Die Theorie zur Neurodermitis Behandlung klingt zusammengefasst ganz einfach: Provokationsfaktoren der Neurodermitis identifizieren und vermeiden. Eine sogenannte Vermeidungsstrategie oder Allergenkarenz ist laut Medizinern einer der wichtigsten Faktoren bei der langfristigen Therapie atopischer Dermatitis. Die Vermeidungsstrategie oder Allergenkarenz umfasst dabei Verhaltensweisen und Maßnahmen zur Vermeidung von Kontakt mit Allergie auslösenden Stoffen oder Substanzen.
Denn als chronisch-entzündliche Erkrankung, die in Schüben verläuft, kann Neurodermitis die Lebensqualität der Betroffenen stark negativ beeinflussen. So kämpfen Patienten mit atopischer Dermatitis beispielsweise mit einem steten, quälenden Juckreiz und folglich auch einer immensen psychischen Belastung.
Inhalt:
Vermeidungsstrategie: Meiden von auslösenden Faktoren (Trigger)
Grundsätzlich sieht die Behandlung von Neurodermitis eine konsequente Basistherapie und je nach Schwere des Verlaufs weiterführende Maßnahmen und Medikamente vor. Diese Medikamente kommen in Form von äußerlich (topische Therapie) oder innerlich (systemische Therapie) angewendeten Präparaten zur Anwendung.
Häufig basiert die Verordnung der Medikamente auf dem Neurodermitis Vier-Stufen-Therapieplan. Diese sogenannte Stufentherapie richtet sich nach dem Schweregrad der Ekzeme und ermöglicht somit eine zielgerichtete und bedarfsgerechte Behandlung in direkter Abhängigkeit der Beschwerden.
In Phasen ohne akute Beschwerden ist es wichtig, den symptomfreien Zustand möglichst lange aufrechtzuerhalten. Um dieses Ziel der Behandlung zu erreichen, ist es wichtig, neuen Entzündungen vorzubeugen. Der naheliegendste Weg ist die Vermeidung von Neurodermitis auslösenden Faktoren – die sogenannte Vermeidungsstrategie.
Diese Trigger sind jene Faktoren, die die Schübe der Neurodermitis auslösen oder den aktuellen Hautzustand verschlimmern. Provokationsfaktoren sind dabei jedoch sehr individuell – jeder Patient kämpft also gegen seine eigenen auslösenden Faktoren. Es ist daher wichtig, seine persönlichen Provokationsfaktoren zu kennen und diese weitestgehend zu meiden.
Provokationsfaktoren in der Vermeidungsstrategie
Mediziner unterscheiden bei Provokationsfaktoren grundsätzlich zwischen spezifischen und unspezifischen Reizen.
Die unspezifischen Provokationsfaktoren sind beispielsweise Irritationen durch Kleidung oder Umwelteinflüsse, wie beispielsweise Tabak und Abgase. Ebenso ist psychischer Stress und emotionale Belastung ein häufiger auslösender Faktor bei Neurodermitis.
Spezifische Provokationsfaktoren hingegen sind Aeroallergene, wie beispielsweise Schimmelpilze, Pollen, Hausstaubmilben, oder auch eine Nahrungsmittelallergie, beispielsweise auf Kuhmilch, Hühnereier oder Weizenmehl. Besonders bei Kindern beobachten Ärzte häufig ein Zusammenhang mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Um die eigenen Trigger zu identifizieren und anschließend zu vermeiden, müssen die Patienten nicht selten viel Geduld und Aufmerksamkeit aufbringen. Die Betroffenen müssen beobachten, welche Faktoren mit einem Schub oder einer Verschlimmerung der Symptome einhergehen.
Die folgenden Fragen liefern erste mögliche Hinweise:
- Verschlimmert sich das Krankheitsbild, wenn ich Kleidung aus bestimmten Stoffen trage?
- Treten die Symptome immer zur gleichen Jahreszeit auf?
- Treten die Symptome vermehrt in der Flugzeit von Pollen auf?
- Hat die Ernährung einen Einfluss auf die Schwere der Schübe?
- Liegt eine Nahrungsmittelallergie vor?
Diese Fragen liefern einen ersten Anhaltspunkt, um die möglichen Trigger zu identifizieren. Ärzte empfehlen hierzu, ein sogenanntes Trigger-Tagebuch zu führen, um die Risikofaktoren genauer beobachten zu können. Sind die Trigger erst identifiziert, kannst du sie im Alltag bewusst vermeiden.
Allergenkarenz: Allergene vorbeugend vermeiden
Mediziner sehen die Allergenkarenz, also die Vermeidung von Allergieauslösern, als Basis einer erfolgreichen Therapie bei diversen Allergien. Mithilfe der Allergenkarenz können Patienten die Auslöser für eine Allergie im Alltag vermeiden und im besten Fall sogar ein symptomfreies Leben führen.
Bei Neurodermitis ist es grundsätzlich schwierig, die genauen Allergene zu identifizieren und isoliert zu betrachten. Daher empfehlen Mediziner Betroffenen, sich in einer allgemein allergenarmen Umgebung aufzuhalten. Diese Vermeidung von (potenziellen) Allergenen nennen Ärzte Allergenkarenz.
Die konkrete Form und das Ausmaß der Allergenkarenz sind abhängig davon, auf welche Allergene die betroffenen Menschen in welchem Maße reagieren. Je genauer du die eigenen Provokationsfaktoren kennst, umso besser kannst du auf sie reagieren.
Bei einer Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit empfiehlt es sich beispielsweise, den Speiseplan entsprechend umzustellen und auf die Inhaltsstoffe industriell gefertigter Nahrungsmittel zu achten. Ähnlich verhält es sich bei Kontaktallergenen. So ist es hilfreich, die Inhaltsstoffe von Kosmetik und Hautpflegeprodukten zu kennen, um mögliche allergische Reaktionen ausschließen zu können. Gleiches gilt bei einer Allergie gegen Tierhaare – hier sollten betroffene Menschen den Kontakt zu den jeweiligen Tieren meiden.
Bei beruflich bedingtem Kontakt mit Provokationsfaktoren am Arbeitsplatz kann es sogar notwendig sein, die berufliche Situation zu verändern, um den Kontakt zu den entsprechenden Allergenen zu vermeiden.
Um mögliche Allergien tatsächlich erkennen zu können, sollte letztlich immer ein Hauttest durchgeführt werden. Hierfür gibt es eine Reihe diverser Tests, die infrage kommen, um eine Allergie zu identifizieren. So beispielsweise die Bestimmung von spezifischen IgE Antikörpern, der sogenannte Prick-Test oder auch ein Provokations- oder Belastungstest. Dein Arzt kann dir die für dich relevanten Möglichkeiten aufzeigen und verordnen.
Allergenkarenz: Tipps bei Pollenallergie
Eine Besonderheit stellen allergische Reaktionen auf Pollen dar. Diese sind bekanntlich nur schwer zu umgehen oder zu vermieden.
Die folgenden Tipps können im Alltag jedoch helfen:
- Flugzeiten von Pollen und Pollenkalender beachten.
- Fenster während der Pollensaison geschlossen halten oder Pollenschutzgitter anbringen.
- Aufenthalte im Freien auf allergenarme Zeiten legen, wie beispielsweise nach einem Regenguss.
- Nach dem Aufenthalt im Freien Kleidung und Schuhe wechseln und diese reinigen.
- Kleidung, die im Freien getragen wurde, nicht in der Nähe des Schlafplatzes aufbewahren.
- Haare vor dem Schlafengehen waschen.
- Wäsche nach Möglichkeit im Inneren des Hauses trocknen.
- Urlaub in allergenarmen Zonen machen.
- Spezielle Luftfilter im Auto, in der Klimaanlage und im Staubsauger einbauen.
Psychische Vermeidungsstrategien: Wenn Betroffene auch Menschen meiden
Risikofaktoren und Trigger zu meiden, hilft Patienten, den Verlauf der Neurodermitis zu lindern und Schüben vorzubeugen. Viele Betroffene leiden jedoch so sehr unter den Symptomen ihrer Erkrankung, dass sie sogar Menschen und (potenziell) unangenehme Situationen vermeiden.
Bei Betroffenen von Neurodermitis wird ein solches Vermeidungsverhalten besonders häufig beobachtet, wenn die Symptome der atopischen Dermatitis in akuten Schüben deutlich sichtbar sind. Vor allem bei Kindern führten die äußerlich sichtbaren Ekzeme nicht selten dazu, dass sie von Gleichaltrigen ausgegrenzt oder gemobbt werden. In der Folge vermeiden diese Betroffenen bewusst solch potenziell unangenehme Situationen.
Dieses Vermeidungsverhalten führt jedoch häufig in einen regelrechten Teufelskreis, da der emotionale und psychische Stress wiederum als Trigger fungieren kann, der die Symptome lediglich verschlimmert.
Manifestiert sich ein solches Vermeidungsverhalten, dann verstärkt es häufig die Angst vor unangenehmen Situationen und intensiviert wiederum das Vermeidungsverhalten. Der Betroffene befindet sich auch hier in einem Teufelskreis, der nicht selten zu Depressionen oder zur vollständigen Isolation führt.
Bemerkst du ein solches Vermeidungsverhalten an dir selbst und schaffst du es nicht, dieses zu durchbrechen, dann ist es sehr ratsam, sich Beistand und Hilfe bei Freunden oder auch bei deinem Arzt zu holen.
Vermeidungsstrategie und Allergenkarenz: Allergene meiden und Beschwerden reduzieren
Neurodermitis verläuft in Schüben, die oftmals durch sogenannte Trigger oder Allergene ausgelöst werden. Es ist daher sehr wichtig, diese Risikofaktoren zu kennen und sie – so gut wie möglich – zu vermeiden.
Unspezifische Trigger wie etwa reizende Kleidung oder auch Tabakrauch kannst du gezielt vermeiden. Das Vermeiden von Allergenen hingegen ist im Alltag schwieriger, da sie sich in der uns umgebenden Luft und Umwelt befinden.
Ein vollständiges Vermeiden ist kaum möglich, dennoch du kannst den Kontakt zu Allergenen zumindest deutlich reduzieren. Dieses Vorgehen nennen Mediziner Allergenkarenz. So vermeiden Patienten beispielsweise entsprechende Nahrungsmittel oder Produkte, von denen eine Allergie ausgeht.
Reduzierst du im Rahmen der Behandlung deine persönlichen Risikofaktoren, dann kannst du die Entstehung neuer Schübe aktiv verhindern. Dies ist wichtig, denn eine Erkrankung wie Neurodermitis kann sich negativ auf deine Psyche auswirken. Nicht selten rutschen Betroffene durch diese psychische Belastung in einen Teufelskreis. Der Versuch, durch Vermeidungsverhalten unangenehme Situationen zu umgehen, endet schlimmstenfalls in einer Depression oder vollständiger Isolation.
Wie stehst du zu Vermeidungsverhalten? Klappt die Allergenkarenz in deinem Fall gut oder eher weniger gut? Teile deine Erfahrung mit uns und tausche dich auch in unserer Facebook-Gruppe mit anderen Betroffenen aus!
FAQ zu Neurodermitis Vermeidungsstrategie
Wie identifiziere ich meine Provokationsfaktoren?
Neurodermitis wird bei jedem Menschen durch andere Faktoren ausgelöst. Diese zu identifizieren, kostet viel Geduld und Aufmerksamkeit. Allergien sind häufige Trigger, diese können beim Arzt mittels diverser Testverfahren festgestellt werden. Aber auch Stress, Infektionen, Umweltfaktoren oder Lebensmittel können einen neuen Neurodermitis Schub auslösen. Hier gilt es, seinen Hautzustand zu beobachten und bei einer Verschlimmerung auf die möglichen inneren und äußeren Faktoren zu achten.
Wie vermeide ich auslösende Faktoren?
Je nach individuellen Provokationsfaktoren sollten Patienten versuchen, diese Trigger zu meiden. Entsprechende Lebensmittel können aus der Ernährung gestrichen werden, schädliche Stoffe wie Tabakrauch können bewusst vermieden werden. Allergische Reaktionen auf Pollen sind hingegen schwieriger zu vermeiden. Aber auch bei solchen Allergien gibt es zahlreiche Maßnahmen und Tipps, die den Kontakt zum Allergen deutlich reduzieren können.
Was ist Allergenkarenz?
Als Allergenkarenz bezeichnen Mediziner diverse Maßnahmen und Verhaltensweisen, die dazu dienen, den Kontakt zu Allergie auslösenden Stoffen zu reduzieren oder gänzlich zu vermeiden. Patienten reduzieren somit ihre persönlichen Provokationsfaktoren und wirken neuen Schüben der Krankheit oder Allergien entgegen.
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Quellen:
Guo F., Yu Q., Liu Z. et al. (2020): „Evaluation of life quality, anxiety, and depression in patients with skin diseases“, in: Medicine (Baltimore). URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33126372/ (Zugriff am 05.04.2021)
Halken S. (2004): „Prevention of allergic disease in childhood: clinical and epidemiological aspects of primary and secondary allergy prevention“, in: Pediatric allergy and immunology. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15125698/ (Zugriff am 05.04.2021)
Kanda N., Hoashi T., Saeki H. (2021): „Nutrition and atopic dermatitis“, in: Journal of Nippon Medical School. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33692290/ (Zugriff am 05.04.2021)
Sweeney A., Sampath V., Nadeau K.C. (2021): „Early intervention of atopic dermatitis as a preventive strategy for progression of food allergy“, in: Allergy, asthma, and clinical immunology. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33726824/ (Zugriff am 05.04.2021)
Eugenie ist die “gute Haut” von Farbenhaut und leidet nicht selbst an Schuppenflechte. Durch Familienangehörige ist sie jedoch bestens damit vertraut. Seit Januar 2019 liefert sie regelmäßig spannende Texte und weiß dem Leser Inhalte näherzubringen.
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