Rund 13 Prozent der Kinder und zwei bis drei Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind von atopischer Dermatitis betroffen. Die Neurodermitis Behandlung ist somit ein allzeit präsentes Thema in vielen Familien. Denn als chronisch-entzündliche Hauterkrankung bedarf ein atopisches Ekzem nicht nur während einem akuten Schub, sondern auch in symptomfreien Phasen ausreichend Pflege.

Welche Behandlung bei Neurodermitis ist möglich? Und wie sollte eine langfristige Therapie bei Neurodermitis aussehen?

Neurodermitis Behandlung: Bedeutung und Wichtigkeit

Fällt die Diagnose Neurodermitis, so ist es wichtig, dass sich die Patienten eine Sache bewusst machen: Atopische Dermatitis ist nicht heilbar. Bis heute gibt es kein Heilmittel oder „die eine“ Therapielösung für jeden Betroffenen.

Eine konsequente und vor allem individuelle Therapie führt jedoch nicht selten dazu, dass sich die Symptome von Neurodermitis deutlich lindern. Patienten erreichen durch die Therapie häufiger symptomfreie Phasen und können diese auch dauerhaft stabilisieren.

Atopische Dermatitis ist jedoch sehr komplex und nimmt bei jedem Betroffenen eine individuelle Form und Ausprägung an. Die auslösenden Faktoren von Neurodermitis (Trigger), die Symptome bei atopischer Dermatitis und letztlich auch der Erfolg einer Behandlungsmaßnahme sind stets individuell und nicht vorhersehbar.

Umso wichtiger ist das Thema Information. Denn je intensiver sich ein Patient mit seiner Erkrankung auseinandersetzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er „die Behandlung“ für seine eigene Neurodermitis findet. Symptome wie starker Juckreiz können dann gezielt gelindert werden, die Hautbarriere und das Immunsystem gestärkt und neue Schübe aktiv vermieden werden.

Je intensiver du dich mit deiner Hauterkrankung beschäftigst, desto besser stehen die Chancen, dass du deine individuellen Trigger erkennst und diese vermeiden kannst. Kombiniert mit einer konsequenten Basistherapie bist du dann auf dem besten Weg zu einem möglichst beschwerdearmen Verlauf.

Neurodermitis Behandlung: Ein Überblick möglicher Maßnahmen

Heutzutage gibt es eine lange Liste möglicher Maßnahmen, die bei einer Neurodermitis Behandlung und langfristigen Therapie Anwendung finden. Wir geben dir im Folgenden einen Überblick der verschiedenen Möglichkeiten.

Vier-Stufen-Therapieplan

Bei der Therapie von atopischer Dermatitis geht es vordergründig darum, die Hautbarriere und das Immunsystem zu stärken sowie Entzündungsreaktionen zu reduzieren und zu lindern. Ärzte setzen dabei auf verschiedene Säulen, die in einem sogenannten Vier-Stufen-Therapieplan festgehalten werden:

Bei der trockenen Haut der Stufe 1 gilt es, Schüben vorzubeugen. Dies gelingt, indem Patienten individuelle Trigger bei Neurodermitis (Stress, Wollkleidung, trockene Luft, und viele andere) vermeiden und die Haut im Rahmen der Basistherapie ausreichend und konsequent pflegen.

  • Stufe 2 (trockene, schuppige Haut, leichte Ekzeme, Juckreiz):

Sind bereits leichte Ekzeme erkennbar, greift die Behandlungsstufe 2. Ärzte empfehlen an dieser Stelle häufig zusätzlich die äußerliche Anwendung von schwachen bis mittelstarken Glukokortikoidenoder und Calcineurinhemmern. Zudem können juckreizstillende Medikamente und antiseptische Mittel zum Einsatz kommen.

  • Stufe 3 (trockene, schuppige Haut, mittelschwere Ekzeme, Hautverdickung und Knötchenbildung, Juckreiz):

Die dritte Stufe wird von mäßig schweren Ekzemen begleitet und kann durch stärkere Kortison-Präparate und Calcineurin-Inhibitoren (äußere Anwendung) behandelt werden.

  • Stufe 4 (trockene, schuppige Haut, andauernde schwer ausgeprägte Ekzeme, Hautverdickung, Knötchenbildung, Nässen, starker Juckreiz):

Die vierte Stufe wird gezeichnet durch schwere und andauernde Ekzeme. Neben den bereits bei den anderen Stufen angewandten Maßnahmen, verschreibt der Arzt häufig Immunsuppressiva (beispielsweise Ciclosporin A), die das Immunsystem hemmen. Auch das Biologikum Dupilumab kann als Therapie-Maßnahme Anwendung finden.

Der Vier-Stufen-Therapieplan dient vielen Ärzten und Patienten zur Orientierung. Natürlich muss dieser auf jeden Betroffenen individuell ausgelegt und mit spezifischen Maßnahmen ergänzt werden.

Basistherapie in der Neurodermitis Behandlung: Vorbeugen ist besser als behandeln

Grundlegende Therapie beim atopischen Ekzem ist bei jedem Patienten eine konsequente Basistherapie. Die tägliche Pflege darf nicht vernachlässigt werden, auch in symptomfreien Phasen.

Empfohlen wird hierzu eine rückfettende und feuchtigkeitsspendende Creme. Idealerweise kommen Cremes und Lotionen nach jedem Duschen oder Baden sowie vor dem Schlafengehen zur Anwendung. Denn insbesondere nachts leiden viele Betroffene unter starkem und quälendem Juckreiz.

Cremes und Salben mit Harnstoff beispielsweise lindern die Symptome und insbesondere den Juckreiz und pflegen die Haut intensiv. Aber auch Zusätze wie Glycerin, Ceramide, Phosphatidylcholin und D-Panthenol können Linderung schaffen.

Ob Creme, Salbe oder Lotion die beste Wahl ist, hängt nicht zuletzt vom Zustand der Haut ab. Entscheidend ist hierbei das Verhältnis von Fett zu Wasser im jeweiligen Produkt. Dein Arzt oder Apotheker werden dir bei der Auswahl helfen und Empfehlungen aussprechen.

Sind die Symptome jedoch, wie im Stufenplan beschrieben, stärker ausgeprägt, kann eine medikamentöse Therapie Linderung verschaffen. In der Regel werden Kortison-Präparate verwendet, um akuten Schüben entgegenzuwirken.

Vermeidungsstrategie (Karenzen): Trigger vermeiden

Auslösende Faktoren (auch Provokationsfaktoren oder Trigger genannt) sind innere und äußere Einflüsse, die die Erkrankung und deren Symptome begünstigen können.

Zu den häufigsten Provokationsfaktoren zählen beispielsweise Allergene, Infektionen, Klimafaktoren, Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Umweltschadstoffe. Diese Trigger sind zahlreich, sehr individuell und entfalten ihre Wirkung als Auslöser eines neuen Schubes nicht bei jedem Betroffenen im gleichen Maße.

Wichtig ist es daher, seine individuellen Provokationsfaktoren zu identifizieren und diese schließlich weitestgehend zu vermeiden, um so eine Verschlechterung des Hautzustandes zu umgehen.

Die Vermeidung solcher identifizierten Faktoren ist der Kern der Vermeidungsstrategie (Karenz).

Äußerliche (topische) medikamentöse Behandlung

Lokal angewendete Medikamente werden zur Linderung des Juckreizes und/oder zur Hemmung von Entzündungen angewendet. Die Wirkstoffe werden in Form von Salben und Cremes genau an den Stellen aufgetragen, an denen sie wirken sollen.

Häufig eingesetzt werden zur lokalen (äußeren) medikamentösen Behandlung die folgenden Wirkstoffe:

  • Kortison (Glukokortikosteroide),
  • Calcineurin-Inhibitoren (Pimecrolimus und Tacrolimus),
  • Polidocanol,
  • Zink,
  • Gerbstoffe,
  • Harnstoff (Urea),
  • Teer oder
  • Linolsäure.

Diese Wirkstoffe eigenen sich auch als proaktive Therapieform, um vorbeugend das Risiko für einen neuen Schub zu reduzieren. Zusammen mit deinem Arzt könnt ihr einen Zeitplan erstellen, wann welche topische Behandlung sinnvoll und geeignet ist.

Innerliche (systemische) medikamentöse Behandlung

In akuten Phasen und bei schweren Verläufen wird es möglicherweise notwendig sein, eine vorübergehende innerliche Anwendung (systemisch) durchzuführen. Bei der systemischen Behandlung von atopischer Dermatitis werden diverse Wirkstoffe in Form von Tabletten, Kapseln, Tropfen, Säften, Spritzen oder Infusionen angewendet.

Häufig eingesetzte Wirkstoffe bei systemischer medikamentöser Behandlung unterdrücken beispielsweise die Immunabwehr oder blockieren die Andockstellen von Botenstoffen. Dazu zählen:

  • Ciclosporin A,
  • Dupilumab (Biologika),
  • Orale Glukokortikoide (wie Ciclosporin) oder
  • Antihistaminika.

Eine systemische Behandlung muss vom behandelnden Arzt überwacht werden und darf nie plötzlich abgebrochen werden, sondern muss ausschleichend beendet werden.

Ergänzende Maßnahmen

Neben einer ausgiebigen Basispflege, der Vermeidung von auslösenden Reizen sowie medikamentöser Therapie gibt es auch eine Vielzahl an zusätzlichen Maßnahmen, die ergriffen werden können.

Doch auch hier gilt: Alles kann – nichts muss. Viele der folgenden Behandlungsansätze bewirken bei einigen Patienten wahre Wunder in Hinsicht auf die Linderung der Symptome – bei anderen Patienten hingegen lässt sich keinerlei Besserung erkennen.

So hilft beispielsweise bei einigen Betroffenen eine Lichttherapie (Phototherapie, Balneo-Phototherapie oder PUVA), um Entzündungsprozesse im Körper zu hemmen.

Aber auch Homöopathie, Schüssler-Salze, Hausmittel wie kalte Umschläge, eine Klimatherapie oder die Umstellung der Ernährung können Symptome lindern und Schübe abklingen lassen. Auch ein Allergietest und eine dementsprechende Hyposensibilisierung können dafür sorgen, dass eine Besserung des Krankheitsbildes eintritt und neue Schübe reduziert werden.

Um Stress als potentiellen Trigger zu meiden, bietet sich neben diversen Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training auch psychologischer Beistand an. Dieser Faktor sollte keinesfalls unterschätzt werden, da viele Patienten bei chronischen Erkrankungen ernste psychische und emotionale Probleme entwickeln.

Neurodermitis Behandlung bei Kindern

Grundsätzlich unterscheidet sich die Behandlung eines atopischen Ekzems bei Kindern nicht von den Maßnahmen bei Erwachsenen.

Auch hier ist eine konsequente Basistherapie die Grundlage jeglicher Therapie. Ebenso das Vermeiden von potenziellen Triggern. Obwohl es im Säuglings- und Kleinkindalter noch schwierig ist, auf genügend Erfahrungswerte und deutliche Kommunikation mit dem betroffenen Kind zu setzen.

Vorsicht ist hingegen beim Thema Medikamente geboten. Die Haut von Säuglingen und Kindern ist deutlich empfindlicher als bei Erwachsenen. Die Wirkung tritt häufig bereits bei kleineren Mengen und auch schneller ein – gleiches gilt allerdings auch für mögliche Nebenwirkungen. Daher sollten Eltern die Neurodermitis Behandlung bei Kindern immer nur in Rücksprache mit einem Arzt durchführen.

Besonders wichtig ist zudem, dass Eltern und auch das Kind selbst den richtigen Umgang mit Neurodermitis erlernen. Dazu gehören auch Fragen rund um die richtige Kleidung, Ernährung, Kratzverhalten sowie der psychologische und emotionale Beistand der Eltern für das betroffene Kind.

Mit konsequenter Neurodermitis Behandlung zu mehr Lebensqualität

Das atopische Ekzem kann in allen Altersgruppen auftreten und zeigt je nach Alter spezifische Symptome. Während der quälende Juckreiz bei allen Betroffenen signifikant ist, leiden Babys besonders häufig unter Ekzemen im Gesicht, wohingegen sich mit zunehmendem Alter die betroffenen Stellen über den gesamten Körper ausbreiten und zudem weitere Probleme, wie etwa Verdauungsprobleme, in Erscheinung treten können.

Jedoch gibt es verschiedene Ansätze und Methoden der Therapie. Am bewährtesten ist der sogenannte Vier-Stufen-Plan, der die Interventionen auf den Grad des akuten Schubs abstimmt. Neben der grundlegenden Basispflege der Haut und medikamentösen Ansätzen gibt es zudem eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und Schübe zu mildern.

Wichtig ist in jedem Fall, dass eine Neurodermitis Behandlung stets individuell auf die Symptome und Beschwerden des Patienten ausgelegt werden muss.

Wie sieht deine aktuelle Behandlung aus? Welche Erfahrungen hast du bereits mit den einzelnen Maßnahmen gesammelt? In unserer Facebook-Gruppe kannst du dich mit vielen anderen Betroffenen austauschen!

FAQ zu Neurodermitis Behandlung

Was hilft bei Neurodermitis?

Das atopische Ekzem ist bis heute nicht heilbar. Ziel der Therapie ist stets die Linderung der Symptome und das Vermeiden von neuen Schüben. Jeder Patient muss die, für sein Krankheitsbild geeignete, Behandlung identifizieren. Neben einer konsequenten Basistherapie gehört auch das Vermeiden der individuellen Trigger dazu. Darüber hinaus kann der Arzt bei Bedarf auch eine topische oder systemische medikamentöse Behandlung anordnen.

Was ist eine Basistherapie?

Die Basistherapie bildet die Grundlage einer jeden Neurodermitis Therapie. Hierbei geht es um die konsequente Pflege der Haut mit rückfettenden, feuchtigkeitsspendenden und pflegenden Cremes, Salben und Lotionen. Diese gilt es unbedingt auch in symptomfreien Phasen durchzuführen, um neuen Schüben vorzubeugen.

Ab wann sind Medikamente bei Neurodermitis nötig?

Wenn die Symptome bei einem Patienten eine stärkere Ausprägung annehmen, hilft häufig nur noch eine medikamentöse Therapie. Im ersten Schritt kommen hierbei häufig Kortison-Präparate zum Einsatz. Um die Entzündung zu hemmen und Linderung zu verschaffen, werden je nach Schwere der Symptome entweder Wirkstoffe in Form von Salben und Cremes aufgetragen oder aber in Form von Tabletten, Kapseln oder Infusionen angewendet.

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Quellen:

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