Nicht nur Erwachsenen leiden unter Psoriasis! Bei etwa 30 Prozent aller Betroffenen beginnt Schuppenflechte schon im Kindes- und Jugendalter. Die sogenannte juvenile Psoriasis unterscheidet sich in vielfacher Weise von der Erkrankung bei Erwachsenen. In unserer Artikelreihe “Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen” gehen wir auf wesentliche Unterschiede ein und erklären dir, was es bei juveniler Psoriasis zu beachten gibt. In Teil I erfährst du, welche Formen bei Kindern und Jugendlichen besonders häufig auftreten und wie sie für gewöhnlich verlaufen.
Inhalt:
Schuppenflechte kann früh auftreten
Normalerweise beginnt Psoriasis im Erwachsenenalter. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen tritt Schuppenflechte allerdings schon vor dem 16. Lebensjahr auf. Etwa jeder zehnte Betroffenen erkrankt sogar schon vor dem 10. Lebensjahr. In Deutschland leiden etwa 0,7 Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter Psoriasis. Zwei von drei Erkrankten sind Mädchen.
Obwohl es sich natürlich um die gleiche Erkrankung handelt, lässt sich Psoriasis von Kindern und Jugendlichen nur bedingt mit der von Erwachsenen vergleichen. Vor allem die Ausprägung der Hautkrankheit zeigt sich häufig unterschiedlich. Juvenile Psoriasis verläuft generell etwas milder. Das Erscheinungsbild ist eher untypisch und führt leider dazu, dass Schuppenflechte oft mit anderen Krankheiten verwechselt wird. Optisch sind beispielsweise Neurodermitis und Pilzerkrankungen nur schwer von Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen zu unterscheiden.
Psoriasis-Formen bei Kindern und Jugendlichen
Psoriasis vulgaris oder Plaque-Psoriasis
Wie auch bei Erwachsenen ist Psoriasis vulgaris die häufigste Form der Schuppenflechte bei Kindern und Jugendlichen. Ungefähr 80 % sind daran erkrankt. Neben den typischen Körperstellen wie Oberkörper, Ellbogen, Knie und Kopfhaut, sind bei Kindern und Jugendlichen häufig auch das Gesicht mit den Augenlidern betroffen.
Bei der juvenilen Psoriasis sind die Plaques für gewöhnlich kleiner. Außerdem ist die Schuppung und Ausbreitung auf der Haut häufig geringer. Eine Ausnahme jedoch ist die Kopfhaut. Sie ist bei Kindern und Jugendlichen oft betroffen und schuppt stark. Ein häufiges Symptom ist leider auch Juckreiz.
Man unterscheidet zwischen zwei Typen von Psoriasis vulgaris. Typ I-Psoriasis bricht meistens zwischen dem 16. Und 21. Lebensjahr aus, tritt familiär gehäuft auf und hat einen eher schwereren Verlauf. Typ II-Psoriasis, der sogenannte Spättyp, beginnt meisten nach dem 40. Lebensjahr, tritt sporadisch auf und verläuft milder als Typ I. Juvenile Psoriasis kann in der Regel Typ I zugeordnet werden.
Windelpsoriasis
Bei etwa 2 Prozent aller Betroffenen bricht Schuppenflechte vor dem 2. Lebensjahr aus. Die häufigste Form bei Säuglingen ist die Windelpsoriasis. Sie beginnt in der Regel um den 3. Lebensmonat und tritt im Windelbereich und angrenzenden Körperstellen in Erscheinung. Windelpsoriasis wird durch Windelkontakt hervorgerufen und verschwindet wieder, sobald die Kinder die Toilette benutzen. Plaques der Windelpsoriasis sind tiefrot, trocken-glänzend und scharf begrenzt, jedoch üblicherweise ohne Schuppen. Diese Form der Schuppenflechte wird häufig mit Windeldermatitis oder Pilzinfektionen verwechselt. Etwa 5 – 25 Prozent der betroffenen Säuglinge entwickeln innerhalb der ersten zehn Lebensjahre eine klassische Psoriasis.
Psoriasis guttata
Bei Erwachsenen eher selten, aber typisch für Kinder und Jugendliche ist Psoriasis guttata. Das Erscheinungsbild dieser Schuppenflechtenform ist geprägt von vielen kleinen roten Punkten, die schuppen. Sie sind tropfenförmig, können bis zu einem Zentimeter im Durchmesser werden und treten am gesamten Körper auf. Besonders stark übersät sind häufig jedoch Rücken, Brust, Arme und Beine.
Psoriasis guttata wird in den meisten Fällen durch Bakterien hervorgerufen. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen, vor allem bei Kindern, tritt diese Form ein bis zwei Wochen nach einer Infektion mit Streptokokken auf. Streptokokken sind beispielsweise für Angina, Scharlach oder Mandelentzündung verantwortlich. Psoriasis guttata bricht daher häufig nach Halsentzündungen aus. Aber auch Medikamente wie Betablocker oder Malaria-Medizin können diese Schuppenflechte auslösen.
Der Ausbruch von Psoriasis guttata ist meistens heftig. Wie bei einem Hautausschlag breiten sich die Plaques innerhalb kurzer Zeit am ganzen Körper aus. Sind die Auslöser jedoch nicht mehr im Körper vorhanden, heilt diese Form der Psoriasis oft ganz von alleine innerhalb weniger Wochen. Bei Kindern kommt es häufig zu dieser Spontanheilung. Leider kann Psoriasis guttata aber auch in eine klassische Schuppenflechte übergehen.
Nagelpsoriasis
Bei fast jedem Zweiten Betroffenen treten Nagelveränderungen auf. Typisch ist ein Befall von mehreren Nägeln an Händen und Füßen gleichzeitig. Erkrankte leiden häufig unter Tüpfelnägeln. Dabei kommt es zu tüpfelartigen Grübchen, aber auch Längs- und Querrillen auf den Nägeln sind möglich. Verfärbungen können ebenfalls auftreten. Bei den sogenannten Ölflecknägeln verfärbt sich die Haut unter dem Nagel gelblich. Leider kann es auch zu Verhornungsstörungen mit Verdickung oder Absplitterungen kommen. Davon sind aber nur wenige betroffen.
Bei Kindern tritt eine Nagelpsoriasis etwas seltener auf als bei Erwachsenen. Eine Diagnose ist oft schwierig zu stellen, da die Nagelveränderungen einem Pilzbefall ähneln. Weitere Schuppenflechtenherde am Körper können bei der Diagnose helfen. Zum Beispiel ist oft die Kopfhaut ebenfalls von Schuppenflechte betroffen.
Bei etwa 70 Prozent aller Patienten mit Psoriasis Arthritis kommt es zu einer Nagelpsoriasis. Auch bei Kindern tritt sie häufig in Verbindung mit der entzündlichen Gelenkerkrankung auf. Kommt es bei Kindern und Jugendlichen zu Nagelpsoriasis, sollten die Gelenke zur Sicherheit auf Entzündungen untersucht werden.
Psoriasis Arthritis (PsA)
Glücklicherweise tritt PsA bei Kindern und Jugendlichen deutlich seltener auf als bei Erwachsenen. Während bei bis zu 30 Prozent aller Erwachsenen mit Psoriasis eine PsA als Begleiterkrankung entwickeln, sind es nur etwa 1 Prozent bei Kindern. Am häufigsten betroffen sind die Gelenke der Knie, Finger und Zehen sowie das Sprunggelenk bei Kindern und Jugendlichen. Typische Merkmale sind wurstförmige Schwellungen von einzelnen Zehe oder Fingern.
Im Gegensatz zu Erwachsenen tritt bei den betroffenen Kindern PsA häufig vor der Hauterkrankung auf. Es kann Monate, sogar Jahre dauern, bevor sich eine Schuppenflechte bei Kindern mit PsA auf der Haut zeigt. Eine korrekte Diagnose zu erstellen erweist sich somit als schwierig. Klassischen Symptome wie schmerzende und geschwollenen Gelenke lassen nicht direkt auf eine Schuppenflechte schließen. Bewegen sich Kleinkinder merkwürdig oder nehmen häufiger eine Schonhaltung ein bzw. klagen ältere Kinder über schmerzende Gelenke und es gibt Familienmitglieder mit Schuppenflechte, dann sollte ein Arzt auf PsA angesprochen werden. Auch die im Abschnitt über Nagelpsoriasis erwähnten Nagelveränderungen können ein Zeichen für PsA sein.
Unser Fazit – Ausprägung von Psoriasis bei Kindern
Das Erscheinungsbild von Schuppenflechte zeigt sich bei Kindern und Jugendlichen anders als bei Erwachsenen. Die Diagnose einer juvenilen Psoriasis wird daher häufig eher zufällig bei Untersuchung aus anderen Anlässe gestellt.
Dabei ist es wichtig, dass die Erkrankung so früh wie möglich diagnostiziert wird. Genau wie bei Erwachsenen wird juvenile Psoriasis häufig von weiteren Erkrankungen begleitet. Kinder und Jugendliche mit Schuppenflechte haben ein erhöhtes Risiko auch an Adipositas, Hyperlipidämie, Hypertonie, Diabetes, dem metabolischen Syndrom, polyzystisches Ovarialsyndrom oder an einer nicht-alkoholischen Lebererkrankung zu erkranken. Durch eine erfolgreiche Therapie der Psoriasis können Entzündungen im Körper verringert werden. Das wirkt sich positiv auf Komorbiditäten und somit auch auf den allgemeinen Gesundheitszustand aus.
Wichtig ist, dass Eltern aufmerksam sind. Vor allem wenn Familienmitglieder bereits von Schuppenflechte betroffen sind, sollte bei Verdacht auf juvenile Psoriasis unbedingt ein erfahrener Hautarzt aufgesucht werden.
So geht’s weiter
Im 2. Teil unserer Artikelreihe “Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen” erfährst du, was es bei der Therapie von juveniler Psoriasis zu beachten gibt. Mehr dazu bald hier auf farbenhaut.de!
Julia unterstützt Farbenhaut seit Mai 2018. Sie leidet zwar nicht selbst an Psoriasis, kennt die Problematik aber durch Verwandte und Bekannte aus dem FF. Als absoluter Ernährungsprofi (Julia ist studierte Ökotrophologin) beschäftig sie sich mit den verschiedensten Aspekten der Krankheit.
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