Wer an Neurodermitis leidet, weiß, wie wichtig die Kleidung ist. Denn gerade diese kann die Haut reizen, Juckreiz auslösen und so einen Schub verursachen. Daher ist es besonders wichtig die passenden Materialien zu nutzen, um die empfindliche Haut zu schonen. Welche Textilien gut verträglich sind und welches Material du besser meiden solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Welche Materialien gibt es?

Es gibt die unterschiedlichsten Materialien für Bekleidung. Einige sind für Neurodermitiker geeignet, andere nicht. Zuerst möchten wir Dir hier die verschiedenen Stoffe aufzeigen und dir Tipps geben, auf welche Materialien du als Neurodermitis Patient verzichten solltest. Danach gehen wir auf die Stoffe ein, die für dich sehr gut geeignet sind. Bedenke aber, dass jeder Neurodermitiker individuell ist. Deshalb kann es durchaus sein, dass du Stoffe verträgst, die ein anderer Betroffener gar nicht tragen kann.

Wolle bei Neurodermitis

Wolle zählt zu den irritativen Faktoren bei Neurodermitishaut. Nicht nur die Fasern, auch die Verarbeitung der Wolle kann die Haut reizen. Daher solltest du Kleinkindern keine Mützen, Schals, Handschuhe oder Pullover und Strumpfhosen aus Wolle anziehen. Selbst wenn du Weichspüler verwendest, tust du deinem Kind oder Dir nichts Gutes. Die Wolle wird zwar etwas weicher, doch die Fasern können trotzdem die Haut reizen. Zudem sind die vielen Zusatzstoffe in Weichspülern nicht für Neurodermitishaut geeignet. Schnell kann es dann zu einem Schub kommen. Daher solltest du besser auf andere Materialien zurückgreifen und auf Wolle komplett verzichten, auch wenn sie im Winter warm hält.

Kunstfasern bei Neurodermitis

Kunstfasern fördern die Schweißproduktion, was heißt, dass sie eher nicht geeignet sind. Dies liegt daran, dass bei einigen Neurodermitis Patienten Schweiß ein Triggerfaktor ist. Sie reagieren sensibel auf ihren Schweiß und leiden meist im Sommer besonders stark an der Krankheit. Für andere hingegen ist der Sommer die beste Jahreszeit, da sie kaum Neurodermitis Symptome haben.

Gleichzeitig bedeutet dies, dass Sport zum Problem werden kann. Auch wenn Sport eigentlich gesund ist, kann der Schweiß einen Schub auslösen. Hier solltest du auf Kunstfasern verzichten und Baumwolle oder andere feingewebte Materialien vorziehen.

Baumwolle bei Neurodermitis

Baumwolle ist für jeden eine sehr hautfreundliche Faser. Sie ist bei hohen Temperaturen waschbar und deutlich atmungsaktiver als andere Materialien. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass beim Anbau häufig Pestizide zum Einsatz kommen. Aus diesem Grund sollte das Kleidungsstück vor Gebrauch mehrmals gewaschen werden. Selbst Bio-Baumwolle solltest du vor dem Tragen unbedingt waschen.

Baumwolle ist aber nicht gleich Baumwolle. Es gibt viele verschiedene Arten. Für Neurodermitiker ist die Pima Baumwolle eine hervorragende Alternative. Sie ist 50% länger als eine normale Faser und ist wesentlich feiner. Zudem ist sie weicher und bietet so ein sehr angenehmes Tragegefühl. Pima Baumwolle ist für Betroffene mit Neurodermitis ein ideales Material, da sie in der Regel kein Triggerfaktor ist.

Leinen bei Neurodermitis

Leinen ist vor allem im Sommer ein sehr beliebtes Material, da es angenehm kühlt. Doch Leinen hat noch weitere Vorteile. Die beste Eigenschaft dieses Stoffes ist die antibakterielle Wirkung. Doch auch die Atmungsaktivität ist nicht von her Hand zu weisen. Dies bedeutet, dass die Naturfaser für Neurodermitiker Kleidung sehr gut geeignet ist. Doch nicht nur Leinen Kleidung, auch Bettwäsche aus Leinen ist empfehlenswert.

Gerade in der Nacht kommt es oft zu quälendem Juckreiz. Leinen kühlt und kann somit den Juckreiz ein wenig lindern. Zudem ist diese Naturfaser besonders weich auf der geschundenen Haut. Aus diesem Grund sollte Bettwäsche aus Leinen wie auch Leinen Kleidung in keinem Neurodermitiker Haushalt fehlen.

Seide für Neurodermitiker

Seide ist ein sehr weicher Stoff und eigentlich ideal für Menschen mit Neurodermitis. Der Stoff ist atmungsaktiv, weich und luftig. Nachteil ist, dass reine Seide nicht in der Maschine waschbar ist. Somit musst du auf waschbare Seide zurückgreifen, die dann aber behandelt wurde. Oder du gibst die Seidenkleidung in die Reinigung – doch auch dies ist für Neurodermitiker keine Alternative, da die Neurodermitis Kleidung hier chemisch behandelt wird.

Spezielle Textilien für Neurodermitiker

Für Betroffene, die an Neurodermitis leiden, gibt es mittlerweile auch spezielle Materialien. Diese sind zwar synthetisch, haben aber einen luftdurchlässigen und atmungsaktiven Effekt. Weiterhin wurde diese Spezialtextile silberbeschichtet und soll so vor extremen Kratzattacken schützen. Auch die Wirkung von aufgetragenen Cremes und Salben soll unterstützt werden.

Des Weiteren weist das Material eine antibakterielle Wirkung auf uns ist sehr dünn. Großer Nachteil dieser Neurodermitis Kleidung ist, dass sie nur bei 30° C gewaschen werden kann. Cremerückstände und Fett können somit nicht wirklich aus der Bekleidung gelöst werden und es können Flecken entstehen. Aus dem Spezialmaterial werden vor allem Unterwäsche und Socken angeboten.

An der Technischen Universität München wurde von der Hautklinik eine Studie durchgeführt, die Baumwolle mit diesem Spezialstoff verglichen. Es stellte sich heraus, dass die Anzahl der Bakterien deutlich verringert werden konnten und auch die Ekzeme signifikant besser wurden.

Welche Neurodermitis Kleidung ist empfehlenswert?

Im Grunde sind alle feingewebten und glatten Materialien für Neurodermitiker geeignet. Sie sollten atmungsaktiv sein, um das Schwitzen zu vermeiden. Hierunter fallen Stoffe wie

  • Seide,
  • Baumwolle,
  • Leinen und
  • Spezielle Kleidung für Neurodermitis.

Weiterhin ist wichtig, dass die Neurodermitis Kleidung nicht zu eng anliegt und keine Etiketten hat, die die Haut reizen. Auch Nähte solltest du darauf kontrollieren, ob sie kratzen oder auf der Haut reiben. Wie du sicher schon weißt, hilft es leider nichts, die Etiketten abzuschneiden. Meist kratzen sie dann noch mehr als vorher und irritieren die Haut dadurch noch mehr. Bei Kleinkindern kannst du das Shirt einfach auf links drehen. Bei dir selbst sieht das etwas sonderbar aus – es sei denn, du bist zu Hause.

Ein weiterer Punkt ist die Farbe der Neurodermitis Kleidung. Du solltest unbedingt auf helle Kleidung achten – vor allem bei deiner Unterwäsche. Die Farbstoffe, die verwendet werden, können Irritationen der Haut und somit einen Schub auslösen.

Wie bereits erwähnt, solltest du zudem neue Kleidung mehrmals waschen, bevor du sie trägst. So kannst du die chemischen Stoffe auswaschen, die dann keine Triggerfaktoren mehr sind. Dies gilt für helle aber insbesondere für dunkle Kleidung.

Welche Sportbekleidung bei Neurodermitis?

Natürlich möchtest du auf Sport nicht verzichten, auch wenn du an Neurodermitis leidest. Doch keine Angst, das musst du auch nicht. Mittlerweile gibt es sehr gute Materialien, die für dich geeignet sind. Durch die spezielle Webtechnik, transportieren sie Feuchtigkeit ab und sind atmungsaktiv. Oftmals enthalten sie auch Silberbestandteile, die dabei helfen, die Haut zu kühlen.

Nach dem Sport ist es jedoch wichtig, dass du direkt duschst, damit der Schweiß nicht zu lange auf der Haut verbleibt. Die enthaltenen Salze im Schweiß irritieren die Haut und können so zu Ekzemen führen. Auch das Eincremen danach sollte keine Kür, sondern Pflicht sein.

Welche Neurodermitis Kleidung bei einem Schub?

Bei akuten Schüben ist es besonders wichtig, auf die Kleidung zu achten. Doch auch weitere Faktoren solltest du berücksichtigen. Bei Neurodermitis Schüben ist es wichtig zu wissen, ob Schweiß ein Triggerfaktor für deine Neurodermitis ist. Dann heißt es, so schwer es sei mag, auf Sport zu verzichten.

Zudem solltest du dich auf jeden Fall für weiche und atmungsaktive Kleidung entscheiden, damit diese nicht noch mehr auf der Haut reibt und die Ekzeme schlimmer macht. Auch Leinenbettwäsche solltest du auf jeden Fall bevorzugen, damit du von der kühlenden Wirkung profitieren kannst.

Was du im Winter unbedingt beachten solltest!

Die niedrige Luftfeuchtigkeit im Winter ist ein großes Problem für Neurodermitiker. Während im Sommer eine Luftfeuchtigkeit von rund 55 % vorhanden ist, liegt sie in der kalten Jahreszeit in warmen Innenräumen bei nur etwa 20 %. Daher ist es wichtig, dass zum einen die Räume nicht überhitzt sind und zum anderen, dass du auf die Luftfeuchtigkeit achtest. Ein Wäscheständer mit nassen Handtüchern kann da schon wahre Wunder wirken. Auch Luftbefeuchter für Allergiker sind ideal, um die Luftfeuchtigkeit in Räumen zu erhöhen.

Gleiches gilt aber auch für die Nacht. Eine zu trockene Umgebung, die womöglich noch zu warm ist, fördert den Juckreiz signifikant. Daher ist auch im Winter auf eine leichte und dünne Bettwäsche zu achten, die atmungsaktiv ist und so keinen Hitzestau verursacht. Hier wäre auch eine Wäsche in Anteilen von Seide und Silber ideal, da sie den Juckreiz reduzieren.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Neurodermitis Kleidung und Neurodermitis Cremes?

Definitiv ja. Zumindest, wenn es sich um die spezielle Neurodermitis Kleidung handelt. Diese ist nicht nur besonders weich und angenehm auf der Haut. Auch die Therapie kann damit unterstützt werden. Doch auf einiges solltest du achten, damit die Creme auch schnell und problemlos einzieht.

Nach dem Duschen solltest du dich direkt eincremen. Dies hat den Vorteil, dass die Poren der Haut noch geöffnet sind und so die Creme deutlich schneller einziehen kann. Je länger du mit dem Cremen wartest, desto eher besteht die Gefahr, dass die Creme oder Salbe einen Fettfilm auf der Haut hinterlässt.

Zudem hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass die spezielle Neurodermitis Kleidung die Therapie unterstützen kann. Weiterhin wird vor allem bei sehr schweren Formen empfohlen, die betroffenen Stellen besonders dick einzucremen und dann ein feuchtes Baumwolltuch darum zu wickeln. Dies sollte für mindestens ein bis zwei Stunden durchgeführt werden, damit die Pflegecreme richtig einziehen kann.

Auch zu Hause kannst du diese Spezialtherapie durchführen. Hierzu cremst du dich nach dem Duschen sehr dick ein und ziehst einen Baumwollschlafanzug an. Diesen sprühst du dann mit Schwarztee oder Wasser ein, bis er feucht wird. Mit den feuchten „Umschlägen“ kann die Creme besser einziehen und wirken.

Die richtige Schuhwahl bei Neurodermitis

Nicht nur die Kleidung ist bei Neurodermitikern wichtig. Auch die Wahl des richtigen Schuhwerks kann entscheidend sein. Auch hier gilt, dass luftdurchlässige Modelle die bessere Wahl sind. Gummistiefel, Schnürstiefel oder Turnschuhe fördern die Schweißbildung und können zu Ekzemen und Schüben führen. Schuhe mit hohem Baumwollanteil und ohne Kunstfasern sind die bessere Wahl, auch wenn es in der heutigen Zeit nicht gerade einfach ist, solche Schuhe zu finden. Zudem solltest du mindestens zweimal täglich die Schuhe wechseln, damit sich deine Füße erholen können.

FAQ

Leinen kühlt doch – friert man da nicht im Winter?

Nein, denn Leinen ist temperaturausgleichend, weshalb das Material sich auch hervorragend für den Winter eignet. Daher ist Bettwäsche aus Leinen im Winter nahezu perfekt, da sie zum einen keinen Hitzestau verursacht, atmungsaktiv ist und auch die Temperatur ausgleichen kann. So kann dem Schwitzen in der Nacht vorgebeugt werden.

Baumwolle oder Leine? Was ist besser?

Dies kann pauschal nicht beantwortet werden, da jeder Mensch unterschiedlich ist. Es gibt auch Neurodermitiker, die auf Baumwolle reagieren und diesen Stoff gar nicht tragen können. Daher muss du selbst für dich herausfinden, mit welchem Material du besser bedient bist. Leinen, Baumwolle und Seide haben alle ihre Vor- und Nachteile.

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

Dr. Jürgen Schickinger: Neurodermitis. Der Haut helfen. Stiftung Warentest Berlin 2011. Dr. med. Peri Bergmann-Caucig, Dr. med. Idabel Fell, Univ.Prof. Dr.med. Esther von Stebut-Borschitz: Neurodermitis: 100 Fragen-100 Anworten. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Akademos Hamburg 2010. Dermis. Neurodermitis.: http://www.neurodermitis.dermis.net/content/e287/e466/index_ger.html.

Leitlinie Neurodermitis; federführende Fachgesellschaft: Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG); Entwicklungsstufe S2k; AWMF-Registernummer: 013-027; letzte Überarbeitung 03/2015; gültig bis 05/2018

Werfel T. et al.: Diagnostik und Stufentherapie der Neurodermitis; Deutsches Ärzteblatt; 2011; Heft 29-30; Juli 2014