Wer glaubt, Schuppenflechte sei eine moderne Krankheit, der liegt nicht ganz richtig! Immer mehr Menschen erkranken zwar aufgrund unseres heutigen Lebensstils daran, vermutlich gibt es Psoriasis aber schon so lange wie die Menschheit selbst. Wir blicken für dich zurück und erzählen dir die Geschichte der Psoriasis hier!

(K)eine moderne Erkrankung

Manchmal wird Psoriasis als moderne Zivilisationskrankheit bezeichnet. Und das ergibt durchaus Sinn! Zivilisationskrankheiten sind nämlich Erkrankungen, die zusammen mit Wohlstand auftreten.

Auch Psoriasis wird von unserem aktuellen Lebensstil beeinflusst. Zu viel Stress, die falsche Ernährung, Rauchen und zahlreiche weitere Faktoren des modernen Lebens spielen eine Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf der Erkrankung.

Tatsächlich erkrankten Menschen aber bereits vor mehr als zweitausend Jahren an Schuppenflechte! Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Menschheit noch länger von der Autoimmunerkrankung geplagt wird.

Psoriasis in der Antike

Deutsche Forscher lüftete 2011 ein medizinisches Geheimnis als sie den Inhalt eines Flakons aus dem ägyptischen Museum in Bonn analysierten. Laut Inschrift gehörte der Flakon Pharaonin Hatschepsut, die in etwa von 1479 bis 1458 v. Chr. regierte. Vermutet wurde, dass sich bei dem Inhalt wohl um Parfum handelte. Doch Untersuchungen kamen zu einem ganz anderen Schluss. Bei den analysierten Resten handelte es sich nämlich um eine teerhaltige Lotion, mit der damals Hauterkrankungen behandelt wurden.

Es ist sogar bekannt, dass es in der Familie von Hatschepsut Fälle von Hauterkrankungen gab. Um welche Erkrankung es sich allerdings bei der Pharaonin handelte, lässt sich bis jetzt nicht eindeutig bestimmen. Forscher vermuten, dass es Psoriasis oder Neurodermitis war, denn noch heute kommen bei diesen Erkrankungen Cremes mit Teer zum Einsatz.

Erste schriftliche Überlieferungen zu Schuppenflechte gibt es tatsächlich schon aus dem antiken Griechenland. Der griechische Arzt Hippokrates beschrieb um 400 v. Chr. eine schuppende Hautkrankheit, bei der es sich wahrscheinlich um Psoriasis handelte. Allerdings sprach er von der Erkrankung Impetigo.

Um 200 n. Chr. wurde dann zum ersten Mal der Begriff Psoriasis vom griechischen Arzt Galen verwandt als er eine schuppende Hauterkrankung im Augen- und Hoden-Bereich beschrieb. Es wird heute aber vermutet, dass es sich dabei wohl um Ekzeme und nicht um Schuppenflechte handelte.

Psoriasis im Mittelalter

Mit dem Untergang des römischen Reiches verfiel auch der wissenschaftliche Fortschritt in Europa. Das finstere Mittelalter brach an. Medizin und Heilkunde waren in dieser Zeit eine Mischung aus Aberglauben, überliefertem Wissen und praktischen Erfahrungen. Krankheiten wurden meistens als eine Strafe Gottes angesehen.

Im Mittelalter wurde oft nicht zwischen Schuppenflechte und Krätze, durch Milben verursacht, unterschieden. Schlimmer noch — Wissenschaftler vermuten, dass Psoriasis häufig mit Lepra verwechselt wurde. Im alten Testament beispielsweise wird von “Weißer Lepra” berichtet, wobei es sich dabei vermutlich um Schuppenflechte handelte.

Wer in dieser Zeit an Lepra erkrankte, wurde häufig isoliert und von der Gesellschaft ausgegrenzt. Heute glauben Wissenschaftler, dass viele dieser “Aussätzigen” gar nicht an Lepra litten, sondern an Schuppenflechte und anderen Hauterkrankungen.

Psoriasis in der Neuzeit

Im 19. Jahrhundert wurde Schuppenflechte endlich als eigenständige Krankheit erkannt. Der englische Arzt Dr. Robert Willan unterschied 1809 zum ersten Mal Psoriasis von Lepra und beschrieb sogar verschiedene Formen von Psoriasis wie beispielsweise Psoriasis guttata. Den Namen, den er Schuppenflechte allerdings gab, war recht unglücklich gewählt: Lepra vulgaris. Mehrere Jahrzehnte sollte dieser Name für Verwirrung sorgen bis der angesehene österreichische Dermatologe Dr. Hebra um 1840 das Wort “Lepra” aus dem Namen entfernte.

Im 20. Jahrhundert wurde Psoriasis dann dank neuer Methoden und Techniken intensiv erforscht. Auch wenn noch immer nicht vollständig geklärt ist, wie die Erkrankung genau entsteht, konnten im letzten Jahrhundert aber viele wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. So fanden Forscher beispielsweise heraus, dass das Immunsystem bei Schuppenflechte die eigenen gesunden Zellen angreift und dass bestimmte Gene eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung spielen.

Das neue Wissen führte natürlich auch zu zahlreichen Behandlungsmethoden, die auch noch heute teilweise zu den Therapiestandards bei Schuppenflechte zählen. Vor dem 20. Jahrhundert kamen bereits verschiedene äußerliche Anwendungen wie Salzbäder, Cremes und natürliche Lichttherapie zum Einsatz. Nun ergänzten verschiedene neue Wirkstoffe wie Kortison oder Vitamin D die bisherigen Salben und künstliche UV-Strahlen kamen bei der Lichttherapie zum Einsatz. Zusätzlich als neue Therapieformen Medikamente zur systemischen Anwendung hinzu.

Auch im 21. Jahrhundert wird weiterhin viel geforscht. Seit ein paar Jahren werden beispielsweise Biologika erfolgreich zur Behandlung eingesetzt und Laser für Lichttherapie genutzt.

Psoriasis in der Zukunft

Eine Aussage über die Zukunft von Psoriasis zu machen ist nicht einfach. Die Erkrankung begleitet uns schon so lange und vermutlich wird sie noch eine ganze Weile an der Seite der Menschheit bleiben.

Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass in den kommenden Jahren weiterhin viel zur Therapie von Psoriasis geforscht werden wird. Vor allem die aktuellen (Antikörper-)Studien sind hochinteressant und klingen vielversprechend!

Ich persönlich würde mir wünschen, dass zukünftig intensiv an der Entstehung der Erkrankung geforscht wird. Derzeit liegt der Therapieschwerpunkt bei Schuppenflechte auf der Behandlung von Symptomen. Symptome zu unterdrücken bedeutet aber leider nicht, dass die Krankheit den Körper nicht mehr belastet. Kennen wir aber die Ursachen und die Mechanismen einer Erkrankung, können wir effektive Behandlungen entwickeln, die zu langfristigen Therapieerfolgen führen.

Dabei helfen relativ junge Forschungsgebiete. Sehr spannend ist beispielsweise der Bereich der Nutrigenomik, die sich mit der Wechselwirkung von Ernährung und Genen beschäftigt. Sie könnte vermutlich auch bei Psoriasis zu wichtigen Erkenntnissen führen. Ob und wie dieses Wissen allerdings praktisch umgesetzt werden kann, werden wir hoffentlich bald erfahren!

Wir von Farbenhaut sehen jedenfalls hoffnungsvoll der Zukunft entgegen und sind gespannt, wie die Geschichte der Psoriasis weitergeht!

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

  • J Vonkennel, M Zingsheim – Nicht Entzündliche Dermatosen I, 1963 – Springer, abrufbar über: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-87623-3_10
  • EM Farber, L Nall – Dermatology – The natural history of psoriasis in 5,600 patients, 1974 – karger.com, abrufbar über: https://www.karger.com/Article/Abstract/251595