Starker Juckreiz, trockene, schuppige und gerötete Haut: Neurodermitis gilt heutzutage als Zivilisationskrankheit und bezeichnet eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die schubweise auftritt. Ein Blick auf die Neurodermitis Epidemiologie (Verbreitung) zeigt, dass sie insbesondere im Kinder- und Jugendalter zu den häufigsten Krankheiten der Haut zählt. Doch auch zahlreiche Erwachsene leiden unter Neurodermitis.

Doch wie verbreitet ist das atopische Ekzem tatsächlich? Wir haben die Neurodermitis Verbreitung genauer unter die Lupe genommen.

Neurodermitis Epidemiologie: Häufigkeit von Neurodermitis

Da Neurodermitis (atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem) häufig in hoch entwickelten Industriestaaten vorkommt, wird sie auch gerne als Zivilisations- oder Volkserkrankung bezeichnet.

Mediziner gehen davon aus, dass die Häufigkeit dieser Erkrankung von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Dazu zählen beispielsweise das Klima sowie das Alter.

Darüber hinaus wird aber beispielsweise auch ein Zusammenhang zwischen der Krankheit Neurodermitis und modernen Hygienekonzepten vermutet. In vielen modernen Gesellschaften kann ein sehr hohes Maß an Hygiene beobachtet werden. Gleichzeitig nehmen auch Allergien, welche im Zusammenhang mit atopischer Dermatitis stehen können, stetig zu.

Zahl der Patienten steigt

Wissenschaftlern zufolge nimmt die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahren signifikant zu. Waren im Jahr 1964 noch nur etwa 1,1 bis 3,1 Prozent der Bevölkerung betroffen, erkranken heutzutage bis zu 3,4 Prozent der Erwachsenen und 12,9 Prozent der Kinder in Deutschland an atopischer Dermatitis.

Diese Entwicklung ist wohlgemerkt nicht nur in Deutschland zu beobachten – die Zahlen in Großbritannien und in der Schweiz ähneln denen Deutschlands stark.

Neurodermitis Epidemiologie: Regionale Unterschiede

Geografisch können Unterschiede in der Häufigkeit der atopischen Dermatitis festgestellt werden: In sonnenarmen, nördlichen Regionen Europas, wie etwa Skandinavien, sind Patienten deutlich häufiger von Neurodermitis betroffen als in südlichen Regionen, wie beispielsweise am Mittelmeer.

Studien zeigen, dass in Nordeuropa knapp 25 % der Bevölkerung an Neurodermitis leiden. Dagegen zeigt nur knapp ein Prozent der an den Küsten Südeuropas lebenden Menschen die Symptome der Erkrankung.

Aber auch der Wohnort scheint eine entscheidende Rolle zu spielen, denn Bewohner der Stadt haben ein höheres Risiko zu erkranken als Personen, die auf dem Land leben.

Darüber hinaus weisen auch bestimmte Berufsgruppen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, eine entzündliche Veränderung und Erkrankung der Haut und/oder eine Allergie zu entwickeln.

Neurodermitis Verbreitung: Familiäre Häufigkeit

Tatsächlich ist die genaue Ursache von Neurodermitis bis dato nicht geklärt. Wissenschaftler gehen jedoch von einem Zusammenspiel verschiedener genetischer und externer Faktoren und Auslöser (Trigger) aus.

Das Vorliegen einer genetischen Komponente verweist darauf, dass die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung deutlich zunimmt, wenn bereits andere Familienmitglieder an einem atopischen Ekzem leiden.

Diese genetische Komponente wurde schon mehrfach in Studien bestätigt. So steigt das Risiko einer Erkrankung bei einem Kind deutlich, wenn ein oder gar beide Elternteile selbst an Neurodermitis leiden.

Neurodermitis Verbreitung: Altersbedingte Häufigkeit

Charakteristisch für das atopische Ekzem ist, dass die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung mit zunehmendem Alter nachlässt.

Haben Kinder zwischen 0-4 Jahren eine Erkrankungshäufigkeit von 15,6 Prozent, nimmt das Risiko mit zunehmendem Alter ab. Bei Erwachsenen über 30 Jahren erkranken lediglich bis zu 2,4 Prozent, bei Personen über 60 Jahren nahezu null Prozent.

Wie also unterscheidet sich die Häufigkeit einer Erkrankung nach Altersgruppen?

Atopische Dermatitis bei Kindern

In Deutschland leiden etwa zehn Prozent, also rund acht Millionen Menschen, an atopischer Dermatitis. Auffallend ist, dass besonders häufig Kinder betroffen sind. Bis zu 14 Prozent der sieben- bis zehnjährigen Jungen und Mädchen leiden unter einer Neurodermitis. Das atopische Ekzem wird daher auch gern als kindliche Volkskrankheit bezeichnet.

Bei den kleinen Patienten tritt das atopische Ekzem damit auch deutlich häufiger auf als Asthma (sechs Prozent) oder Heuschnupfen (elf Prozent). Für Pädagogen ist diese Erkenntnis interessant, denn es kann davon ausgegangen werden, dass sich in jeder Schul- oder Kitagruppe mindestens ein betroffenes Kind befindet.

Jungen erkranken genauso oft wie Mädchen. Und auch der Impfstatus des Kindes scheint keinen Einfluss auf das atopische Ekzem zu haben.

Mediziner beobachten jedoch auch Risikomerkmale, die auf Unterschiede hindeuten. So sind beispielsweise Kinder und Jugendliche aus sozial bessergestellten Familien häufiger betroffen als Kinder mit niedrigerem Sozialstatus. Zudem tritt das atopische Ekzem in Ostdeutschland häufiger auf als in Westdeutschland.

Am häufigsten wird die krankhafte Hautveränderung im Alter von 0-2 Jahren festgestellt. Oftmals nehmen die Symptome jedoch mit zunehmendem Alter ab, bei Jungen sogar häufiger als bei Mädchen. Die Neurodermitis ist eine Krankheit, aus der das betroffene Kind also häufig „herauswächst“.

Atopische Dermatitis bei Jugendlichen und Erwachsenen

Doch nicht immer verwächst sich die Neurodermitis. Daher gibt es auch einen Prozentsatz an Jugendlichen und Erwachsenen, die an atopischer Dermatitis leiden oder (erneut) erkranken. In der Altersgruppe der 18- bis 80-Jährigen sind Studien zufolge rund drei Prozent der deutschen Bevölkerung betroffen.

Bei erwachsenen Patienten führt Neurodermitis häufiger als bei Kindern auch zu psychologischen Problemen, da Betroffene sich oft für Symptome schämen und sich daraufhin sozial isolieren. Stresssituationen in Schul- und Berufsalltag können die Krankheit triggern und Unsicherheiten verstärken. Es kommt zu Vermeidungsstrategien und -verhalten der Betroffenen. Nicht selten entsteht ein Teufelskreis, der bis hin zu Depressionen führt.

Bei Senioren tritt Neurodermitis kaum bis gar nicht mehr auf. Tut sie es doch, gilt es zu beachten, dass das Krankheitsbild bei älteren Menschen abweichen kann. Während bei jüngeren Patienten lediglich eine Veränderung der Haut einhergehend mit Juckreiz beobachtet wird, stellen sich bei betroffenen Senioren häufig weitere Leiden, wie Verdauungsprobleme, ein.

Neurodermitis Epidemiologie: Zuviel Hygiene als Auslöser?

Die steigende Zahl der Erkrankungen wird häufig auf eine Zunahme von Hygiene zurückgeführt. Wissenschaftler haben die Hypothese aufgestellt, dass Säuglinge insbesondere in Großstädten erst sehr spät mit Krankheitserregern in Kontakt kommen.

Genau dieser Kontakt zu entsprechenden Erregern in früher Kindheit ist jedoch wichtig, damit das Immunsystem sich auf seine Aufgabe einstellen kann, eine Reaktionskette ausgelöst wird und letztlich eine Sensibilisierung stattfindet.

Insgesamt können Wissenschaftler einen Anstieg zahlreicher „verwandter“ Krankheiten beobachten. Dazu zählen Allergien, Autoimmunerkrankungen oder auch chronisch-entzündliche Erkrankungen, wie etwa Asthma, Heuschnupfen oder Morbus Crohn.

Die Hygiene-Hypothese geht davon aus, dass die tiefgreifenden Veränderungen unserer Gesellschaft zu einem sehr hohen Maß an Hygiene geführt haben: unsere Lebensräume sind „geputzt“. Dadurch wird das menschliche Immunsystem immer seltener mit Erregern konfrontiert. Die Folge ist ein vergleichsweise geschwächtes Immunsystem.

Diese Hypothese wird durch diverse Untersuchungen gestützt, etwa durch die Beobachtung, dass Kinder, die auf Bauernhöfen oder insgesamt eher ländlich aufwachsen, deutlich seltener ein atopisches Ekzem entwickeln.

Wie die Neurodermitis Epidemiologie Hinweise auf Ursachen und Auslöser gibt

Neurodermitis zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen und betrifft besonders oft Kinder.

Wissenschaftler haben erkannt, dass die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Dabei zeigen Faktoren wie regionale Häufigkeit, Alter, sozialer Status und Lebensstil interessante Zusammenhänge zu den bekannten Auslösern (Trigger) auf.

Personen in ländlichen Regionen haben beispielsweise ein geringeres Risiko zu erkranken, da sie durch die natürliche Umgebung und den häufigeren Kontakt zu Krankheitserregern ein stärkeres Immunsystem aufweisen. Auch das Klima und das Alter zählen zu den Faktoren, die einen Einfluss auf die Häufigkeit von Neurodermitis nehmen.

Wie stehst du zu diesen Zahlen? Kannst du beispielsweise die regionale Häufigkeit und den damit verbundenen klimatischen Einfluss nachvollziehen und bestätigen? Und was hältst du von der Hygiene-Hypothese?

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FAQ zu Neurodermitis Epidemiologie

Beeinflusst das Klima Neurodermitis?

Das Klima und die Jahreszeiten sind häufige Provokationsfaktoren. Trockene Luft, Hitze, Kälte, starkes Schwitzen oder auch starke Temperaturschwankungen können den Hautzustand der Patienten negativ beeinflussen. Dies bestätigt auch die geografische Verbreitung atopischer Dermatitis: Menschen im sonnenarmen Nordeuropa zeigen beispielsweise häufiger Symptome als Menschen in milden südeuropäischen Klimaregionen.

Atopisches Ekzem durch zu viel Hygiene?

Wissenschaftler stellen die Vermutung auf, dass unser Immunsystem durch einen zu hohen Hygienestandard unterbeschäftigt ist. Die Anfälligkeit für eine Krankheit wie Neurodermitis oder auch Allergien steigt, da das Immunsystem folglich auf eigentlich harmlose Reize überproportional stark reagiert.

Erkranken Erwachsene an Neurodermitis?

Das atopische Ekzem wird oftmals im Alter von 0-2 Jahren diagnostiziert. Bei bis zu 60 Prozent dieser Patienten verwächst sich die Krankheit mit zunehmendem Alter und die Symptome klingen im Schulalter bis hin zur Entwicklung zum Jugendlichen vollständig ab. In Deutschland leiden insgesamt rund drei Prozent aller Erwachsenen an atopischer Dermatitis.

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Quellen:

Ibrahim H.M., El-Taieb M.A., Hassan M.H. et al. (2020): „Relations between vitamin D3, total and specific IgE for house dust mites in atopic dermatitis patients“, in: Scientific Reports. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33268802/ (Zugriff am 14.04.2021)

Silverberg, J., Hanifin J.M. (2013): „Adult eczema prevalence and associations with Asthma and other health and demographic factors: A US population – based study“, in: Journal of Allergy and Clinical Immunology. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24094544/ (Zugriff am 14.04.2021)