Neurodermitis betrifft nicht nur den Erkrankten selbst, sondern die gesamte Familie. Eine professionelle Neurodermitisschulung vermittelt nicht nur das nötige Wissen rund um die chronisch-entzündliche Hauterkrankung, sondern gibt auch Hilfestellung beim Umgang mit der Krankheit im Alltag.

Warum eine Neurodermitisschulung?

Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die heutzutage zehn bis fünfzehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen, sowie rund drei Prozent der Erwachsenen betrifft. Das atopische Ekzem ist nicht heilbar.

Quälender Juckreiz, trockene und schuppige Haut und eine ausgeprägtere Neigung zu Allergien sind charakteristische Symptome von Neurodermitis. Häufig führt der starke Juckreiz zu Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und einer starken psychischen Belastung bis hin zu Depressionen.

Ganz gleich, ob klein oder groß, die Patienten und ihre Angehörigen müssen einen angemessenen Umgang mit ihrer Erkrankung erlernen, um die damit verbundenen Herausforderungen im Alltag bewältigen zu können. Basistherapie, Cremes und Medikamente allein reichen nicht aus.

Eine Neurodermitisschulung vermittelt medizinisches Wissen rund um das atopische Ekzem und informiert über Themen wie mögliche Auslöser, Behandlung, Ernährung, Hautschutz und Umgang im Alltag. Zudem bietet sie auch die ideale Plattform für den Austausch mit anderen Betroffenen.

Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung

Im Jahre 1999 wurde die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung (kurz AGNES e. V.) gegründet, nachdem an mehreren Kliniken erste Ansätze zur Neurodermitisschulung entwickelt und evaluiert wurden. Somit wurde die Grundlage für ein bundesweites Modellprojekt und einheitliches Konzept zur Eltern-, Kinder- und Jugendlichenschulung geschaffen.

Heute finden an zahlreichen Standorten in Deutschland professionelle Neurodermitisschulungen statt. Ein Team aus ausgebildeten und zertifizierten Experten setzt sich dabei aus Fachärzten, Ernährungswissenschaftlern und Psychologen zusammen.

Ziel einer Neurodermitisschulung

Das Ziel eines solchen Seminars ist stets die positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufs. Durch die intensive Wissensvermittlung und den wertvollen Erfahrungsaustausch werden die Bewältigungsstrategien und die gesamte Lebensqualität verbessert.

Die spezifische Aufklärungsarbeit reduziert häufig den Arzt- und Therapiewechsel und senkt die psychische Belastung des Patienten und seiner Familie.

Somit ist das große Ziel eines solchen Seminars eigentlich, den Betroffenen selbst zum Experten seiner Erkrankung zu machen. Diese Grundlage ermöglicht es, selbstbewusst und positiv mit Neurodermitis umzugehen.

Struktur & Aufbau des Seminars

Der Aufbau und der Inhalt einer Neurodermitisschulung richten sich nach dem Qualitätshandbuch der AGNES e. V. (Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung) – welches verbindlich ist.

Die Schulungen werden ambulant angeboten und erstrecken sich in den meisten Fällen auf zwölf Einheiten zu jeweils 60 Minuten. Um den intensiven Austausch gewährleisten zu können, wird die Anzahl der Teilnehmer je nach Alter auf fünf bis acht Betroffene begrenzt.

Um eine altersgerechte Wissensvermittlung bieten zu können, finden die Schulungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene getrennt statt. Zudem werden auch separate Seminare nur für die Eltern betroffener Kinder angeboten.

Um das Erlernte direkt umsetzen und ausprobieren zu können, werden die einzelnen Schulungen (maximal zwei Stunden am Stück) einmal pro Woche abgehalten. So wird sichergestellt, dass die Patienten genügend Zeit haben, alle Themen, Informationen, Hinweise und Tipps gut zu verinnerlichen.

Inhalt und Themen

Der Inhalt der Schulung orientiert sich am tatsächlichen Alltag, den typischen Herausforderungen und dem Bedarf der Betroffenen.

Dabei werden grundlegende Fragen zur atopischen Dermatitis beantwortet – wie beispielsweise:

  • Was ist Neurodermitis?
  • Welche Faktoren beeinflussen die Erkrankung?
  • Wie unterscheidet sich die Neurodermitis-Haut von einer Nicht-Neurodermitis-Haut?
  • Wie versorge ich die Haut in den jeweiligen Krankheitsphasen?
  • Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei atopischer Dermatitis?
  • Was ist eine Allergie?
  • Was muss ich bei der Wahl von Lebensmitteln beachten?
  • Wie durchbreche ich die Juckreiz-Kratz-Spirale?

Neben den grundlegenden medizinischen Informationen zur Erkrankung lernen die kleinen und großen Patienten auch alles Wichtige zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten, zum Umgang mit emotionalem Stress, zum Verhalten bei Juckreiz und zur allgemeinen Hautpflege. Ebenso spielen mögliche Trigger (auslösende Faktoren) und die Ernährung eine große Rolle.

Zu den weiteren inhaltlichen Themen zählen beispielsweise:

  • Ursachen, Auslöser und deren Vermeidung.
  • Umgang mit Juckreiz und Erarbeiten von Kratzalternativen.
  • Beratung und Tipps zum Thema Ernährung (insbesondere kindgerechte Ernährung und Diagnostik von Nahrungsmittelallergien).
  • Tipps zur Basistherapie (Welche Creme nutze ich? Wie trage ich die Creme am besten auf? Welche Hausmittel verschaffen Linderung?)
  • Überblick und Übungen zu Entspannungstechniken und Stressbewältigung (wie Progressive Muskelentspannung, Fantasiereisen, Autogenes Training).
  • Übungen zum Umgang mit psychosozialen Belastungen.
  • Allgemeiner Raum für Erfahrungsaustausch mit anderen Teilnehmern.

Wer profitiert von einer Neurodermitisschulung?

Tatsächlich schöpfen nicht nur diejenigen einen Mehrwert aus einer Schulung, die gerade „frisch“ mit der Diagnose Neurodermitis konfrontiert wurden. Die Fragen und folglich auch die Inhalte sind stets abhängig von den Teilnehmern.

Ganz oben auf der Liste steht sicherlich bei jeder Neurodermitisschulung die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem quälenden Juckreiz. Denn dieses Leitsymptom der atopischen Dermatitis ändert sich häufig nicht mit der Dauer und Erfahrung mit der Erkrankung und ist somit für jeden Betroffenen relevant. Gleiches gilt für den richtigen Umgang und die Anwendung von Kortison.

„Neue“ Patienten wollen in einer solchen Schulung mit allen grundlegenden Informationen zur Erkrankung versorgt werden und nehmen Tipps und Erfahrungsberichte aus allen Bereichen an. Menschen, die bereits seit Längerem an Neurodermitis leiden, zeigen hingegen ein starkes Interesse an den neuesten Studienergebnissen, neuen Diagnoseverfahren oder neuen Therapien.

Bei Schulungen speziell für Kinder und Jugendliche geht es häufig verstärkt um die psychologischen Bereiche. So werden konkrete Empfehlungen ausgesprochen, wie Eltern mit Fragen wie „Warum muss ich mich ständig eincremen?“ oder „Wird es überhaupt irgendwann einmal besser?“ umgehen können. Verständnis erzeugen, Wissen vermitteln und Selbstbewusstsein stärken stehen hier häufig an oberster Stelle.

Kosten einer Neurodermitisschulung

Die Kostenübernahme von solchen Seminaren durch die Krankenkassen ist eine Einzelfallentscheidung. Doch viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Gebühren vollständig.

Entsprechende Antragsformulare erhalten die Patienten bei ihrer Krankenkasse oder direkt im Schulungszentrum.

Wo finden Neurodermitisschulungen statt?

Mehr Informationen zu den Schulungen und zu konkreten Schulungszentren findest du beim NeurodermitisSchulung e.V.. Hier geht es zur Homepage des Vereins.

FAQ zu Neurodermitisschulung

Welche Themen werden in einer Neurodermitisschulung behandelt?

Die ausgebildeten und zertifizierten Experten schulen die Teilnehmer hinsichtlich der grundlegenden medizinischen Themen zur Erkrankung. Ebenso werden die verschiedenen Therapiemöglichkeiten, der Umgang mit emotionalem Stress, das richtige Verhalten bei Juckreiz und die allgemeine Hautpflege besprochen.

Für wen ist die Neurodermitisschulung geeignet?

Ein solches Seminar ist nicht nur für die kleinen Patienten und ihre Eltern, sondern auch für Jugendliche und betroffene Erwachsene geeignet. Um eine altersgerechte Wissensvermittlung zu gewährleisten, finden die Seminare für Kinder, Jugendliche und Erwachsene getrennt statt. Es werden zudem auch Seminare nur für die Eltern betroffener Kinder angeboten.

Wer zahlt die Kosten der Neurodermitisschulung?

Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Neurodermitisschulung komplett. Allerdings handelt es sich dabei um eine Einzelfallentscheidung. Den nötigen Antrag auf Kostenübernahme erhältst du bei deiner Krankenkasse oder direkt beim Seminar.

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

Quellen:

Augustin M., Zschocke I., Lange S. et al. (1999): „Quality of life in skin diseases: methodological and practical comparison of different quality of life questionnaires in psoriasis and atopic dermatitis“, in: Hautarzt. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10550357/ (Zugriff am 29.05.2021)

Chernyshov P.V. (2016): „Stigmatization and self-perception in children with atopic dermatitis“, in: Clinical, cosmetic and investigational dermatology. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27499642/ (Zugriff am 29.05.2021)

Ho Na C., Chung J., Simpson E.L. (2019): „Quality of Life and Disease Impact of Atopic Dermatitis and Psoriasis on Children and Their Families“, in: Children (Basel). URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31810362/ (Zugriff am 29.05.2021)

Schmid-Ott G., Burchard R., Niederauer H. et al. (2003): „Stigmatization and quality of life of patients with psoriasis and atopic dermatitis“, in: Hautarzt. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12955263/ (Zugriff am 29.05.2021)

Zhao M., Liang Y., Shen C. et al. (2020): „Patient Education Programs in Pediatric Atopic Dermatitis: A Systematic Review of Randomized Controlled Trials and Meta-Analysis“, in: Dermatology and therapy. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32200513/ (Zugriff am 29.05.2021)