Verletzungen schmerzen und nerven, heilen aber meist nach wenigen Tagen wieder ab. Keine große Sache. Beim Köbner Phänomen ist das aber anders. Schon kleine Verletzungen wie Schnitte oder einfache Druckstellen können schmerzhafte Schuppenflechte auslösen. Dieses wenig erforschte Symptom betrifft viele Schuppenflechte-Betroffene und steht auch im Verdacht, bei gesunder Haut Schuppenflechte auszulösen. 

Was ist das Köbner Phänomen

Das Köbner Phänomen (auch isomorpher Reizeffekt)  ist eine seltene Reaktion der Haut auf mechanische, thermische oder anderweitige Reizung. Als Reaktion auf die Reizung der Haut kommt es rund um die Wunde zur Bildung von Schuppenflechte. Dieses Symptom betrifft vor allem Personen, die schon an Schuppenflechte erkrankt sind. Es kann aber auch bei völlig gesunder Haut auftreten. Das Phänomen ist nach dem Dermatologen Heinrich Köbner benannt, der es 1872 zum ersten Mal beschrieben hat. Seit der Entdeckung dieses Phänomens wurden viele neue Erkenntnisse gewonnen, allerdings kann das Auftreten des Phänomens bis heute noch nicht vollständig erklärt werden. 

Ursachen

Bisher gibt es noch keine abschließende Erklärung, warum die Haut mancher Betroffener auf Verletzungen reagiert. Die Symptome äußern sich sehr unterschiedliche. Auch die auslösenden Faktoren sind sehr individuell. Daher ist es schwer, eindeutige Faktoren als Ursache zu identifizieren.

Zu den möglichen Ursachen zählen

  • Schnittwunden (hierzu zählen auch Wundern durch das Rasieren)
  • Allergische Reaktionen
  • Infektionen
  • Insektenstiche
  • Verbrennungen (hierzu zählt auch der Sonnenbrand)
  • Oberflächliche Verletzungen der Haut (z.B. Abschürfung)
  • Prellungen
  • Druckstellen (z.B. auch durch Brillenbügel, enge Kleidung)
  • Windelausschlag
  • Ekzeme
  • Warzen
  • Dermatitis 

Einige Betroffene berichten auch, dass sich die Schuppen also Folge von Tätowierungen, Impfungen oder einer Akupunkturbehandlung gebildet haben. 

Es scheint auch einen Zusammenhang zwischen dem Wetter und dem Köbner Phänomen zu geben. In den kalten Wintermonaten tritt es merkbar seltener auf, als in den warmen Sommermonaten

Untersuchungen deuten darauf hin, dass sowohl das Immunsystem als auch Hormone eine Rolle beim Auftreten des Köbner Phänomens spielen. 

Wer ist vom Köbner Phänomen betroffen?

Grundsätzlich kann das Köbner Phänomen jeden treffen. Auch bei Personen, die niemals Probleme mit der Haut hatten, können Symptome entstehen. Diese Fälle sind allerdings selten. Ein deutlich höheres Risiko haben Menschen, die von Schuppenflechte betroffen sind. Besonders häufig tritt es aber auf, wenn Patienten die Schuppenflechte in sehr jungen Jahren erhalten haben. Auch Personen mit Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) oder vermehrt Warzen gehören zur Risikogruppe. 

Der Zusammenhang von Köbner Phänomen und Schuppenflechte

Bei Schuppenflechte handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut. Die Haut teilt sich viel zu schnell, wodurch es zu juckender, entzündeter und schmerzenden Schuppenbildung kommt. 

Zwischen Psoriasis und dem Köbner Phänomen gibt es drei relevante Zusammenhänge:

Das Phänomen betrifft vor allem Psoriasis-Patienten

Auch wenn die breite Öffentlichkeit oft noch nie von diesem Phänomen gehört hat, so ist es für viele Schuppenflechte-Betroffene bittere Realität. Untersuchungen zeigen, dass beinahe jeder vierte Patient mit dem Köbner Phänomen zu kämpfen hat. Besonders häufig trifft es dabei Menschen, die die Schuppenflechte schon in ihrer Kindheit diagnostiziert bekommen haben.

Es kann Schuppenflechte auslösen

Das Phänomen betrifft zwar fast immer Menschen, die schon Schuppenflechte haben, aber es kann die Psoriasis auch auslösen. Schuppenflechte ist eine Autoimmunerkrankung des Immunsystems und wird oft durch Stress, Medikamente, ungesunde Lebensweise, hormonelle Schwankungen und Umwelteinflüsse verursacht. In seltenen Fällen sind aber Verletzung der Haut der Auslöser für die Schuppenflechte. In diesen Fällen spricht man vom Köbner Phänomen.

Die Symptome sind atypisch

Bei vielen Schuppenflechte-Betroffenen tritt die vermehrte Schuppenbildung typischerweise an Ellbogen, Knien, Händen, Füßen und der Kopfhaut auf. Beim Köbner Phänomen hingegen bildet sich direkt an der wunden Stelle ein neuer Schuppenherd (Plaques). 

Wie wird das Köbner Phänomen diagnostiziert?

Das Köbner Phänomen zu diagnostizieren ist oft schwierig. Da die Ursachen so unterschiedlich sind, kann oft kein eindeutiger Zusammenhang hergestellt werden. Auch dauert es in einigen Fällen mehrere Wochen, bis die Symptome nach dem Reiz auftreten. 

Hast du den Verdacht, an dem Symptom zu leiden, solltest du deine/n behandelnde/n Arzt/Ärztin aufsuchen. 

Behandlung

Grundsätzlich werden die Schuppen, die durch das Köbner Phänomen entstehen genau wie “normaler” Psoriasis-Haut behandelt. Je nach Reaktion und Stärke des Symptoms helfen unterschiedliche Heilungsansätze.

Möglichkeiten für die Behandlung

Für den besten Heilungserfolg solltest du dich mit deinem/r Arzt oder Ärztin absprechen. 

Kann das Köbner Phänomen verhindert werden?

Leider gibt es keine Garantie, dass Symptom nicht zu bekommen.

Allerdings kann das Immunsystem und der Körper generell dabei unterstützt werden, gesund zu bleiben. So kann das Risiko, dass das Köbner Phänomen auftritt reduziert werden. 

Diese drei Säulen helfen, das Symptom zu vermeiden.

Die Haut gesund halten

Gerade sensible Schuppenflechte-Haut muss richtig gepflegt werden. Das bedeutet eine korrekte Behandlung der Schuppenflechte und viel Pflege für die Haut. Je gesünder die Haut ist, desto weniger wahrscheinlich beziehungsweise heftig tritt das Symptom auf. 

Eine gesunde Lebensweise

Ein starkes Immunsystem und gesunder Körper unterstützen die Haut von Innen. Nährstoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind die Kernpfeiler einer gesunden Lebensweise. 

Auslösefaktoren kennen und reduzieren

Je genauer du deinen Körper kennst, desto besser kannst du Auslösefaktoren reduzieren. Zu viel Stress, bestimmte Nahrungsmittel, Verletzungen und Infektionen und Übergewicht können den Ausbruch des Köbner-Phänomens begünstigen.  Vielen Betroffenen hilft es das Rauchen aufzugeben und den Alkoholkonsum zu reduzieren. 

Ein wenig bekanntes Phänomen mit heftigem Effekt

Auch wenn die Zusammenhänge des Phänomens noch immer nicht vollständig erforscht sind, so ist es für viele Schuppenflechte-Betroffene Alltag. Schon kleine Wunden können einen Psoriasis-Schub auslösen oder verschlimmern. Mit sorgfältiger Hautpflege, den richtigen Medikamenten und einer ausgeglichenen Lebensweise lässt sich das Risiko reduzieren. 

Bist du vom Köbner Phänomen betroffen?
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FAQ

Was ist das Köbner Phänomen?

Unter dem Köbner Phänomen (auch isomorpher Reizeffekt) wird eine übermäßige Reaktion der Haut auf mechanische, thermische oder anderweitige Reizung verstanden. Im Zuge der Reizung der Haut bildet sich rund um die Wunde Schuppenflechte. Das Phänomen betrifft vor allem Schuppenflechte betroffene, kann aber auch bei gesunder Haut auftreten. 

Löst das Köbner Phänomen Schuppenflechte aus?

Ja, das Köbner Phänomen kann Schuppenflechte auslösen. Darüber hinaus leiden Schuppenflechte-Betroffene um ein Vielfaches häufiger unter dem Phänomen als Menschen mit gesunder Haut. Die Zusammenhänge sind noch nicht völlig geklärt, allerdings scheint das überaktive Immunsystem von Psoriasis-Patienten eine Rolle zu spielen. Gute Hautpflege, die richtigen Medikamente und eine gesunde Lebensweise reduzieren das Risiko einer Erkrankung am Phänomen. 

Wie wird das Köbner Phänomen behandelt?

Die Schuppen, die im Zuge der Verletzung entstehen werden wie normale Schuppenflechte behandelt. Je nach stärke der Reaktion und der Symptome helfen Cremes, Medikamente, Biologika, Hausmittel oder alternative Therapieansätze. Eine gesunde Lebensweise unterstützt den Heilungsprozess. Die Behandlung sollte immer mit einem Arzt abgesprochen werden. 

Hier klicken, dann findest du alle Quellenangaben

Heinrich Köbner und der “isomorphe Reizeffekt”,Norbert Kuner, W. Hartschuh, B. Khan-Durani, Der Hautarzt, Springer-Verlag, 2003

Wikipedia, via https://de.wikipedia.org/wiki/Isomorpher_Reizeffekt (Stand Januar 2020)

Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 11 SchuppenflechteRobert Koch-Institut , 2002, via https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3160/220ShwcFDLtSs_62.pdf?sequence=1 (Stand Januar 2020)

Schuppenflechte, Was Sie schon immer über Psoriasis wissen wollten,Mrowietz, G. Schmid-Ott, S. Karger Verlag, 2017