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Nährstoffe: So hat Annik ihre Schuppenflechte im Griff
Letzte Woche haben wir uns mit Jens Keisinger unterhalten, wie Nährstoffe Schuppenflechte beeinflussen und warum die Erkrankung immer ganzheitlich betrachtet und behandelt werden sollte (hier gehts zum Video-Interview). Diese Woche lassen wir Annik zu Wort kommen. Als Betroffene hat sie dank Nährstoffen und Ernährungsumstellung ihre Psoriasis mittlerweile gut im Griff. Wie sie zu dieser Behandlungsmöglichkeit gefunden hat und wie sie diese persönlich umsetzt, erzählt sie in unserem heutigen Interview. Viel Spaß beim Lesen!
Nährstoffe zur Behandlung von Psoriasis – das Interview mit Annik
1. Liebe Annik, bitte erzähl uns doch ein wenig über dich und deine Geschichte! Wann ist Psoriasis bei dir ausgebrochen? Wie hat sich die Erkrankung damals bei dir geäußert!
Psoriasis brach bei mir vor 17 Jahren aus in meiner zweiten Schwangerschaft mit 26 Jahren und hat mich ziemlich umgehauen. Etwa 90 % meines Körpers waren innerhalb von drei Wochen mit Schuppenflechte bedeckt. Begünstigt wurde es durch Bestrahlung und falsche Cremes einer Hautklinik. Meine dunkle Haut wurde falsch eingeschätzt und hat sich massiv entzündet. Pusteln haben sich auch gebildet. Zusätzlich kam immenser Stress. Ich wurde als alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter vom Vater meines zweiten ungeborenen Kindes verlassen und stand somit auch wieder alleine da. Außerdem wurde mir von den Ärzten gesagt, dass es eine seltene Form der Psoriasis ist und ich und/oder mein Kind vielleicht nicht überleben werden. Du kannst dir sicher denken, welchen psychischen Druck ich in dieser Situation hatte.
Ich musste organisieren, wer sich im schlimmsten Fall um meine Vierjährige kümmern soll. Das hat sich ja zum Glück nicht bewahrheitet, es war aber natürlich trotzdem eine sehr heftige Zeit! Fünf Monate war ich stationär bis teilstationär in Behandlung. Wegen der Schwangerschaft konnte ich nur langsam, weil schonend, behandelt werden. Es wurde mit Sanavita Schuppenlöser und anschließend mit Cignolin in Zinksalbe behandelt, zusätzlich mit Solebädern und ganz geringer Bestrahlung mit UVA und UVB. Ich bekam mein Kind und konnte mich nach drei Monaten wieder klinisch behandeln lassen. Das Abstillen hat dann wieder einen heftigen Schub ausgelöst.
Nach acht Wochen war ich wieder beschwerdefrei. Ich kam dann – wie wohl alle Betroffenen – in einen Prozess, bei dem ich mich mit meiner Autoimmunerkrankung auseinandersetzen musste. Damals hatte ich noch nicht die Möglichkeit mich ausgiebig per Internet zu informieren. Ich habe eine Selbsthilfegruppe aufgesucht und für mich danach beschlossen, dass ich keine negative resignierende Haltung haben möchte! Ich wollte den Zustand nicht akzeptieren und bin erstaunlicherweise dann auch erst einmal vier Jahre ohne Behandlung erscheinungsfrei gewesen.
2. Du behandelst deine Schuppenflechte mittlerweile ja über Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel. Welche Therapien hast du davor ausprobiert? Wie haben sie bei dir gewirkt?
Mit 32 Jahren fing es mit Schuppenflechte wieder an. Ich hatte schon fast vergessen, dass ich die Erkrankung habe. Mein Leben war nicht wenig anstrengend mit zwei kleinen Kindern und beruflich war ich wieder ziemlich in meinen Job als Kinderkrankenschwester eingespannt. Ich arbeite mit chronisch, schwerkranken Kindern, was mir geholfen hat, meine Erkrankung immer zu relativieren. Das heißt aber nicht, dass ich nicht darunter gelitten habe. Ich habe meine Haut auch sehr versteckt. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Glück hatte, die Schuppenflechte nicht sichtbar im Gesicht oder auf dem Kopf zu haben.
Ich war dann etwa fünfmal in sechs Jahren in teilstationäre Behandlung. Immer im Frühjahr, sodass ich im Sommer kurze Klamotten anziehen konnte. Da meine Patienten auf immunsuprimierende Medikamente angewiesen sind, kam für mich nie eine invasive Behandlung infrage. Die Nebenwirkungen dieser Medikamente sind mir persönlich zu heftig. Außerdem glaube ich fest, dass es auch anders zu schaffen ist. Trotzdem habe ich mich in einem meiner schlimmsten Psoriasis-Momente doch von meinem Hautarzt überreden lassen, Fumaderm zu probieren. Bis dahin wurde ich immer mit Cignolin behandelt.
Nach den ersten, sehr schweren drei Monaten und nachdem ich die ganze Ladung an Magen-Darm-Problemen durchgestanden hatte, ist die Wirkung von Fumaderm eingetreten. Meine Haut gesundete komplett. Ich habe mich erstmal gut gefühlt. Die Nebenwirkung, dass es immer mal wieder Magen-Darm Probleme gab, habe ich in Kauf genommen. Mein Hautarzt sagte mir auch, das wäre normal. Mein Blutbild war immer im unteren Grenzbereich. Zwei Jahre nach der ersten Einnahme fing meine Haut dann langsam wieder an den typischen Stellen wie Ellenbogen und Schienbein zu mucken an.
3. Wie kam es dazu, dass du Nährstoffe für die Behandlung deiner Schuppenflechte einsetzt?
Ich habe etwa vier Jahre Fumarderm eingenommen, habe mich dabei aber die letzten beiden Jahre schon viel mit der Qualität und Auswahl meiner Lebensmittel beschäftigt. Dann kam das plötzliche Aus für das Pillchen: ich musste in der Silvesternacht meinen Blinddarm als Notfall entfernen lassen. Während der Operation wurde festgestellt, dass der gesamte aufsteigende Dickdarm entzündet war. Ich denke, dass mir wohl Fumarderm systematisch den Darm zerschossen hat. Fumarderm wurde danach natürlich abgesetzt. Ich musste ja sowieso erst einmal zwei starke Antibiosen für drei Wochen einnehmen.
Während des Klinikaufenthalts hatte ich das Glück, dass sich die Freundin einer meiner besten Freunde gemeldet hat. Sie ist Heilpraktikerin. Mit ihrer Hilfe fing ich an, mich mit Nährstoffen auseinander zu setzen. Wir haben einen Darmflorastatus und einen vereinfachten Unvertäglichkeitstest gemacht. Daraufhin habe ich gezielt ein Probiotika genommen und Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, hochdosiertes Vitamin C, Magnesium, Vitamin D und B-Komplex. Das Resultat war eine totale Abheilung meiner Haut innerhalb nach sechs Wochen. Nachdem ich Fumarderm abgesetzt hatte, war meine Haut natürlich wieder richtig mit Schuppenflechte aufgeblüht. Äußerlich habe ich meine Haut natürlich auch unterstützt mit Salzbädern, Feuchtigkeitscremes und Sorion. Das war für mich auf jeden Fall der Beweis, dass es auch ohne „harte“ schulmedizische Geschosse funktionieren kann.
Naja, aber viele kennen das bestimmt, wenn man sich gut fühlt, wird man schludrig. Ich habe nach dem erscheinungsfreien Sommer nicht mehr so konsequent meine Mittel genommen. Im letzten Winter kam es da dann wieder zu einem Schub und daraufhin habe ich mir eine stationäre Einweisung für die Klinik Neukirchen besorgt. Für mich war klar, dass ich auf jeden Fall ganzheitlich weiter behandelt werden möchte und die Klinik hat zumindest diesen Ansatz. Der Fokus dort liegt auch auf Darmgesundheit und Ernährung. Und zum Glück wurde der Aufenthalt auch von meiner Krankenkasse bezahlt. Behandelt wurde ich äußerlich wieder mit Dithranol, also mit demselben Wirkstoff wie auch bei Cignolin. Ernährungstechnisch hat man dort die Rotationsdiät angeboten und es wurde sehr wenig gewürzt. Außerdem viel frisches Gemüse und Milchersatzprodukte. Das ist aber nur ein kleiner Einblick in das Behandlungsangebot dort.
4. Welche Nahrungsergänzungsmittel nimmst du momentan zu dir? Wie lange hat es gedauert bis du die ersten Verbesserungen feststellen konntest.
Zurzeit nehme ich 10000 IE Vitamin D täglich, 4 – 6 g Omega-3-Fettsäuren, Boswellia, Magnesium drei- bis viermal pro Woche, B-Komplex, ab und zu Astaxanthin oder OPC.
Äußerlich verwende ich Sorion und Feuchtigkeitscreme, zur Reinigung Schwarze Seife und drei- bis viermal pro Woche ein Basenbad. Außerdem ein Steinölshampoo.
5. Du hast ja auch deine Ernährung im Zuge deiner aktuellen Behandlung umgestellt. Würdest du uns mehr über deine Ernährungsgewohnheiten erzählen?
Im Laufe der letzten drei Jahre habe ich mir schrittweise mehr Wissen über Ernährung und Nährstoffe angeeignet. Ich esse sehr gemüsereich, vorwiegend langkettige Kohlenhydrate, ballaststoffreich und wenn möglich unbehandelt. Saisonal und regional ist ein Muss. Außerdem versuche ich größtenteils basische Lebensmittel zu wählen. Nachtschattengewächse genieße ich nur in Maßen, auch wenn es mir schwerfällt. Ich setze mich viel mit Heilkräutern und Heilpflanzen auseinander und probier da auch viel aus. Alkohol ganz selten, da mich der Genuss um fast zwei Wochen jedes Mal zurückwirft. Zucker esse ich sehr selten, nehme aber gerne Alternativen wie Honig.
Frei von Lastern bin ich natürlich auch nicht. Das Rauchen aufzugeben, habe ich noch nicht geschafft, aber es ist definitiv ein Ziel von mir. Fleisch und Milchprodukte esse ich sehr wenig, in den Kaffee kommt nur Hafermilch. Für viele klingt das wahrscheinlich nach Verzicht, ist es aber keineswegs. Mich begeistert es sehr, immer Neues auszuprobieren. Industriell hergestellte Lebensmittel schmecken inzwischen furchtbar.
Inzwischen habe ich auch das Intervallfasten fest in mein Leben integriert.
6. Wie hat sich deine Schuppenflechte mit der Nährstofftherapie und der Ernährungsumstellung verändert? Hast du deine Erkrankung mittlerweile im Griff? Verschwinden die Symptome auch mal ganz?
Meine Lebensqualität ist wesentlich besser! Es sind nur noch wenige Stellen betroffen und die sind auch lange nicht mehr so schlimm entzündet wie früher. Ich gehe stark davon aus, dass ich im Sommer kurze Sachen tragen kann. Ich habe ein unglaublich gutes Körpergefühl entwickelt und merke recht schnell, wenn ich etwas nicht vertrage.
Abschließend muss ich natürlich betonen, dass es insgesamt ein langer Prozess war und ich auf anderen Ebenen natürlich auch arbeite. Beispielsweise hinterfrage ich mittlerweile viele Dinge, versuche meinen Seelenfrieden zu finden (Psychotherapie), habe meine Arbeit reduziert und versuche, meinen Freundeskreis zu pflegen und regelmäßig Sport zu treiben. Generell achte ich mittlerweile sehr darauf: Was will ich, was will ich nicht, wohin geht’s und so weiter! Ich bin sehr optimistisch, habe einen sehr guten Umgang mit der Erkrankung und bin nicht bereit, mein Leben von Schuppenflechte bestimmen zu lassen!
7. Benutzt du noch immer andere Medikamente zur Behandlung zum Beispiel bei akuten Schüben Kortisonsalbe?
Ich benutze lediglich ab und an Cremes mit dem Wirkstoff Calcipotriol. Kortison habe ich noch nie benutzt beziehungsweise nur einmal, beim Ausbruch der Erkrankung damals. Aber auch nur als Schutz für die Haut, wenn das Cignolin zu stark gewirkt hat.
8. Danke Annik für diesen ausführlichen Einblick in dein Leben und deine Behandlung der Schuppenflechte! Gibt es abschließend noch irgendetwas, was dir zu dem Thema auf dem Herzen liegt?
Ja! Abschließend möchte ich noch sagen: Es lohnt sich, andere Wege anzuschauen und nicht einfach blind der Schulmedizin zu vertrauen. Übernimm Eigenverantwortung! Ernährung ist ein entscheidender Faktor! Der menschliche Körper ist ein einziges Wunder und sollte so auch behandelt werden. Körperlich aber auch geistig-spirituell – eben auf allen Ebenen. Ein Auto würde ja auch kaputtgehen, wenn du Zucker in den Tank rieselst! Dem Menschen tut es ebenfalls nicht gut!
Nimm dich an, wie du bist: einzigartig und schön! Nimm dir nicht nur Dinge vor, sondern setze sie auch um und gib ihnen vor allem auch Zeit. Nutz die Informationsvielvalt des Internets, behalte aber immer auch einen kritischen Blick.
Ich hoffe, der ein oder andere kann etwas aus meiner Erfahrung für sich mitnehmen!
Liebe Annik! Farbenhaut dankt dir für das spannende Interview!
Poste Deine Fragen an Annik hier unter dem Artikel oder komm in unsere Facebook-Gruppe. Annik wird dort auch Fragen beantworten!
Wie geht es im nächsten Teil weiter?
Wir machen eine Woche Pause mit der Ernährungsserie und starten am 11. Januar mit dem Thema “Darm und Darmgesundheit”! Auch diesmal haben wir wieder Experten auf dem Gebiet, die uns helfen. Freu dich auf spannende Videos, Artikel und den ein oder anderen Erfahrungsbericht! Einen guten Rutsch und bis bald im neuen Jahr.
Julia unterstützt Farbenhaut seit Mai 2018. Sie leidet zwar nicht selbst an Psoriasis, kennt die Problematik aber durch Verwandte und Bekannte aus dem FF. Als absoluter Ernährungsprofi (Julia ist studierte Ökotrophologin) beschäftig sie sich mit den verschiedensten Aspekten der Krankheit.