Im ersten Teil unserer Artikelreihe “Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen” haben wir uns mit der Ausprägung von juveniler Psoriasis beschäftigt. Diese unterscheidet sich meistens sehr von der Ausprägung bei Erwachsenen. Wie Schuppenflechte bei Kinder und Jugendlichen therapiert wird und welche Schwierigkeiten eine Therapie mit sich bringt, das berichten wir dir hier im nächsten Teil unserer Artikelreihe.

Schuppenflechte bei Kindern und Jugendlichen erkennen

Juvenile Psoriasis unterscheidet sich auf vielfache Weise von der Erkrankung bei Erwachsenen. So ist meistens das Erscheinungsbild der Schuppenflechte anderes und sie bricht an Körperstellen aus, die für Erwachsene eher untypisch sind (mehr darüber erfährst du im ersten Artikel (Teil 1 findest du hier).
Eine Diagnose zu stellen ist nicht einfach. Psoriasis wird oft eher zufällig durch den Kinderarzt bei Untersuchungen aus anderen Gründen entdeckt. Es ist daher wichtig, dass Eltern achtsam sind. Es sollte umgehend ein erfahrener Hautarzt aufgesucht werden, wenn bei Kindern oder Jugendlichen Hautausschläge auftreten und bereits andere Familienmitglieder an Psoriasis erkrankt sind. Ein Hautarzt ist die beste Anlaufstelle für eine sichere Diagnose und Ansprechpartner für alle Therapiemöglichkeiten.

Diagnose juvenile Psoriasis – und was jetzt?

Wird bei Kindern oder Jugendlichen Schuppenflechte diagnostiziert, sollte so schnell wie möglich eine Therapie begonnen werden. Nur so kann das Risiko für weitere Begleiterkrankungen, wie Diabetes, verringert werden.
Die Behandlung muss immer an die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes angepasst sein. Darüber hinaus dürfen Wünsche von Kindern und Jugendlichen nicht außer Acht gelassen werden. Beispielsweise lehnen einige Jugendliche Salben mit unangenehmen Geruch ab aus Angst vor Hänseleien. Für eine erfolgreiche Behandlung müssen Eltern die Notwendigkeit einer Therapie verstehen und der Krankheit aktiv begegnen. Dazu gehört beispielsweise auch die Bereitschaft mit dem Kind regelmäßig zum Arzt zu gehen.

Trigger eliminieren

Schuppenflechte wird durch äußere Faktoren, durch die sogenannten Trigger, ausgelöst. Zusammen mit dem behandelnden Arzt sollten Eltern und Kinder überlegen, warum Psoriasis ausgebrochen sein könnte und wie die Familie zusammen gegen die Auslöser vorgehen kann. Psoriasis gutata beispielsweise wird häufig durch Mandelentzündungen ausgelöst. Eine operative Entfernung der Mandeln kann in manchen Fällen dazu führen, dass die Symptome von Psoriasis komplett verschwinden.
Sehr oft ist aber auch Stress der Auslöser für Psoriasis. Schulstress, Probleme in der Familie oder andere schwierige Situation können bei Kindern und Jugendlichen für Schübe verantwortlich sein. Wird Stress als Auslöser vermutet, müssen Stressfaktoren so weit wie möglich behoben werden. Auch ist es ratsam mit Kindern Methoden zu erlernen, die Stress reduzieren – so wie zum Beispiel Meditation.

Basistherapie – Hautpflege

Die tägliche Pflege der Haut ist für Kinder und Jugendliche mit Psoriasis ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Selbst in symptomfreien Zeiten sollte jeden Tag mit einer rückfettenden Basiscreme gecremt werden. Cremes mit geringer Harnstoffkonzentration können ab einem Alter von 5 Jahren verwendet werden. Zusätzlich werden Ölbäder empfohlen.
Das regelmäßige Pflegen hält die Haut in einem guten Zustand. Meistens bekommen Kinder und Jugendliche Schuppenflechte so schon in den Griff. Ab dem Schulalter können Kinder die Pflege schon selbst nach Anleitung übernehmen. So lernen sie ihre Haut und ihre Erkrankung besser kennen.

Spezifische Therapien

Kinder sind keine kleinen Erwachsene! Die Haut eines Kindes hat erst ab 12 Jahren in etwa die gleiche Struktur und Funktion wie die Haut eines Erwachsenen. Die Haut von Säuglingen und Kleinkindern ist besonders durchlässig. Hohe Wirkstoffkonzentrationen können über die Haut in den Blutkreislauf gelangen und im Körper von Kindern Schaden anrichten.
Außerdem verfügen Kinder über anderen Enzyme in der Leber als Erwachsene. Enzyme spielen aber eine wichtige Rolle beim Abbau und teilweise auch bei der Aktivierung von Wirkstoffen. Medikamente, die zur Behandlung von Psoriasis bei erwachsenen Patienten eingesetzt werden, wirken bei Kindern deshalb meistens nicht wie gewohnt. Es können sogar neue oder verstärkte Nebenwirkungen auftreten.
Es ist nicht möglich, die Dosis eines Medikamentes für Erwachsen einfach so an Kinder anzupassen. Eigene klinische Studien für Kinder und Jugendliche verschiedener Altersstufen sind für jedes Präparat notwendig. Diese sind sehr aufwendig und unterliegen noch strengeren Gesetzen als Studien an Erwachsenen. Schließlich steht die Sicherheit der Studienteilnehmer an oberster Stelle und Kinder und Jugendliche sind besonders empfindlich. Sie befinden sich nämlich noch im Wachstum. Um Risiken gering zu halten, dürfen nur Wirkstoffe geprüft werden, von denen schon positive Ergebnisse aus Erwachsenenstudien vorliegen. Leider gibt es nur wenige zugelassene und gut untersuchte Therapieoptionen für Betroffene im Kindes- und Jugendalter. Ärzten fehlt es weitgehend an Leitlinien. Das betrifft vor allem die Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern.

Welche spezifischen Therapien sind also möglich bei juveniler Psoriasis?

Äußerliche (topische) Behandlungen

Für gewöhnlich werden Kinder und Jugendliche recht erfolgreich mit Cremes und Salben therapiert. Damit topische Präparate ihre Wirksamkeit entfalten können, muss die Haut vorher entschuppt werden. Dafür eignen sich Cremes mit Harnstoff oder Milchsäure. Bei stark schuppenden Stellen kann auch Salizylsäure eingesetzt werden. Vorsicht ist jedoch geboten, denn bei Überdosierung kann Salizylsäure zu Vergiftungserscheinungen führen. Salizylsäurehaltige Präparate sollten bei Kinder und Jugendlichen daher immer sparsam verwendet werden.
Um die Entzündungslast im Körper von Kinder und Jugendlichen zu hemmen, gibt es verschiedene Optionen zur äußerlichen Anwendung. So wird mit einigen Vitamin-D-Analoga therapiert, die unter ärztlicher Aufsicht normalerweise nebenwirkungsarm sind. Sie sind jedoch erst ab 6 Jahren zugelassen.
Erfolgreich eingesetzt werden auch Präparate mit Dithranol. Der Wirkstoff verfärbt jedoch so ziemlich alles, mit dem er in Berührung kommt. Eine Behandlung mit Dithranol wird daher meistens in Kliniken durchgeführt. Kortison-Präparate können ebenfalls bei Kindern eingesetzt werden, sollten aber eher zurückhaltend genutzt werden. In Ausnahmefällen, wie bei starken Schüben, können sie in niedriger Wirkstärke, aber nur über kurze Zeit, verwendet werden.
Allgemein muss die Dosierung einzelner Wirkstoffe dem Alter und dem Gewicht eines Kindes angepasst werden. Bei den meisten topischen Behandlungen darf auch nur eine bestimmte Menge an Haut mit dem Wirkstoff eingecremt werden, damit es nicht zu Nebenwirkungen kommt. Eine engmaschige Betreuung des behandelnden Arztes ist daher sehr wichtig.

Badetherapie

Sole-Bäder sind Bäder, die mit Kochsalz angereicht werden. Sie lindern Juckreiz, helfen bei der Abschuppung und haben eine entzündungshemmende Wirkung. Für die Bäder empfiehlt sich Spezialsalz aus der Apotheke. Aber auch Meersalz oder Salz vom Toten Meer, erhältlich in jeder Drogerie, sind dafür geeignet. Für Kindern wird bis zu 6 % Salz in nicht zu heißes Badewasser gegeben (etwa 38 °C) und ein Bad darf 5 bis 20 min dauern. Nach dem Baden sollte die Haut nur leicht abgetupft werden und die Kinder eine Stunde Bettruhe halten. Zum Schluss wird die Haut mit klarem Wasser abgeduscht und eingecremt.
Es ist wichtig, die Anleitung für ein Sole-Bad genau zu befolgen. Hochkonzentrierte Sole-Bäder können Schleimhäute irritieren und beanspruchen den Kreislauf. Schlafstörungen und Appetitmangel sind Anzeichen dafür, dass zu viel Salz im Wasser war oder dass das Kind zu lange gebadet hat.

Lichttherapie

Lichttherapie wird seit Jahren bei Erwachsenen sehr erfolgreich bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis eingesetzt. Durch UV-Strahlen wird die Zellteilung gehemmt und das Immunsystem beruhigt. Außerdem werden sowohl Entzündungen als auch Juckreiz verringert. Bei Kindern und Jugendlichen sollte Lichttherapie erst nach dem Probieren aller Salben und Bäder zum Einsatz kommen und dann auch nur zurückhaltend eingesetzt werden. Kinderhaut ist wesentlich lichtempfindlicher und das Risiko einer Hautkrebserkrankung wird durch diese Therapieform deutlich erhöht. Außerdem lässt Lichttherapie die Haut vorzeitig altern. Hautärzte empfehlen diese Therapie erst ab 12 Jahren.
Für jedes Alter geeignet ist natürliches Sonnenlicht. Ein Sommerurlaub am Meer kann Symptome einer Schuppenflechte wesentlich verbessern. Auch hier bei uns in Deutschland hat die Sonne diesen Effekt. Damit es aber auf keinen Fall zu Sonnenbrand kommt, muss auf Sonnenschutz geachtet werden. Sonnenbrand kann neue Psoriasis-Schübe auslösen und steigert das Hautkrebsrisiko.

Innere (Systemische) Behandlungen

Medikamente, die als Tabletten eingenommen oder gespritzt werden, werden Kindern und Jugendlichen nur selten gegeben. Manchmal ist die Therapieform aber die letzte Hoffnung von Eltern, dass ihrem Kind weiteres Leid erspart wird. Bei schwersten Verlaufsformen und wenn alle äußerlichen Therapien erfolglos ausprobiert wurden, kann eine systematische Behandlung infrage kommen. Die Entscheidung für eine systematische Therapie sollte idealerweise von Ärzten, Patienten und Eltern gemeinsam getroffen werden.
Je nach Krankheitsbild und Alter stehen verschiedene Präparate wie beispielsweise Biologika zur Verfügung. In der Regel werden sie aber nur über einen kurzen Zeitraum eingesetzt, um zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen gering zu halten. Eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Kinder- und Hautarzt ist für diese Therapieform notwendig.

Und dann ist da auch noch Juckreiz…

Häufig leiden Kinder und Jugendliche unter starkem Juckreiz. Kratzen erzeugt neue Psoriasis-Herde und kann so Schuppenflechte verschlimmern. Deshalb ist es wichtig den Juckreiz unter Kontrolle zu bekommen. Vor allem bei kleineren Kindern, die noch nicht verstehen, warum sie sich nicht kratzen sollen, kann es hilfreich sein, Antihistaminika einzusetzen. Diese werden als Tabletten eingenommen und lindern Juckreiz. Ältere Kinder, die die Problematik schon verstehen, können von Entspannungstraining profitieren und damit ihr Kratzbedürfnis verringern.

Was gibt es sonst noch zu beachten?

Genau wie Erwachsene können auch Kinder und Jugendliche den Krankheitsverlauf durch ihren Lebensstil beeinflussen. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und das Reduzieren von Stress wirken sich positiv auf die Symptome von Psoriasis aus. Jugendliche sollten außerdem Alkohol vermeiden und auf keinen Fall Rauchen. Beides sind Auslöser für Schuppenflechte

Unser Fazit

Bei etwa jedem dritten Betroffenen beginnt Schuppenflechte bereits im Kindes- oder Jugendalter. Trotzdem gibt es nicht sehr viele zugelassene Therapien für die Behandlung juveniler Schuppenflechte. Glücklicherweise hilft bei juveniler Psoriasis aber bereits eine intensive Hautpflege, um die Symptome der Erkrankung zu lindern. Gemeinsam mit Kinderarzt, Hautarzt und den Eltern können Kinder und Jugendliche eine passende Therapie für sich und ihre Psoriasis finden. Im nächsten und letzten Teil unserer Serie geht es um soziale und psychsiche Probleme, die bei Kindern und Jugendlichen durch Schuppenflechte entstehen können.