Neurodermitis betrifft zahlreiche Erwachsene und Kinder. Als chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut verläuft atopische Dermatitis in Schüben und begleitet viele Patienten ihr Leben lang. Wissenswertes über die Neurodermitis Stadien und den Neurodermitis Verlauf zu kennen und zu verstehen, hilft betroffenen Patienten die Krankheit besser zu verstehen. Auch der Umgang und die ideale Behandlung von Neurodermitis und die langfristige Therapie kann so besser verfolgt werden.

Wir zeigen dir, welche charakteristischen Neurodermitis Stadien die Patienten durchlaufen und welchen Neurodermitis Verlauf Mediziner bei Kindern und Erwachsenen erwarten.

Charakteristische Neurodermitis Stadien im Überblick

Neurodermitis, welche auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt wird, tritt oftmals schon in sehr jungen Lebensjahren auf. Rund zwei Drittel der betroffenen Kinder leiden bereits in ihrem ersten Lebensjahr unter den Symptomen der Neurodermitis. Weitere neun von zehn Kinder erkranken in den ersten fünf Lebensjahren.

Doch auch im Erwachsenenalter kann die atopische Dermatitis durchaus – wenn auch seltener – ausbrechen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einem spätmanifesten atopischen Ekzem.

Bei Babys ist ein erstes Verdachtsmoment das Auftreten von Milchschorf. Dabei handelt es sich um eine weiß-gelbliche Schuppung auf geröteter Haut. Die entzündeten Stellen der Haut jucken und nässen häufig. Die Oberfläche der Schuppenkruste erinnert an verbrannte Milch – daher der Name „Milchschorf“.

Milchschorf ist eine für Babys typische Hauterkrankung, die nicht immer ein Symptom des atopischen Ekzems sein muss. Dennoch empfiehlt es sich, dass die Eltern die Hautveränderungen beim Kind beobachten und idealerweise auch direkt fachlich begutachten lassen.

Häufiger Neurodermitis Verlauf: Ausschleichende Symptome mit zunehmendem Alter

Die Neurodermitis verläuft oftmals in einem typischen, für sie natürlichen Verlauf:

  1. Ein früher Beginn der Krankheit in den ersten Lebensmonaten / Lebensjahren der Patienten.
  2. Eine Phase mit unterschiedlich ausgeprägten Symptomen im Kleinkindes- und Kindesalter.
  3. Das Abklingen der Symptome und Hautausschläge im Schulalter bis hin zur Entwicklung zum Jugendlichen.

Bis zu 60 Prozent der erkrankten Kinder sind im Erwachsenenalter frei von jeglichen Symptomen, wenngleich die Neurodermitis nie vollständig verschwindet. Jedoch leiden diese Erwachsenen nach dem 30. Lebensjahr in der Regel kaum noch an akuten Schüben.

Akuter Neurodermitis Verlauf im Erwachsenenalter

Rund 40 Prozent der Patienten leiden jedoch auch nach dem 30. Lebensjahr an Symptomen und unter akuten Schüben des atopischen Ekzems.

Bei diesen Patienten zeigt sich allerdings bereits im früheren Verlauf eine Abweichung: Häufig betroffen sind Erwachsene, die bereits als Kinder äußerst starke Schübe und einen schweren Verlauf erlebt haben.

Eine Allergie im Kindesalter, wie beispielsweise Asthma, ist ebenfalls ein Indiz für einen Verlauf, der im Erwachsenenalter nicht abklingt. Zudem ist das Risiko, auch als Erwachsener an akuten Schüben zu leiden, größer, wenn (nahe) Verwandte und Familienmitglieder eine atopische Erkrankung aufzeigen.

Neurodermitis Verlauf: Eine Krankheit in Schüben

Der Verlauf in Schüben ist besonders kennzeichnend für Neurodermitis. Beschwerdefreie oder nahezu beschwerdefreie Phasen wechseln sich mit akuten Phasen und symptomatischen Perioden ab.

In akuten Phasen leidet der Betroffene unter Ekzemen, die über mehrere Tage und bis hin zu Wochen oder Monaten bestehen bleiben. Auch ältere Hautschäden aus früheren Phasen können sich in erneuten Schüben verschlimmern. Die Haut bildet juckende und gerötete Papeln und Ödeme aus, sowie nässende Abschürfungen durch das Kratzen.

Klingen die Entzündungen nicht ab, kann sich ein subakutes Stadium bis hin zu einem chronischen Stadium manifestieren. Die Beschwerden dauern dann Monate bis Jahre an und sind gekennzeichnet durch verschiedene Hautveränderungen.

Schübe werden oftmals durch verschiedene Faktoren ausgelöst (Trigger), wie beispielsweise das Klima, Infektionen, Stress und auch Kleidung und Textilien. Zudem lösen häufig Allergien einen Neurodermitis-Schub aus. Es ist daher wichtig, dass die Patienten die Trigger bei Neurodermitis kennen und diese vermeiden. Neben einer routinierten und gründlichen Pflege der Haut ist dies das A und O um (schwere) Schübe zu vermeiden.

Komplikationen und Begleiterkrankungen

Betroffene der Neurodermitis leiden meistens unter einem starken Juckreiz. Besonders Eltern von betroffenen Kindern verzweifeln regelmäßig, weil es im Alltag schwierig ist, die kleinen Patienten davon abzuhalten, die betroffenen Stellen aufzukratzen.

Wenngleich es spezielle Handschuhe gibt und Eltern häufig die Fingernägel des Kindes kurz schneiden, kommt es durch den starken Juckreiz immer wieder zu offenen Wunden und entzündlichen Stellen. Dies ermöglicht Bakterien, Viren und Pilzen das Eindringen in die verwundete Haut der Patienten.

Häufig treten folglich bestimmte Infektionen in Verbindung mit einer Neurodermitis auf:

  • Entzündungen der Binde- und Hornhaut,
  • Dellwarzen und Herpes mit wässrigen Bläschen,
  • Furunkel, Karbunkel und durch Staphylokokken hervorgerufene weitere Erkrankungen und/oder
  • durch Pilze hervorgerufene Ekzeme.

Neben Infektionen, die insbesondere durch starken Juckreiz und dem Aufkratzen der Haut entstehen, gibt es noch weitere begleitende Erkrankungen, die jedoch seltener auftreten:

  • Erkrankungen der Augen wie Glaukome, Netzhautablösungen, bis hin zu Erblindungen,
  • kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) sowie
  • Wachstumsverzögerungen und Kleinwuchs.

Vier-Stufen-Therapieplan bei Neurodermitis

Bei der Behandlung von Neurodermitis orientieren sich Mediziner in der Regel an dem sogenannten Vier-Stufen-Therapieplan. Dieser basiert auf dem Wissen über die bekannten Neurodermitis Stadien und dem Verlauf der atopischen Dermatitis. Die verschiedenen Stufen oder Säulen richten sich nach den individuellen Ausprägungen der Ekzeme.

Ziel einer jeden Behandlung und Therapie von Neurodermitis ist es, die Hautbarriere und das Immunsystem zu stärken sowie Ekzeme und Entzündungsreaktionen zu reduzieren und den starken Juckreiz zu lindern.

  • Stufe 1: Die erste Stufe zeichnet sich durch insgesamt trockene Haut aus. In dieser Stufe ist eine konsequente Basistherapie zur Hydration der Haut mit feuchtigkeitsspendenden und pflegenden Cremes, Salben und Lotionen wichtig. Zudem werden auslösende Faktoren (Trigger), wie etwa reizende Stoffe auf der Haut oder Kontakt zu Allergenen, vermieden.
  • Stufe 2: Die zweite Stufe wird von leichten Ekzemen begleitet. In dieser Phase greifen Mediziner auf erste Therapiemaßnahmen zurück, wie etwa UV-Therapie oder Corticoide.
  • Stufe 3: Die dritte Stufe zeichnet sich durch moderate bis schwere Ekzeme aus und wird mit höher potenten Glucocorticoiden behandelt.
  • Stufe 4: Auf der vierten Stufe leidet der Patient unter schwer ausgeprägten Ekzemen. Neben den Therapieansätzen der vorherigen Stufen wird in dieser Stufe häufig eine systemische immunmodulierende Therapie verordnet.

Neurodermitis Stadien und Verlauf: Eine Prognose

Die Prognose der Neurodermitis unterscheidet sich bei Erwachsenen und Kindern signifikant.

Kinder leiden vergleichsweise deutlich häufiger an einer Neurodermitis als Erwachsene. Doch kommt es bei bis zu 60 Prozent der Betroffenen zu einem nahezu vollständigen Abklingen der Erkrankung bis zum 30. Lebensjahr. Die Prognose für Kinder ist bei einer konsequenten und frühzeitigen Behandlung daher äußerst gut.

Bei erwachsenen Betroffenen kann eine solche spontane Heilung der Erkrankung nicht als wahrscheinlich angenommen werden. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass es keine Chancen auf Besserung gibt.

Mit einer umfassenden und konsequenten Basispflege der Haut und durch das aktive Vermeiden von auslösenden Faktoren, können akute Schübe deutlich reduziert werden. Zudem kann die individuelle Therapie dazu beitragen, dass akute Schübe sich in einem geringeren Ausmaß manifestieren.

Je besser sich Betroffene mit ihrer Erkrankung und den individuellen Triggern auskennen, desto einfacher und zielführender ist der Umgang mit den Symptomen. Den Neurodermitis Verlauf kann ein Patient also bis zu einem gewissen Grad selbst mit verantworten.

Hilfreiche Informationen und hoffnungsvolle Prognose: Neurodermitis Stadien und Verlauf

Neurodermitis ist eine Krankheit, die sich durch ihren typischen Verlauf und wiederkehrenden Schübe von anderen Erkrankungen der Haut unterscheidet. Häufig tritt das atopische Ekzem bereits bei Babys, Kleinkindern und Kindern auf. Nur selten erkranken Erwachsene erstmalig an einer Neurodermitis.

Auch die Prognose für beide Altersgruppen unterscheidet sich. Bei bis zu 60 Prozent der Kinder tritt eine spontane Heilung oder zumindest deutliche Besserung der Erkrankung während des Erwachsenwerdens ein. Bei Erwachsenen ist von einem solchen massiven Rückgang der Erkrankung leider nicht auszugehen.

Wichtig ist daher eine frühzeitige und konsequente Behandlung des atopischen Ekzems sowie das Wissen rund um die Erkrankung. Patienten müssen wissen, dass Schübe durch Trigger ausgelöst werden. Vermeidest du diese und hältst dich konsequent an den individuell auf das eigene Krankheitsbild angepassten Behandlungsplan, so kannst du die Schübe stark in ihrem Ausmaß reduzieren oder gar vermeiden.

Auch dein Umgang mit den wichtigsten Symptomen wie Juckreiz und dem Aufkratzen der entzündeten Hautstellen ist ausschlaggebend für den Neurodermitis Verlauf die Heilung des Ekzems. Die Information und das Wissen rund um deine Neurodermitis werden dir den Umgang mit deiner Erkrankung deutlich erleichtern und eine bessere Lebensqualität ermöglichen.

Wann hast du die Diagnose Neurodermitis erhalten? Und wie hat sich deine atopische Dermatitis seitdem verändert? Erzähle es uns und lass in unserer Facebook-Gruppe auch andere Betroffene an deiner Geschichte teilhaben. Wir freuen uns auf dich!

FAQ zu Neurodermitis Stadien

Ist Neurodermitis heilbar?

Neurodermitis ist bis heute (leider) nicht heilbar. Das atopische Ekzem, die akute Behandlung und die langfristige Therapie der Symptome sind in den meisten Fällen ein ständiger Begleiter im Leben der Patienten. Medizin und Wissenschaft stellen den Betroffen jedoch eine Vielzahl an gut wirkenden Maßnahmen zur Behandlung zur Verfügung.

Was hilft gegen Juckreiz beim atopischen Ekzem?

Starker Juckreiz ist ein Leitsymptom der Neurodermitis. Durch das Aufkratzen der Haut entsteht ein Teufelskreis, der unbehandelt zu immer stärkeren Ekzemen führt. Zur Linderung des Juckreizes gibt es zahlreiche Wirkstoffe in Form von Cremes, Salben und Lotionen. Diese werden direkt auf die betroffenen Stellen aufgetragen und wirken lindernd und entzündungshemmend.

Wie verläuft Neurodermitis bei Kindern?

Laut Studien reduzieren sich die Symptome bei vielen der betroffenen Kinder mit zunehmendem Alter. Oftmals verschwinden die Symptome im Laufe der Jahre sogar vollständig. Ausschlaggebend sind eine frühzeitige Diagnose und eine konsequente Basistherapie. Rund 60 Prozent der betroffenen Kinder, bei denen ein atopisches Ekzem im Säuglingsalter auftrat, sind im Grundschulalter frei von Symptomen.

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Quellen:

Dharma C., Lefebvre D.L., Tran M.M. et al. (2018): „Patterns of allergic sensitization and atopic dermatitis from 1 to 3 years: Effects on allergic diseases“, in: Clincal and experimental allergy. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29143385/ (Zugriff am 10.03.2021)

Gustafsson D., Sjöberg O., Foucard T. (2000): „Development of allergies and asthma in infants and young children with atopic dermatitis–a prospective follow-up to 7 years of age“, in: Allergy. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10753014/ (Zugriff am 10.03.2021)

Mortz C.G., Andersen K.E., Dellgren C. et al. (2015): „Atopic dermatitis from adolescence to adulthood in the TOACS cohort: prevalence, persistence and comorbidities“, in: Allergy. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25832131/ (Zugriff am 10.03.2021)