Mittlerweile wissen wir alle: Die genetisch veranlagte, chronisch-entzündliche Hauterkrankung Schuppenflechte kommt selten allein. Immer häufiger stellten sich Mediziner, Wissenschaftler und nicht zuletzt auch die Betroffenen selbst die Frage, ob Schuppenflechte Krebs auslösen kann.

Eine britische Studie bringt nun neue Erkenntnisse und bestätigt tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko bei Psoriasis.

Wir fassen für dich zusammen: Welche Begleiterkrankungen bringt Schuppenflechte häufig mit sich? Welche Aussagen zum Thema Krebs bei Psoriasis treffen Wissenschaft und Medizin? Und was sind die möglichen Ursachen für den Zusammenhang von Krebs und Schuppenflechte?

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) von Schuppenflechte

Charakteristisch für Schuppenflechte sind die stark geröteten und entzündeten Hautstellen, die häufig mit silbrig-weißen Schuppen (sogenannte Plaques) bedeckt sind. Diese klar sichtbaren Symptome betreffen besonders häufig den (behaarten) Kopf, die Hände sowie Ellenbogen und Knie. Die Haut brennt und bringt starke Schmerzen und nicht zuletzt einen extremen Juckreiz mit sich.

Experten der Dermatologie bestätigen, dass rund 70 % der Patienten mindestens eine weitere Komorbidität aufweisen. Dabei lassen sich besonders die folgenden Arten von Begleiterkrankungen erkennen:

  • Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems,
  • Stoffwechselerkrankungen,
  • psychische Erkrankungen sowie
  • Psoriasis-Arthritis.

Die erhöhte Neigung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigt sich beispielsweise in einer erhöhten Rate an Schlaganfällen und Herzinfarkten. Stoffwechselerkrankungen hingegen schlagen sich in einer erhöhten Diabetes-Rate, Insulinresistenz oder auch Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht nieder.

Psychische Erkrankungen treten bei Patienten mit Psoriasis besonders häufig auf. Die sichtbaren Hautveränderungen führen zu einem Unwohlgefühl, starker Scham sowie einem niedrigen Selbstbewusstsein. Diese psychische Zusatzbelastung führt dazu, dass Betroffene ihre eigene Lebensqualität als eingeschränkt betrachten.

Die Folge: Menschen mit Schuppenflechte ziehen sich häufig aus ihrem sozialen Umfeld zurück, isolieren sich dadurch selbst und leiden vermehrt an Depressionen. Leider sehen sich auch heutzutage noch viele Betroffene im Alltag mit Ausgrenzung und Stigmatisierung konfrontiert – nicht selten bedingt durch die Unwissenheit des Umfeldes.

Psoriasis Arthritis (PsA): Chronische Gelenkentzündung ist mit Abstand die häufigste Komorbidität

Rund 30 % aller Betroffenen von Schuppenflechte leiden auch an Psoriasis-Arthritis (kurz PsA). Typischerweise tritt Psoriasis Arthritis zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. In erster Linie sind Hände, Füße und die Wirbelsäule betroffen. Charakteristisch für Psoriasis-Arthritis sind aber auch allgemeine Gelenkschmerzen sowie Einschränkungen bei Bewegungen.

Psoriasis-Arthritis ist somit die häufigste Begleiterkrankung bei Schuppenflechte und wurde aus diesem Grund als eigenständige Unterform der Psoriasis aufgenommen. Neben Medikamenten wie Antirheumatika (NSAR), Methotrexat (kurz MTX) und Ciclosporin, setzen Ärzte zur Therapie von Psoriasis Arthritis auch Maßnahmen im Bereich der Ernährung, der sportlichen Bewegung und der Hautpflege ein.

Wissenschaftliche Studien belegen: 20 % erhöhtes Krebsrisiko bei Schuppenflechte

Als seien all diese Begleiterkrankungen nicht schon genug, lag bereits seit Längerem im Bereich der Medizin und Forschung die Vermutung nahe, dass Psoriasis in Verbindung mit einem erhöhten Krebsrisiko steht. Britische Forscher analysierten aus diesem Grund insgesamt 58 Beobachtungsstudien, auf der Suche nach Hinweisen, dass Patienten mit Schuppenflechte unter einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen leiden.

Das Ergebnis der Analyse besagt, dass Menschen mit Psoriasis grundsätzlich ein rund 18 Prozent höheres Risiko bergen, an Krebs zu erkranken. Besonders schwere Ausprägungen und Formen der Hauterkrankung erhöhen das Risiko laut diesen Studien sogar auf 20 %.

Darüber hinaus wurde in den Studien und Analysen auch eine Differenzierung in Hinsicht auf die verschiedenen Krebsarten vorgenommen. Die höchsten relevanten Risiken stellten Forscher demnach bei den folgenden Arten von Krebs in Hinsicht auf deren Lokalisierung fest:

  • Mundhöhle,
  • Speiseröhre,
  • Leber,
  • Kehlkopf,
  • Dickdarm,
  • Nieren sowie
  • Pankreas (Bauchspeicheldrüse).

Mögliche Ursachen für Krebs bei Psoriasis

Bevor wir uns den möglichen Ursachen für Krebs bei Psoriasis zuwenden, vorab noch ein kurzer und zusammenfassender Blick auf die Ursachen von Schuppenflechte und die gängigen Behandlungsmöglichkeiten. Medizin und Forschung greifen diese vereinzelt in ihren Erklärungsansätzen auf, deshalb finden sie an dieser Stelle nochmals kurz Gehör.

Auf den Punkt gebracht: Was ist Schuppenflechte?

Grundsätzlich handelt es sich bei Schuppenflechte um eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die zu den Autoimmunerkrankungen zählt. Hierbei liegt ein fehlgeleitetes Immunsystem vor, welches sich gegen körpereigene Strukturen richtet. Der natürliche Regenerationsprozess der Haut wird dadurch gestört. Die Folge sind trockene Haut, verhornte Hautzellen, die sich verstärkt auf der Hautoberfläche ansammeln und zu Entzündungen führen sowie starker Juckreiz.

Ursachen von Schuppenflechte

Die Ursachen von Schuppenflechte sind leider bis heute nicht umfassend geklärt. Experten der Medizin und Forschung gehen aber davon aus, dass es sich um eine Kombination aus erblicher Veranlagung und auslösender Faktoren (sogenannte Trigger) handelt.

Behandlung von Schuppenflechte

Bei der Behandlung von Psoriasis kommen hauptsächlich Medikamente zur Anwendung, die diese Art von Immunreaktion unterdrücken. Hierbei setzen Ärzte neben den neuartigen Biologika beispielsweise Präparate wie Methotrexat und Ciclosporin ein. Darüber hinaus werden die Entzündungen auch mit verschiedenen Verfahren der Lichttherapie wie der UV-B-Therapie, PUVA-Therapie, Licht-Bade-Therapie oder Lasertherapie behandelt.

Medizin und Forschung: Hypothesen und Erklärungsansätze für Krebs bei Psoriasis

Trotz zahlreicher noch unbeantworteter Fragen sind sich Mediziner und Wissenschaftler in einer Sache einig: Bisher handelt es sich bei jedem der folgenden Erklärungsansätze um reine Hypothesen, die bis dato NICHT ausreichend mittels Studien belegt werden konnten.

  • Dauerhafte Entzündungen im Körper können krebsfördernd sein. Im Falle von Schuppenflechte wäre also die chronisch-entzündliche Hauterkrankung selbst ein begünstigender Faktor für Krebs.
  • Ultraviolette Lichtstrahlung verändert das Erbgut von Hautzellen und kann somit beispielsweise zu Hautkrebs führen. Eine Lichttherapie zur Behandlung von Psoriasis könnte also theoretisch je nach Ausführung der Bestrahlung eine zusätzliche Gefahr für Krebserkrankungen darstellen.
  • Krebszellen sind sogenannte entartete Zellen, welche sich im zerstörerischen Ausmaß teilen – ohne Rücksicht auf das umgebende Gewebe. Bestimmte weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) beseitigen hingegen derartige entartete Zellen. Immununterdrückende Wirkstoffe verhindern jedoch die Aktivierung und Vermehrung dieser wichtigen weißen Blutkörperchen. Durch den Einsatz dieser Immunsuppressiva, wie sie in Form von beispielsweise Methotrexat bei Psoriasis eingesetzt werden, kann der Körper weniger Krebszellen bekämpfen. Die Folge ist ein steigendes Krebsrisiko.

Appell an Dermatologen und Betroffene von Psoriasis: Bewusstsein für erhöhtes Krebsrisiko!

Die Analyse der aktuellen Beobachtungsstudie der britischen Forscher wird als aussagekräftig eingestuft und zeigt, dass Menschen, die von Schuppenflechte betroffen sind, ein deutlich erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen aufweisen. Die dahinterliegenden und ursächlichen Mechanismen hingegen sind noch bei Weitem nicht geklärt und werfen somit Fragen auf. An dieser Stelle müssen Medizin und Wissenschaft noch weitere Studien durchführen.

Wichtig ist das Bewusstsein für ein mögliches Risiko für Krebs zu schaffen. Und rechtzeitige Früherkennungsmaßnahmen müssen bei Patienten mit Psoriasis getroffen werden, um eine mögliche Krebserkrankung frühzeitig erkennen zu können.

Diesen Appell richten die Forscher insbesondere an Fachärzte aus der Dermatologie und an die Betroffenen selbst. Denn wie immer gilt: Patienten müssen sich umfassend mit ihrer Schuppenflechte, aber auch mit den möglichen Begleiterkrankungen auseinandersetzen, um einen individuellen Weg der Behandlung und Therapie zu finden.

Wie gehst du mit dem Thema Krebs um? Wurden im Rahmen der Therapie und Behandlung auch schon einmal Früherkennungsmaßnahmen von deinem Hautarzt angesprochen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar! In unserer Facebookgruppe kannst du dich auch mit zahlreichen anderen Betroffenen austauschen.

FAQ zu Krebs bei Schuppenflechte

Löst Schuppenflechte Krebs aus?

Neue Studien belegen, dass Patienten mit Schuppenflechte ein um etwa 18 % höheres Krebsrisiko aufweisen als Menschen ohne Psoriasis. Abhängig von Form und Ausprägung der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung steigt das Risiko sogar auf bis zu 20 %. Laut Medizin und Forschung gilt diese Studie als aussagekräftig. Die hierfür zugrunde liegenden Ursachen sind hingegen noch nicht ausreichend erforscht.

Welche Ursachen begünstigen Krebs bei Psoriasis?

Experten aus Wissenschaft und Medizin haben bisher mögliche Erklärungsansätze, welche Faktoren Krebs bei Patienten mit Psoriasis begünstigen. Verbindliche, wissenschaftliche Erkenntnisse liegen jedoch bis dato nicht vor. Als mögliche Ursachen kommen insbesondere die dauerhaften Entzündungen im Körper infrage. Ebenso sehen Forscher einige Maßnahmen der Behandlung und Therapie als möglicherweise krebsfördernd an. Hierzu zählen Formen der Lichttherapie ebenso wie immununterdrückende Medikamente.

Welche Formen von Krebs treten bei Schuppenflechte auf?

Aus aktuellen Studien und Analysen geht hervor, dass bei Betroffenen von Schuppenflechte insbesondere die folgenden Lokalisierungen bei Krebs vorliegen: Mundhöhle, Speiseröhre, Leber, Kehlkopf, Dickdarm, Nieren sowie Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Hier wurden die höchsten relevanten Risiken festgestellt.

 

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Quellen:

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