch – es ist nur gut für dich!

Auch der Ernährungsplan, den du erhältst, muss strikt eingehalten werden. So kannst du einer eventuellen Mangelernährung vorbeugen. Möchtest du Änderungen an dem Ernährungsplan festlegen, musst du diese mit deinem Diätologen besprechen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Das Eintragen in dein Tagebuch und die strikte Einhaltung liegt natürlich bei dir. Nur wenn du diese Selbstdisziplin an den Tag legst, gelingt der Test.

Wo können Eliminationsdiäten gemacht werden?

Eine Eliminationsdiät kannst du bei deinem Arzt, beim Allergologen oder im Krankenhaus durchführen. In der Regel wird aber beim Diätologen ein Ernährungsplan aufgestellt, damit du perfekt mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt bist. Der Diätologe spricht sich jedoch mit deinem behandelnden Arzt ab, um die Lebensmittel aus dem Plan zu streichen, die auf eine Unverträglichkeit hindeuten.

Gibt es Grenzen bei der Eliminationsdiät?

Ja, leider gibt es auch Grenzen – vor allem bei einer Histaminintoleranz. Das liegt daran, dass es nahezu unmöglich ist, gar kein Histamin zu sich zu nehmen. Warum wirst du dich jetzt fragen. Das hat einen ganz einfachen Grund. Histamin ist ein biogenes Amin und wird nicht nur von deinem Körper produziert, sondert ist in allen Pflanzen und tierischen Produkten enthalten.

Bei einer Histaminintoleranz macht die Dosis das Gift, da es unmöglich ist, auf eine histaminfreie Ernährung umzustellen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du nur Lebensmittel kaufst, dessen Histaminwert sehr niedrig ist. Lebensmittel mit niedrigem Histaminwert sind beispielsweise:

  • Kurz gereifte Käsesorten,
  • Fleischwurst und Kochschinken,
  • Weißfisch,
  • Hafer, Reis, Mais,
  • Kräutertees, Milch und pflanzliche Milch,
  • Pflanzenöle,
  • Apfel, Mango, Kirsche, Aprikose und
  • Kohlgemüse, Paprika, Karotten, Kürbis, Spargel.

Natürlich gibt es noch viele weitere Lebensmittel, die histaminarm sind. Listen dazu findest du im Netz.

Gleiches gilt aber auch für Zöliakie. Denn hier kann eine Glutenunverträglichkeit durch eine Eliminationsdiät nicht festgestellt werden. Um dies untersuchen zu lassen, musst du eine Darmspiegelung sowie eine Biopsie durchführen lassen. Hier wird dann die Darminnenwand darauf untersucht, ob du an einer Glutenunverträglichkeit leidest.

Wer übernimmt die Kosten einer Eliminationsdiät?

Wie bei vielen Behandlungsmöglichkeiten wird auch diese nicht von der Krankenkasse übernommen. Hier musst du die Beratungskosten des Arztes wie auch den Ernährungsplan aus eigener Tasche zahlen. Es sei denn, du hast eine Zusatzversicherung abgeschlossen. Diese übernehmen in der Regel die Kosten.

FAQ

Muss ich vor der Eliminationsdiät immer einen Prick- und einen Bluttest machen?

Ja, denn nur so kann man die Lebensmittel auslassen, auf die du sensibel reagierst. Weißt du das nicht, tappst du praktisch im Dunkeln. Daher ist es von großer Wichtigkeit, immer zuerst einen Prick- und Bluttest machen zu lassen.

Wenn es keine Studien zur Wirksamkeit der Auslassdiät gibt, ist es trotzdem sinnvoll diese zu machen?

Im Netz gibt es zahlreiche Erfahrungsberichte über die Auslassdiät bei Neurodermitis. Diese sind durchweg positiv. Zudem kannst du so erkennen, ob ein bestimmtes Lebensmittel tatsächliche ein Triggerfaktor ist und einen Schub auslöst.

Was kostet eine Eliminationsdiät?

Eigentlich kostet eine Auslassdiät nur das, was du an Lebensmitteln benötigst. Die Beratungskosten wie auch den Ernährungsplan musst du leider aus eigener Tasche zahlen. Bei einem Erstberatungsgespräch können die Kosten zwischen 0 und 130 Euro liegen. Jede weitere Sitzung liegt zwischen 30 und 65 Euro. Die Erstellung des Ernährungsplans ist in den meisten Fällen im Preis inbegriffen. Manche Diätologen lassen sich diesen Plan aber auch bezahlen. In der Regel solltest du mit etwa 5 Sitzungen rechnen. Diese kannst du als Einzelsitzung oder Gruppensitzung wahrnehmen. Gruppensitzungen sind in der Regel etwas günstiger.

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

 

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Niggemann B, Erdmann S, Jäger L, Kleine-Tebbe J, Raithel M, Saloga J, Vieluf I, Vieths S, Werfel T. Standardisierung von oralen Provokationstests bei IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien. Aktualisierte Leitlinie von DGAKI, GPA und ÄDA. Allergo J 2006, 15: 262–70

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