Immer wiederkehrende Magen-Darm-Beschwerden können zahlreiche Ursachen haben. Eine Glutenunverträglichkeit kann eine davon sein, insbesondere wenn Symptome wie ein gereizter Darm nach dem Verzehr von Getreide oder glutenhaltigen Lebensmitteln auftreten.
Doch was verbirgt sich hinter einer Glutenunverträglichkeit?
Was ist Gluten?
Wie entsteht die Unverträglichkeit?
Und was ist der Unterschied zwischen Reizdarm, Weizenallergie, Zöliakie und einer Glutensensitivität?
Wir sagen es dir – und suchen zudem nach einer Antwort auf die Frage, ob eine Glutenunverträglichkeit auch als mögliche Ursache einer Schuppenflechte (Psoriasis) fungiert.
Inhalt:
Was ist Gluten?
Gluten wird als Klebereiweiß (auch Weizenkleber oder Getreidekleber) bezeichnet. Hierbei handelt es sich nicht um eine einzelne Substanz, sondern steht für eine Zusammensetzung aus Proteinen.
Es ist im Samen, also in den Sprösslingen von Getreide zu finden und fungiert als Speicherprotein, um das Wachstum der neuen Pflanzen zu gewährleisten. Gleichzeitig ist Gluten ein Schutzmechanismus des Getreides, welches nur schwer verdaulich ist. Es schädigt gezielt die Verdauung natürlicher Fressfeinde und dient somit der langfristigen Abwehr.
Diese Funktion von Gluten als Abwehrstoff ist die Grundlage jeder Glutenunverträglichkeit.
Naturbelassenes Gluten ist ein schwer verdauliches, belastendes Protein für unseren Körper. Es hemmt diverse Enzyme in unserer Verdauung und begünstigt Entzündungen und Allergien in unserem Körper.
Wie entsteht eine Glutenunverträglichkeit?
Der Begriff Glutenunverträglichkeit ist kein medizinischer Fachbegriff, sondern dient als Überbegriff für die Beschwerden, Symptome und Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Gluten.
Mediziner unterscheiden bei einer Glutenunverträglichkeit zwischen drei verschiedenen Ausprägungen, Formen und Krankheitsbildern:
Zöliakie
Unter Zöliakie versteht man eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Dünndarmschleimhaut angreift. Ausgelöst wird diese Reaktion durch Gluten, welches unsere Darmzellen beschädigt und somit zu Entzündungen führt. Unser Immunsystem stuft die Darmzellen fälschlicherweise als Feind ein und bekämpft diese.
Deutschlandweit sind laut Medizinern rund 800.000 Menschen von Zöliakie betroffen. Oftmals zeigen sich die Symptome bereits im frühen Kindesalter, sobald die erste getreidehaltige Beikost verabreicht wird.
Zu den spezifischen Symptomen einer Zöliakie gehören:
- Durchfall,
- Appetitlosigkeit,
- Erbrechen,
- großvolumiger, schlechtriechender und klebriger Stuhlgang,
- aufgeblähter Bauch,
- Müdigkeit,
- Kraftlosigkeit,
- trockene Haut sowie
- Infektanfälligkeit.
Zöliakie kann heutzutage schnell und zuverlässig anhand von diversen Bluttests diagnostiziert werden. Dazu zählen Blutuntersuchungen hinsichtlich Tissue-Transglutaminase-Autoantikörpern (tTG-AK), Endomysiale Antigene (EMA-IgA) und Gliadin-Antikörper (DGP-IgG).
Auch eine Biopsie (Histologie) kann Klarheit im Rahmen einer Diagnose bringen. Bei einer Magen-Dünndarm-Spiegelung entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe und untersucht diese anschließend auf Entzündungszellen.
Glutensensitivität
Dein Arzt kann dir die Diagnose einer Zöliakie heutzutage relativ zuverlässig anhand diverser Bluttests oder einer Biopsie stellen. Deutlich schwieriger hingegen verhält es sich bei einer Glutensensitivität.
Gluten besteht aus einer Vielzahl an Stoffen, die nicht alle anhand von Blutuntersuchungen nachgewiesen werden können. Ferner sind die Symptome einer Glutensensitivität äußerst vielfältig, sodass Betroffene im ersten Moment nicht direkt den Zusammenhang zu einer Nahrungsmittelunverträglichkeit herstellen können.
Zu den Symptomen einer Glutensensitivität gehören neben den charakteristischen Verdauungsstörungen beispielsweise auch:
- Konzentrationsstörungen,
- Autismus-Symptome,
- Stimmungsschwankungen,
- Übergewicht,
- Schwindel,
- Kopfschmerzen,
- Schlafstörungen,
- Erschöpfungszustände und/oder
- ein Gefühl des Benebeltseins.
Das Erkennen einer Glutensensitivität fällt Betroffenen zusätzlich schwer, da die Symptome oftmals zeitversetzt auftreten, teilweise erst Tage nach dem Verzehr der entsprechenden Nahrungsmittel.
Weizenallergie
Im Gegensatz zu den Symptomen einer Glutensensitivität treten die Symptome einer Weizenallergie in der Regel innerhalb einer kurzen Zeitspanne auf, teilweise direkt nach wenigen Minuten.
Die Diagnose einer Weizenallergie erfolgt beim Arzt über den Nachweis entsprechender IgE-Antikörper (Immunglobulin E) im Blut.
Eine Weizenallergie betrifft häufig Kleinkinder unter fünf Jahren. Die allergische Reaktion bezieht sich dabei auf die Eiweiße des Weizens, nicht jedoch unbedingt gegen die Eiweiße anderer Getreidesorten.
Auch bei einer Weizenallergie fallen die Symptome unterschiedlich aus. Dazu zählen:
- Durchfall,
- Bauchschmerzen,
- Niesen,
- Husten,
- tränende Augen,
- Juckreiz,
- Müdigkeit,
- anaphylaktischen Schock,
- Atemwegsbeschwerden (wie Asthma oder Atemnot),
- Hautausschläge (wie das atopische Ekzem) und sogar
- Neurodermitis.
Eine weizenfreie und insgesamt glutenfreie Ernährung stellt hierbei die naheliegendste Behandlungsform dar.
Glutenunverträglichkeit: Symptome
Insgesamt betrachtet sind die Symptome einer Glutenunverträglichkeit sehr vielfältig. Die spezifischen Symptome einer Zöliakie, Glutensensitivität oder Weizenallergie sind bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Welcher Grad der Unverträglichkeit vorliegt, muss ein Arzt abklären. Die folgenden Symptome können dabei mögliche Anzeichen einer Glutenunverträglichkeit sein:
- Reizdarm und Verdauungsprobleme,
- erhöhte Infektanfälligkeit,
- Hautprobleme,
- Kopfschmerzen,
- Konzentrationsprobleme,
- chronische Erschöpfung,
- Eisenmangel,
- psychische Probleme und sogar
- Arthritis.
Häufige und teils langandauernde Entzündungen im Darm, die von einer Glutenunverträglichkeit ausgelöst werden, belasten das gesamte Immunsystem. Der Informationsfluss, die Durchblutung und die Energieversorgung unseres Körpers sind eingeschränkt. Die Folgen und Symptome zeigen sich auf unterschiedliche Weisen.
Langfristig unbehandelt, können andauernde Verdauungsprobleme beispielsweise das Leaky Gut Syndrom begünstigen. Zudem wird der erhöhte Entgiftungsbedarf oftmals auch auf unserer Haut in Form von Unreinheiten, Hautentzündungen und Ekzemen sichtbar.
Glutenunverträglichkeit: Behandlung
Eine Glutenunverträglichkeit ist nicht heilbar. Wählt ein Betroffener jedoch den Weg einer glutenfreien Ernährung, gehen die damit verbundenen Beschwerden häufig nahezu vollständig zurück.
Tatsächlich ist die Liste an glutenhaltigen Lebensmitteln recht lang – nicht zu Unrecht fühlen sich Betroffene nach einer Diagnose also stark in ihrer Ernährung eingeschränkt. Entscheidend ist hierbei, dass Betroffene sich möglichst intensiv mit ihrem Speiseplan auseinandersetzen und sich die notwendigen Informationen zur Ernährung einholen.
Eine glutenfreie und dennoch abwechslungsreiche Ernährung ist aber durchaus möglich. Im Folgenden erhältst du einen ersten Überblick, der dir die glutenhaltige und glutenfreie Lebensmittel und Getreidesorten zeigt:
Glutenhaltige Getreidesorten
- Weizen
- Roggen
- Gerste
- Dinkel
- Hafer (löst nicht zwingend Beschwerden bei Betroffenen aus)
- Grünkern
- Triticale
- Einkorn
- Emmer Kamut
Bei Diagnose oder Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit solltest du diese Getreidesorten und Produkte, in denen dieses Getreide enthalten ist, streng und dauerhaft meiden.
Glutenfreie Getreidesorten
Folgende glutenfreie Getreidesorten hingegen kannst du ohne Bedenken in die Ernährung integrieren:
- Reis
- Mais
- Hirse
- Quinoa
- Buchweizen
- Amaranth
- Wildreis
- Teff (Zwerghirse)
Glutenhaltige Lebensmittel
Seit 2005 sind Produkthersteller laut Allergenkennzeichnungspflicht gesetzlich dazu verpflichtet, glutenhaltige Zusätze, wie beispielsweise Weizen, als solche zu kennzeichnen. Gluten als Begriff muss dabei jedoch nicht erwähnt werden.
Daher ist es für Betroffene besonders wichtig, zu wissen, welche Zusätze und Zutaten Gluten enthalten. Glutenfreie Lebensmittel erkennst du an dem Symbol der durchgestrichenen Getreideähre.
Die folgenden Lebensmittel enthalten nahezu immer Gluten:
- Nudeln
- Pizza
- Brot und andere Backwaren
- Fertigsuppen
- panierter Fisch und Fleisch
- Saucen
- Salatdressing
- Müsli und andere Frühstückscerealien
- Kekse
- Malzkaffee
- Bier
- Sojasauce
Glutenfreie Lebensmittel
Im naturbelassenen Zustand enthalten die folgenden Lebensmittel kein Gluten und können daher bedenkenlos verzerrt werden:
- Fleisch, Geflügel, Fisch, Meeresfrüchte
- Sämtliche Obst- und Gemüsesorten
- Kartoffeln
- Hülsenfrüchte wie beispielsweise Soja
- Eier, Milch, Milchprodukte, Butter, Margarine
- Nüsse und Öle
- Wasser und Säfte
- Marmeladen, Honig
- Zucker, Salz, Kräuter
- Wein und Sekt
- Kaffee und Tee
Mangelerscheinungen bei Glutenunverträglichkeit
Abgesehen vom Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel ist es wichtig, mögliche Mangelzustände im Körper auszugleichen. Die natürliche Aufnahme von Nährstoffen ist durch den entzündeten Darm teilweise gestört.
Lebenswichtige Vitamine und Spurenelemente, die dabei häufig nur noch mangelhaft ins Blut aufgenommen werden, sind beispielsweise:
- Vitamin A
- Vitamin B6
- Vitamin B12
- Vitamin K
- Folsäure
- Magnesium
- Kalzium
- Eisen
Die gezielte Zufuhr von Vitaminen und Spurenelementen kann in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder auch als Infusion erfolgen.
Glutenunverträglichkeit und Schuppenflechte (Psoriasis)
Unsere Ernährung beeinflusst maßgeblich unsere Gesundheit und zu einem großen Teil auch die Gesundheit unserer Haut. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch eine Glutenunverträglichkeit Einfluss auf diverse Hautentzündungen und Hauterkrankungen hat.
Betroffene von Schuppenflechte (Psoriasis) und auch manch ein Mediziner bestätigen, dass eine Glutenunverträglichkeit, eine Zöliakie oder eine Weizenallergie sich auf die Schuppenflechte auswirken kann. Patienten mit Schuppenflechte, die sich streng glutenfrei ernähren, erfahren häufig eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden.
Medizinisch und wissenschaftlich eindeutig nachweisbar ist dies jedoch bis dato nicht. Ein möglicher Zusammenhang zwischen Ernährung und Hauterkrankungen wie Schuppenflechte führt immer wieder zu hitzigen Diskussionen. Theoretisch nachvollziehbar wären die Auswirkungen durchaus – Forscher sind jedoch gemischter Meinung.
Wer unter Schuppenflechte leidet, sollte es aber durchaus in Erwägung ziehen, sich eine Zeit lang glutenfrei zu ernähren. Ein Zeitraum von zwei bis drei Monaten sollte bereits eindeutige Signale geben, ob sich diese Form der Ernährungsumstellung langfristig positiv auf die Schuppenflechte auswirkt.
Ein Leben mit Glutenunverträglichkeit? Heutzutage kein Problem!
Glutenunverträglichkeit – diese Diagnose lässt so manch einen Betroffenen im ersten Moment verzweifeln. Frische Brötchen vom Bäcker, Pizza und Pasta beim Lieblingsitaliener und die schnelle Fertigsuppe aus der Tüte, wenn die Zeit für das ausgiebige Kochen mal wieder fehlt – all dies scheint nicht mehr möglich zu sein.
Tatsächlich ist eine diagnostizierte Glutenunverträglichkeit ein Einschnitt in die bisherigen Gewohnheiten. Denn zahlreiche Lebensmittel, die bisher auf dem Speiseplan standen, enthalten offensichtlich oder auch versteckt Gluten. Um zukünftig den charakteristischen Symptomen wie Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Übelkeit und einem geschwächten Immunsystem zu entkommen, gilt es streng auf Gluten und glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten.
Als Betroffener ist es wichtig, sich zu informieren und bewusst zu machen, welche Lebensmittel einem gut tun und welche man unbedingt vermeiden sollte. Mit gutem Gewissen können wir jedoch behaupten, dass es heutzutage eine sehr vielfältige, abwechslungsreiche und durchaus schmackhafte Palette an glutenfreien Lebensmitteln gibt.
Bist auch du von einer Glutenunverträglichkeit betroffen? Oder erkennst du einige der genannten Symptome und vermutest daher, dass möglicherweise eine Unverträglichkeit vorliegen könnte?
In unserer Facebook-Gruppe kannst du dich jederzeit mit anderen Betroffenen austauschen – wir freuen uns auf dich!
FAQ zu Glutenunverträglichkeit
Ist eine Glutenunverträglichkeit heilbar?
Glutenunverträglichkeit ist kein medizinischer Fachbegriff, sondern bezeichnet als Überbegriff die Beschwerden, Symptome und Krankheitsbilder, die im Zusammenhang mit Gluten stehen. Dazu zählen hauptsächlich die Zöliakie, die Glutensensibilität und die Weizenallergie. Heilbar ist eine Glutenunverträglichkeit nicht. Betroffene, die sich intensiv mit ihrer Unverträglichkeit auseinandersetzen, sich informieren und bewusst auf eine möglichst glutenfreie Ernährung achten, können die Symptome stark lindern und reduzieren.
Welche Symptome bei Glutenunverträglichkeit?
Die Symptome einer Glutenunverträglichkeit sind sehr vielfältig und zeigen sich bei jedem Patienten in unterschiedlichen Ausprägungen. Zu den Beschwerden in Zusammenhang mit einer Glutenunverträglichkeit zählen Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, Erschöpfungszustände, häufige Infekte und Hautprobleme. Auch die typischen Symptome einer Allergie treten bei Glutenunverträglichkeit auf. Dazu zählen beispielsweise Niesen, Husten, Juckreiz und tränende Augen.
Was sollte man bei Glutenunverträglichkeit nicht essen?
Bei einer Glutenunverträglichkeit empfehlen Betroffene und Mediziner, auf eine strenge glutenfreie Ernährung zu achten. Betroffene berichten hierbei häufig von einem nahezu vollständigen Rückgang ihrer Beschwerden. Ob offensichtlich oder versteckt – die Liste an glutenhaltigen Lebensmitteln ist lang. Glutenhaltige Getreidesorten sind beispielsweise Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Hafer. Lebensmittel, die beinahe immer Gluten enthalten, sind Nudeln, Brot und andere Backwaren, Saucen, Müsli und Frühstückszerealien sowie paniertes Fleisch.
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Quellen:
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Schuppan D., Zimmer K.-P. (2013): „Diagnostik und Therapie der Zöliakie“, in: Deutsches Ärzteblatt. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/150736/Diagnostik-und-Therapie-der-Zoeliakie (Zugriff am 02.11.2019)
Eugenie ist die “gute Haut” von Farbenhaut und leidet nicht selbst an Schuppenflechte. Durch Familienangehörige ist sie jedoch bestens damit vertraut. Seit Januar 2019 liefert sie regelmäßig spannende Texte und weiß dem Leser Inhalte näherzubringen.
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