Ist Psoriasis auch ein Teil deiner Familiengeschichte? Ist deine Mutter von der Erkrankung betroffen? Oder vielleicht deine Geschwister? Es handelt sich hierbei um keinen Zufall, denn ungefähr die Hälfte aller Menschen mit Schuppenflechte hat mindestens einen Angehörigen, der ebenfalls unter der Erkrankung leidet. Fest steht: Genetische Faktoren beeinflussen die Entstehung von Psoriasis, und trotzdem handelt es sich hierbei um keine klassische Erbkrankheit. Warum das so ist und welche Rolle unsere Gene spielen, erfährst du hier.

Die Gene mischen bei Psoriasis mit

Die genauen Ursachen für Psoriasis sind nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Als sicher gilt jedoch, dass unsere Erbanlagen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Erkrankung spielen. Ergebnisse zahlreicher Studien zeigen, dass Psoriasis auf genetischen Veranlagungen beruht. Dazu einige Beispiele:

  • Ist ein Elternteil von Psoriasis betroffen, liegt das Erkrankungsrisiko der Kinder bei circa 30 Prozent. Sind jedoch beide Elternteile betroffen, liegt das Risiko bei rund 70 Prozent
  • Kinder von erkrankten Vätern leiden häufiger unter Schuppenflechte als von erkrankten Müttern
  • Ist ein eineiger Zwilling von Psoriasis betroffen, erkrankt der andere Zwilling mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent. Bei zweieiigen Zwillingen liegt das Risiko bei circa 20 Prozent
  • Rund 40 Prozent der Psoriasis-Patienten geben an, dass in ihrer Familie auch Verwandte ersten Grades betroffen sind
  • Die Häufigkeit der Erkrankung ist unterschiedlich in verschiedenen ethnischen Gruppen. So leiden in Deutschland circa 2 Prozent und in Kasachstan circa 12 Prozent der Bevölkerung unter Schuppenflechte. In Samoa oder Teilen Südamerikas hingegen sind bisher keine Psoriasis-Erkrankungen aufgetreten

Unsere Gene sind immer an der Entstehung von Psoriasis beteiligt. Doch nicht die Erkrankung selbst wird vererbt, sondern die Veranlagung daran zu erkranken. Einige Forscher gehen davon aus, dass circa jeder zehnte Mensch die Erbanlage in sich trägt. Doch nur 2-3 Prozent der Bevölkerung entwickelt tatsächlich auch Psoriasis. Das bedeutet, dass du trotz vererbter Neigung nicht zwangsläufig erkranken musst. So kann es vorkommen, dass Mutter und Vater von Psoriasis betroffen sind, die Erkrankung bei den gemeinsamen Kindern aber nicht ausbricht. Oder auch umgekehrt: ein Kind kann eine Schuppenflechte entwickeln obwohl kein Elternteil betroffen ist. Innerhalb einer Familie können Zeitpunkt der Ersterkrankung so wie die Form, Schwere und Verlauf individuell sehr verschieden sein.

Ohne Trigger sind Gene bei Psoriasis machtlos

Bei Psoriasis handelt es sich um eine Erkrankung, welche durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Das bedeutet, dass Schuppenflechte tatsächlich nur dann ausbricht, wenn zu einer genetischen Veranlagung weitere Auslöser hinzukommen – die sogenannten Trigger (hier findest du 10 bekannte Auslöser von Psoriasis). Du kannst zwischen inneren und äußeren Faktoren unterscheiden.
Von außen wirkende Trigger sind physikalische Einflüsse wie Schnittverletzungen und Hitzeeinwirkung, chemische Einflüsse wie Seifen oder auch entzündliche Hauterkrankungen wie z.B. Pilzerkrankungen. Von innen wirkende Trigger kommen aus dem Körperinneren heraus. Hierzu zählen z.B. Stress, Hormonschwankungen, Infektionskrankheiten durch Streptokokken oder auch Medikamente wie Lithium und Betablocker. Treffen genetische Veranlagung und mindestens ein auslösender Faktor zusammen, führt das zu einer Entgleisung des Immunsystems und es kommt zur typischen Entzündungsreaktion der Haut.
Die Trigger sind von Mensch zu Mensch verschieden. Was bei einer Person Psoriasis hervorruft, kann für eine andere keinerlei Auswirkungen haben. Oft lösen auch mehrere Trigger gleichzeitig akute Krankheitsschübe aus. Wichtig ist, dass du darauf achtest, welche äußeren und inneren Faktoren Schübe bei dir hervorrufen. So kannst du potentielle Auslöser identifizieren und, so weit wie möglich, vermeiden.

Unsere Gene sind für Forscher interessant

Weltweit beschäftigen sich verschiedene Forscher mit der Genetik von Psoriasis. Obwohl es in den letzten Jahren stetig neue Erkenntnisse gab, ist die Wissenschaft noch weit davon entfernt, die genetische Komponente vollständig zu verstehen. Die bisherigen Ergebnisse zeigen vor allem auch die Komplexität der Erkrankung. Mittlerweile wurden schon 64 verschiedene Gene identifiziert, die die Vorgänge des Immunsystems im Zusammenhang mit Schuppenflechte beeinflussen. Bei diesen Genen handelt es sich nicht nur um Erbanlagen für die Veranlagung von Psoriasis, sondern auch um Gene, die vor der Erkrankung schützen.
Die Forschung ist vielversprechend, denn die Genetik von Psoriasis zu verstehen bedeutet auch die Ursachen der Erkrankung zu kennen. Neue Studienergebnisse können somit zu einer besseren Kontrolle der Erkrankung führen und Ansätze für neue und effektivere Therapien liefern. Zurzeit gibt es viele spannende Studien im Bereich der genetischen Forschung. Zwei Beispiele hierzu:

Die Genmutation von CARD14

Forscher der Genetikabteilung der Washington University School of Medicine untersuchten die Gene von Mitgliedern zweier Familien, in denen Psoriasis vulgaris besonders häufig vorkommt. Dabei kam es zu einer vielversprechenden Entdeckung: Die betroffenen Angehörigen besitzen alle eine seltene Genmutation des Gens CARD14. Diese Mutation löst Schuppenflechte aus, sobald mindestens ein Trigger hinzukommt.
Die gleiche Genmutation konnte ebenfalls bei einem Kind gefunden werden, das unter einer starken Ausprägung von Psoriasis vulgaris leidet. Dessen Angehörige sind übrigens nicht betroffen. Die Genmutation wird also nicht nur vererbt, sondern kann auch neu entstehen. Das ist wohl auch einer der Gründe, weshalb es bei mehr als der Hälfte der Psoriasis Patienten keine weiteren Betroffenen in der Familie gibt.

Die HLA-Gene

Das Forschungsteam der Hautklinik an der Universität München beschäftigt sich mit den Genen des HLA-Systems (das humane Leukozytenantigen-System). Rund 60 Prozent der an Psoriasis erkrankten Personen besitzen hier eine bestimmte Genvariante (HLA-C*06:02). Somit gilt diese auch als Hauptrisiko-Gen für Schuppenflechte. Bereits bekannt war, dass HLA-Gene die Bauanleitung der Moleküle bestimmen, die auf der Oberfläche aller Zellen sitzen. Da jeder Mensch ein individuelles HLA-Muster besitzt, können T-Zellen anhand der HLA-Moleküle erkennen, ob eine Zelle körperfremd oder körpereigen ist. Beispielsweise aktivieren T-Zellen das Immunsystem, wenn Krankheitserreger von körperfremden Zellen beeinflusst werden. Als Ergebnis zeigen sich Entzündungen.
Durch genetische Forschung konnten die Wissenschaftler erstmals zeigen, dass das Immunsystem bei Psoriasis gegen pigmentbildende Zellen reagiert. Da sich diese hauptsächlich in der Haut befinden, würde dies auch die Rötung der Haut erklären. Laut dem Team handelt es sich um eine bahnbrechende Entdeckung, da zum ersten Mal der Krankheitsmechanismus einer Autoimmunerkrankung umfassend aufgeklärt werden konnte. Dies bietet zukünftig die Möglichkeit, gezielt in den Verlauf der Psoriasis einzugreifen.

Und trotzdem sind Gene nicht alles

Es ist klar, dass es noch etwas dauern wird, bis die Genetik von Psoriasis vollständig verstanden wird. Daraus können dann neue Therapieformen entstehen. Eines ist aber bereits jetzt sicher: Unsere Gene sind eine der Hauptkomponenten bei der Entstehung der Erkrankung. Zwar kannst du deine Erbanlagen (noch) nicht kontrollieren, jedoch kannst du deine Gesundheit immer durch die Wahl deines Lebensstils beeinflussen. Egal ob du eine Veranlagung für Psoriasis in deinen Genen trägst oder nicht: Viel Schlaf, wenig Stress (hier erfährst du, wie du Stress vermeiden kannst), regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung sowie die Vermeidung von Alkohol und Nikotin wirken sich immer positiv auf deinen Körper aus!