Ärzte nutzen bei diversen Erkrankungen die sogenannte Stufentherapie, um Therapiemaßnahmen in direkter Abhängigkeit vom Schweregrad der Beschwerden und Symptome festzulegen. Auch bei atopischer Dermatitis setzen Mediziner den Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan ein, um eine zielgerichtete und bedarfsgerechte Behandlung sicherzustellen.

Was ist der Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan? Und welche Rolle spielt er im Gesamtkontext der Behandlung von Neurodermitis? Wir erklären es dir!

Neurodermitis Behandlung im Überblick

Wird der Verdacht einer atopischen Dermatitis durch eine fachliche Diagnose eines Arztes bestätigt, dann gilt es, eine grundlegende Behandlung und langfristige Therapie festzulegen.

Die Basis einer jeden Therapie bilden Faktoren, wie das Alter des Patienten, die Lokalisation der Ekzeme, die Ausprägung der Symptome und auch psychologische Faktoren, wie beispielsweise Leidensdruck, Stress oder Schlaflosigkeit.

Folglich daher nochmals ein Überblick, welche Grundlagen du verinnerlichen und welche Maßnahmen du unbedingt bei deiner individuellen Behandlung von Neurodermitis beachten solltest.

Trigger erkennen und vermeiden

Durch eine ausführliche Anamnese, eine detaillierte körperliche Untersuchung sowie weitere Maßnahmen, wie beispielsweise ein Allergietest, wird ein individuelles Krankheitsbild erstellt. Im Idealfall kann der Arzt so auch bereits erste persönliche Provokationsfaktoren identifizieren.

Provokationsfaktoren werden auch Trigger genannt. Es handelt sich dabei um auslösende Faktoren, die einen neuen Schub auslösen können oder zu einer Verschlimmerung der Symptome und des Hautzustandes führen können.

Patienten reagieren wohlgemerkt ganz individuell auf Trigger. Was bei einem Betroffenen als Provokationsfaktor zählt, führt bei einem anderen Patienten möglicherweise zu gar keiner Reaktion.

Häufige Trigger bei Neurodermitis sind beispielsweise:

  • Allergene,
  • Stress,
  • Infekte,
  • Klima und Wetter,
  • falsche Reinigung und Pflege der Haut sowie
  • Umwelteinflüsse.

Die Identifizierung und Vermeidung dieser Trigger ist ein wichtiges Element der gesamten Behandlung von Neurodermitis.

Basistherapie: Cremen, cremen, cremen

Als chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut musst du ein atopisches Ekzem nicht nur während Phasen mit akuten Beschwerden und Symptomen behandeln, sondern insbesondere auch in symptomfreien Zeiten. So kannst du neuen Entzündungen und dem Teufelskreis des Kratzens vorbeugen.

Denn insbesondere der starke Juckreiz ist ein Leitsymptom der Neurodermitis. Präventives Pflegen der Haut führt idealerweise dazu, dass der Juckreiz gar nicht erst in solch einem Ausmaß entsteht. Das ständige Kratzen und somit Aufkratzen der betroffenen Hautstellen bleibt demnach aus und neue Entzündungen und Schübe werden reduziert.

Mediziner empfehlen die tägliche Pflege der Haut mit feuchtigkeitsspendenden und beruhigenden Cremes und Salben. Viele der empfohlenen Cremes bei Neurodermitis beinhalten beispielsweise Zusätze wie Harnstoff, Glycerin, Ceramide, Phosphatidylcholin oder D-Panthenol. Diese lindern die Symptome, die Entzündungen und insbesondere den starken Juckreiz.

Eine konsequent durchgeführte Basistherapie hilft dir also nicht nur, die akuten Beschwerden zu lindern, sondern auch langfristig neuen Schüben vorzubeugen.

Antientzündliche und medikamentöse Behandlung

Zur Linderung von akuten Schüben und Entzündungen setzen Ärzte häufig antientzündliche und medikamentöse Maßnahmen zur Behandlung der Symptome bei Neurodermitis ein.

Abhängig vom Schweregrad der entzündeten Hautstellen und unter Berücksichtigung des gesamten Krankheitsverlaufs gibt es zwei Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung:

  • Äußerlich anzuwendende Wirkstoffe (topische Therapie in Form von Cremes, Salben oder Lotionen).
  • Innerlich anzuwendende Wirkstoffe (systemische Therapie in Form von Tabletten, Spritzen oder Infusionen).

Lokal angewendete Medikamente lindern Beschwerden wie Juckreiz und hemmen Entzündungen. Häufig kommen hierbei Wirkstoffe wie Kortison (Glukokortikosteroide), Calcineurin-Inhibitoren (Pimecrolimus und Tacrolimus), Zink oder Linolsäure zur äußeren Anwendung.

Eine systemische Behandlung von Neurodermitis erfolgt vorübergehend in akuten Phasen und bei schweren Verläufen. Dabei wenden Ärzte gezielt Wirkstoffe wie Ciclosporin A, Dupilumab (Biologika), orale Glukokortikoide (wie Ciclosporin) oder auch Antihistaminika an. Diese erhältst du in Form von Tabletten, Kapseln, Tropfen, Spritzen oder Infusionen verabreicht.

Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan

Eine langfristig angelegte Therapie von Neurodermitis muss sowohl die symptomfreien Phasen als auch die Phasen akuter Krankheitsschübe berücksichtigen.

Befindet sich die Haut in einem guten, also überwiegend symptomfreien Zustand, dann gilt es diesen Zustand möglichst lange aufrechtzuerhalten. Zudem ist es wichtig, die Hautbarriere zu stärken und neuen Entzündungen vorzubeugen.

Das Ziel während akuten Schüben ist es hingegen, Symptome wie Juckreiz zu lindern, die Ekzeme zu reduzieren und neue Entzündungen und Infektionen zu vermeiden.

Der Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan wurde basierend auf den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den praktischen Erfahrungen zahlreicher Dermatologen entwickelt.

Ausgehend vom aktuellen Hautzustand gibt die Stufentherapie vor, ob und welche zusätzlichen Medikamente neben der Basistherapie verordnet werden können. Nach dem Schweregrad der Ekzeme gerichtet, verschreibt der Arzt entweder Medikamente zur lokalen Anwendung (topische Therapie) oder zur oralen Anwendung (systemische Therapie).

Insgesamt beinhaltet die Stufentherapie gemäß der Leitlinie „Neurodermitis“ der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) vier Stufen.

Stufe 1 der Stufentherapie: Trockene Haut

Hautzustand: insgesamt (sehr) trockene Haut.

Therapie-Maßnahmen:

  • Basistherapie mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes, Salben und Lotionen.
  • Vermeidung von Provokationsfaktoren.

Stufe 2 der Stufentherapie: Leichte Ekzeme

Hautzustand: trockene, gerötete, entzündete, teils schuppige Haut, leichte Ekzeme häufig mit Hautverdickungen und leichter Knötchenbildung.

Therapie-Maßnahmen:

  • Weitere Durchführung der Maßnahmen der vorherigen Stufen.

PLUS:

  • juckreizstillende Medikamente,
  • entzündungshemmende (antiseptische) Mittel,
  • UV-Therapie (nicht bei Kindern),
  • gering wirksame Glukokortikoide (Kortison), äußerlich angewendet (topische Therapie) und / oder
  • gering wirksame Calcineurin-Inhibitoren, äußerlich angewendet (topische Therapie).

Stufe 3 der Stufentherapie: Moderate Ekzeme

Hautzustand: mittelschwere Ekzeme häufig mit Hautverdickungen und Knötchenbildung.

Therapie-Maßnahmen:

  • Weitere Durchführung der Maßnahmen der vorherigen Stufen.

PLUS:

  • stärker wirksame Glukokortikoide (Kortison), äußere Anwendung (topische Therapie) und / oder
  • stärker wirksame Calcineurin-Inhibitoren, äußere Anwendung (topische Therapie).

Stufe 4 der Stufentherapie: Persistierende (andauernde) schwere Ekzeme

Hautzustand: andauernde schwer ausgeprägte Ekzeme, stark gerötete Haut häufig mit Hautverdickungen, Knötchenbildung, Nässen, Krustenbildung.

Therapie-Maßnahmen:

  • Weitere Durchführung der Maßnahmen der vorherigen Stufen.

PLUS:

  • Systemische immunmodulierende Therapie (Cyclosporin A; kurzzeitig auch orale Glukokortikoide, Dupilumab, Methotrexat, Azathioprin, Mycophenolatmofetil).

Der Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan gibt behandelnden Dermatologen eine gute und auf zahlreichen Erfahrungswerten basierte Orientierung.

Dennoch muss ausdrücklich gesagt werden, dass der Arzt jede Therapie individuell anhand der spezifischen Symptomen, Lokalisation und Ausprägung bewerten und anordnen muss. Auch Faktoren wie das Alter des Patienten oder besondere Lebensumstände wie die Berufswahl müssen hierbei berücksichtigt werden.

Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan für langfristige Erfolge

Sobald die Diagnose Neurodermitis feststeht, müssen Patient und Arzt einen langfristigen Therapieplan aufstellen. Neben der Identifizierung der persönlichen Provokationsfaktoren ist dies ausschlaggebend für eine erfolgreiche Neurodermitis Behandlung.

Dermatologen richten die notwendigen Therapiemaßnahmen häufig an dem sogenannten Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan aus. Hierbei beurteilen die Ärzte den aktuellen Hautzustand und verordnen darauf basierend einzelne Maßnahmen.

So können Arzt und Patient den Verlauf der Erkrankung am aktuellen Schweregrad gemessen auch ideal dokumentieren und nachverfolgen. Insgesamt ermöglicht dieses Vorgehen, dass der gesamte Kreislauf der Neurodermitis und die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen nachvollzogen werden können.

Die Stufentherapie bietet einen hilfreichen und erprobten Orientierungsrahmen. Dennoch dürfen dein Arzt und du eine individuelle Anpassung keinesfalls vernachlässigen. Insbesondere müsst ihr Faktoren wie Alter, individuelle Lebensumstände, Krankheitsverlauf sowie Ausprägung und Lokalisation der Entzündungen berücksichtigen.

Kanntest du den Vier-Stufen-Therapieplan bereits? Orientieren du und dein Arzt euch auch an diesem Plan? Tritt unserer Facebook-Gruppe bei und tausche dich auch mit anderen Betroffenen der atopischen Dermatitis aus!

FAQ zu Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan

Was ist eine systemische Therapie?

Eine systemische Therapie bei Neurodermitis wird in akuten Phasen mit starken Entzündungen verordnet. Dabei werden vorübergehend Wirkstoffe wie Ciclosporin A oder Dupilumab oral in Form von Tabletten, Spritzen oder Infusionen verabreicht. Systemische Therapien müssen immer ärztlich überwacht und ausschleichend beendet werden.

Warum Basistherapie in symptomfreien Phasen?

Auch in symptomfreien Phasen muss eine zur Neurodermitis neigende Haut konsequent mit Feuchtigkeit versorgt und gepflegt werden. So werden trockene Haut, Juckreiz, neue Entzündungen und neue Schübe der Erkrankung vermieden. Zudem wird durch eine konsequente Neurodermitis Basistherapie die Hautbarriere gestärkt und die symptomfreie Phase stabilisiert.

Was ist eine Stufentherapie?

Eine Stufentherapie legt in Abhängigkeit vom Schweregrad der Symptome einer Erkrankung die notwendigen Therapiemaßnahmen fest. Auch bei atopischer Dermatitis werden die Beschwerden der Patienten häufig anhand des Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplans bewertet und entsprechende Maßnahmen angeordnet.

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Quellen:

Deleuran M., Thaçi, D. Beck L.A. et al. (2020): „Dupilumab shows long-term safety and efficacy in patients with moderate to severe atopic dermatitis enrolled in a phase 3 open-label extension study“, in: Journal of the American Academy of Dermatology. URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S019096221932465X (Zugriff am 23.03.2021)

Knop M., Gürtler A., Dr. Heratizadeh A. et al. (2018): „Externe Therapie des atopischen Ekzems“, in: Der Hautarzt. URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s00105-018-4135-4 (Zugriff am 23.03.2021)

Wollenberg  A., Bieber T. (2009): „Proactive therapy of atopic dermatitis – an emerging concept“, in: European Journal of allergy and clinical immunology. URL: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1398-9995.2008.01803.x (Zugriff am 23.03.2021)