Neurodermitis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen bei Babys und Kleinkindern. Insgesamt 23 Prozent der Babys und Kleinkinder in Deutschland sind wegen Neurodermitis in ärztlicher Behandlung. Die chronisch-entzündliche Krankheit der Haut wird von starkem Juckreiz und geröteten Ekzemen begleitet. Atopische Dermatitis verläuft in Schüben und kann verschiedene Ursachen haben.
Für die Kleinen ist besonders der starke Juckreiz äußerst quälend. Deshalb sind das frühe Erkennen und die richtige Behandlung essenziell, um die Symptome zu lindern und einen milden Verlauf der Erkrankung zu begünstigen.
Inhalt:
Neurodermitis beim Baby erkennen
Neurodermitis zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen im Kindesalter. Häufig tritt die Erkrankung bereits im Säuglingsalter auf. Jedoch verschwinden bei konsequenter Behandlung die Symptome häufig bis zum zweiten Lebensjahr oder zeigen eine deutliche Besserung bis zum Schulalter.
Baby oder Kleinkind?
Bei kleinen Kindern unterscheiden wir in der Regel zwischen Babys und Kleinkindern. Bis zum 29. Lebenstag eines Kindes sprechen wir von einem Neugeborenen. Danach bis zum vollendeten 12. Lebensmonat ist das Kind ein Säugling oder auch Baby. Erst mit Beginn des 2. Lebensjahres und bis zum vollendeten 3. Lebensjahr sprechen wir von einem Kleinkind.
Atopische Dermatitis (Neurodermitis) zeigt vordergründig zwei Symptome, die unabhängig vom Alter sowohl bei Babys als auch bei Kindern und Erwachsenen auftreten:
- Starker Juckreiz und
- entzündete Hautstellen (auch Ekzeme genannt).
Es gibt jedoch zwei Unterschiede zwischen Neurodermitis bei Säuglingen und Neurodermitis bei Kindern und Erwachsenen. Diese betreffen zum einen den sogenannten Milchschorf und zum anderen die Lokalisierung der entzündeten Hautstellen.
Milchschorf beim Baby
Häufig zeigt sich der Ausbruch einer Neurodermitis im Säuglingsalter mit dem sogenannten Milchschorf als ersten Symptomen. Dabei tritt Milchschorf häufig im Gesicht auf und kommt in dieser Form auch tatsächlich nur bei Säuglingen vor.
Mediziner sprechen bei weiß-gelblicher Schuppungen auf geröteter Haut von Milchschorf. Die betroffenen Stellen der Haut jucken und nässen in der Regel. Weil diese Schuppenkrusten an die Oberfläche verbrannter Milch erinnern, haben sie den Namen „Milchschorf“ erhalten.
Nicht jeder Säugling, bei dem Milchschorf auftritt, erkrankt im weiteren Verlauf an Neurodermitis. Milchschorf gehört aber zu den ersten Anzeichen, dass eine Neigung zur atopischen Dermatitis vorliegt.
Betroffene Körperstellen bei Babys
Milchschorf betrifft besonders das Gesicht, kann sich aber auch auf die Streckseiten der Arme und Beine erstrecken.
Im weiteren Verlauf entwickeln sich aus den geröteten Haustellen stark juckende, trockene und schuppige Ekzeme. Die Ekzeme der atopischen Dermatitis zeigen sich hauptsächlich an den folgenden Körperstellen:
- Gesicht,
- Ohren und
- an anderen Stellen am Kopf.
Neurodermitis vorbeugen
Als Ursache von Neurodermitis wird von Wissenschaftlern und Medizinern eine genetische Veranlagung genannt. Die atopische Dermatitis ist zwar nicht direkt vererbbar, jedoch die Neigung dazu, diese chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut zu entwickeln.
Ist die Familie also bereits mit der Krankheit Neurodermitis vorbelastet, ist es sinnvoll, einige vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Diese betreffen sowohl die Zeit der Schwangerschaft als auch das erste Lebensjahr des Babys.
Möglichkeiten zur Vorbeugung:
- Rauchen: Zigarettenrauch ist ein starker Trigger bei Neurodermitis, der sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der Geburt unbedingt vermieden werden sollte.
- Ernährung: Schwangere und stillende Frauen sollten sich ausgewogen ernähren.
- Stillen: Bis zum vierten Lebensmonat sollte das Kind, wenn möglich, gestillt werden.
- Fläschchen-Milch: Kinder, die nicht gestillt werden, sollten hypoallergene Nahrung bekommen.
- Beikost: Ab dem vierten Lebensmonat kann Beikost zugefüttert werden. Auch Fisch sollte bereits im ersten Lebensjahr gefüttert werden. Wissenschaftlern zufolge kann dies gegen die Ausprägung einer atopischen Erkrankung wie Neurodermitis helfen.
- Katzen: Kinder mit erhöhtem Risiko für eine Neurodermitis-Erkrankung sollten nicht in einem Haushalt mit Katzen aufwachsen.
Tipps: Leben mit Neurodermitis Baby
Starker Juckreiz, trockene Haut und entzündete Hautstellen – das Leben mit Neurodermitis ist nicht immer einfach und stellt die gesamte Familie auf eine Belastungsprobe. Um Säuglinge mit Neurodermitis zu unterstützen, gibt es jedoch einige Tipps, die die Symptome lindern und den Alltag erleichtern.
- Mindestens zweimal täglich das Baby mit einer rückfettenden Creme eincremen, um die trockene Haut ausreichend mit Feuchtigkeit zu versorgen.
- Nur milde Produkte zur Reinigung der Haut verwenden.
- Badedauer auf wenige Minuten beschränken. Beim Baden kein heißes, sondern nur warmes Wasser verwenden (max. 37 °C), um die Haut nicht zusätzlich zu belasten. Betroffene Babys sollten maximal zweimal in der Woche gebadet werden.
- Auf Schaumbäder und nicht-natürliche Badezusätze verzichten, um mögliche (allergische) Reaktionen und unnötige Reizung zu vermeiden.
- Haut sanft trocken tupfen, nicht rubbeln.
- Nach dem Baden immer eine feuchtigkeitsspendende und/oder rückfettende Creme zur Pflege auftragen, um die trockene Haut mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen.
- Fingernägel unbedingt regelmäßig kurz schneiden, um Hautinfektionen durch aufgekratzte Haut zu vermeiden.
- Auf reine Wolle bei Kleidung verzichten, da diese häufig kratzt und die Haut unnötig reizt. Baumwolle, Viskose und Leinen sowie insgesamt luftdurchlässige, weiche, atmungsaktive und lockere Kleidung verwenden.
- Neue Kleidung vor dem ersten Tragen immer gründlich waschen, um Reizungen durch Chemikalien zu vermeiden. Idealerweise Allergiker-freundliche Waschmittel verwenden.
- Kratzen – insbesondere nachts – lässt sich gut mit dünnen Baumwollhandschuhen (Kratzfäustlinge) vermeiden. Ebenso gibt es heutzutage spezielle Neurodermitis-Overalls, die mit angenähten Kappen an den Ärmeln versehen sind und das Baby so vor dem Kratzen schützen.
- Besonders in den ersten Monaten auf direkte Sonneneinstrahlung (Mittagssonne!) verzichten und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (50+) verwenden.
- Schulungsprogramme, Selbsthilfegruppen und ein regelmäßiger Austausch mit dem Arzt liefern Eltern die notwendigen Informationen und auch emotionalen Beistand. Neurodermitis verläuft oft chronisch oder neigt zu wiederholtem Auftreten – was bei Eltern nicht selten zu Verzweiflung führt. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist hierbei sehr hilfreich.
Verlauf und Behandlung
Atopische Dermatitis beim Baby: Behandlung
Neurodermitis verläuft in Schüben – Phasen mit starken Symptomen wechseln sich mit Phasen mit leichten bis gar keinen Symptomen ab. Doch ganz gleich, in welcher Phase sich die Krankheit gerade befindet, eine konsequente Pflege der Haut ist das A und O bei Neurodermitis.
Die betroffenen Säuglinge sollten täglich mindestens zweimal mit geeigneten Cremes eingecremt werden. Der Hautarzt wird basierend auf den individuellen Symptomen und Ausprägung der atopischen Dermatitis entsprechende Cremes und Lotionen zur täglichen Pflege empfehlen.
Medikamente werden bei Babys in der Regel nicht verabreicht. Grundsätzlich sollten aber die Behandlung, die Hautpflege und die langfristige Therapie des betroffenen Babys immer mit einem Hautarzt abgesprochen und festgelegt werden.
Verlauf Neurodermitis beim Baby: Blick in die Zukunft
Der quälende Juckreiz und die entzündete Haut sorgen nicht nur beim betroffenen Säugling für ein Gefühl der Hilflosigkeit – die Eltern leiden häufig noch stärker. Der Wunsch, seinem Kind Erleichterung zu verschaffen, lässt so manche Mütter und Väter verzweifeln. Was wohlgemerkt absolut nachvollziehbar ist!
Daher an dieser Stelle ein vorsichtiger Blick in die Zukunft:
Nicht jeder Milchschorf führt unweigerlich zu einer Neurodermitis-Erkrankung. Dennoch sollte die Haut des Babys aufgrund der Symptome vom Arzt untersucht werden. Denn durch die rechtzeitige Behandlung können eine Verschlimmerung der Symptome und eine daraus resultierende chronische Manifestierung verhindert werden.
Studien belegen, dass je früher eine atopische Dermatitis auftritt, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Hauterkrankung im Laufe der Jahre nahezu symptomlos verläuft.
So sind rund 60 – 80 Prozent der Kinder, bei denen Neurodermitis im Baby-Alter auftritt, im Grundschulalter frei von Symptomen.
Neurodermitis beim Baby: Geduld, Aufmerksamkeit und konsequente Hautpflege
Neurodermitis ist die häufigste chronische Baby-Hautkrankheit. Nicht immer bedeutet das, dass das Kind sein Leben lang darunter leidet. Oft verwächst sich die Erkrankung auch mit zunehmendem Lebensalter.
In jedem Fall jedoch ist die richtige Pflege der Haut das A und O, um den Kindern das Leben mit Neurodermitis zu erleichtern. Weitere Tipps und Tricks können helfen, Schwierigkeiten im Alltag zu meistern.
Zudem gibt es Schulungen und Selbsthilfegruppen für die Eltern der betroffenen Babys. Hier lernen die Eltern alles Notwendige, um ihren Kindern bei der Bewältigung des Alltags mit Neurodermitis zu helfen.
Leidet dein Baby auch an Neurodermitis? Wie verläuft die Erkrankung aktuell? Wie meistert ihr die Schübe der atopischen Dermatitis? Tauscht euch in unserer Facebookgruppe auch mit anderen Eltern von betroffenen Babys aus – wir freuen uns auf euch!
FAQ zu Neurodermitis Baby
Warum hat mein Kind Neurodermitis?
Mediziner und Wissenschaftler vermuten ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und diversen auslösenden Faktoren, welche den Ausbruch von Neurodermitis begünstigen. Neurodermitis wird nicht direkt vererbt, wohl aber die Neigung zu atopischer Dermatitis. Zu den häufigsten Provokationsfaktoren gehören Allergene, Umweltschadstoffe, Infektionen, falsche sowie übermäßige Pflege und Reinigung der Haut.
Schützt Stillen das Baby vor Neurodermitis?
Muttermilch gilt seit jeher als optimale Versorgung eines Säuglings. Sie unterstützt den Aufbau des Immunsystems und bietet Schutz vor Krankheiten und Allergien. Ärzte empfehlen daher, möglichst lange zu stillen, wenn dies der Mutter möglich ist. Dies gilt natürlich auch bei Säuglingen mit Neurodermitis. Bisher ist jedoch nicht wissenschaftlich belegt, dass Stillen einen Schutz vor dem Ausbruch der atopischen Dermatitis gewährt.
Ist Milchschorf ein Symptom von Neurodermitis?
Milchschorf bezeichnet weiß-gelbliche Schuppenkrusten auf geröteter Haut bei Babys, die oftmals juckt und nässt. Besonders häufig betrifft Milchschorf das Gesicht oder auch die Streckseiten von Armen und Beinen. Bricht Neurodermitis bereits im Säuglingsalter aus, dann zeigen sich die ersten Symptome in den meisten Fällen in Form des Milchschorfs. Doch nicht jedes Baby mit Milchschorf erkrankt im weiteren Verlauf auch wirklich an Neurodermitis.
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Quellen:
Ghamrawi R., Bell K.A., Balogh E.A. et al. (2020): „Current and emerging biologics for the treatment of pediatric atopic dermatitis“, in: Expert Opinion on biological therapy. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33078990/ (Zugriff am 24.08.2021)
Mitchell A.E., Fraser J.A., Morawska A. et al. (2016): „Parenting and childhood atopic dermatitis: A cross-sectional study of relationships between parenting behaviour, skin care management, and disease severity in young children“, in: International journal of nursing studies. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27693983/ (Zugriff am 24.08.2021)
Schmidt S.A.J., Mailhac A., Darvalics B. et al. (2021): „Association Between Atopic Dermatitis and Educational Attainment in Denmark“, in: JAMA dermatology. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33851963/ (Zugriff am 24.08.2021)
Son H.K., Kim D.H., Lee H. et al. (2018): „Family management of childhood atopic dermatitis“, in: Journal of advanced nursing. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29468720/ (Zugriff am 24.08.2021)

Eugenie ist die “gute Haut” von Farbenhaut und leidet nicht selbst an Schuppenflechte. Durch Familienangehörige ist sie jedoch bestens damit vertraut. Seit Januar 2019 liefert sie regelmäßig spannende Texte und weiß dem Leser Inhalte näherzubringen.
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